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Explodierende Corona-Zahlen in Moskau
Wer im Restaurant arbeitet, muss sich impfen lassen

Die Spritze ist höchst unpopulär: Obwohl die Menschen seit Monaten freien Zugang zu Impfungen haben, sind in Moskau nur 15 Prozent geimpft.
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Schon die ganze Woche haben die Moskauer zwangsfrei, wie zu Beginn der Corona-Pandemie vergangenes Jahr. Damals folgte den Extraferien ein harter Lockdown, der die Moskauer länger als zwei Monate in ihre Wohnungen sperrte. Doch danach kehrte die Stadt – und das ganze Land – schnell zur Normalität zurück. Die Moskauer können längst wieder ins Kino, ins Schwimmbad, in Bars und Diskotheken gehen. Corona war in Russland kein grosses Thema mehr.

Doch das ändert sich gerade dramatisch. Die Zahlen schiessen nach oben, die grossen Feldspitäler sind wieder geöffnet worden. In den letzten Tagen sind die Infektionszahlen in Moskau von 3000 auf 9000 am Freitag gestiegen – der höchste Wert seit Beginn der Pandemie. Deswegen empfiehlt Sobjanin allen über 65-Jährigen, zu Hause zu bleiben. Er bittet die Unternehmen, ein Drittel ihrer Mitarbeiter weiter von zu Hause aus arbeiten zu lassen. Bars und Restaurants müssen spätestens um 23 Uhr schliessen, Spiel- und Sportplätze werden gesperrt. In den Parks dürfen die Moskauer nur noch spazieren gehen.

Auch Petersburg macht allmählich dicht

Nicht viel besser sieht es in der zweitgrössten Stadt aus: In Sankt Petersburg schien die Pandemie fast vergessen, alles konzentrierte sich auf die Fussball-Europameisterschaft. Die Stadt beherbergt sechs Gruppenspiele und einen Viertelfinal. Die Touristen sind zurück, die Gastronomen freuen sich, es herrscht Feierstimmung. Die bremsen die Behörden nun mit ersten Verboten, öffentliche Veranstaltungen werden eingeschränkt, Essen in Einkaufszentren ist verboten, in Kinos darf nur noch jeder zweite Platz besetzt werden.

Für das Fussballstadion gilt diese 50-Prozent-Auslastung ohnehin schon. Doch Fans sollen nun auch unter freiem Himmel Masken tragen und sich ihren Proviant selbst mitbringen. Die Essensstände vor Ort sind seit Donnerstag geschlossen.

Verbote und Zwangsferien sollen einen neuen Lockdown verhindern: In Moskau sind auch Spiel- und Sportplätze geschlossen.

Das Beunruhigendste sei, dass laut Ärzten so viele Schwerkranke unter den Infizierten seien, schreibt Moskaus Bürgermeister Sobjanin in seinem Blog. Und zwar nicht nur in den Risikogruppen: «Sogar junge Menschen sind schwer erkrankt. Es ist unmöglich, auf diese Situation nicht zu reagieren.» Schon während der ersten Welle war Sobjanin einer, der entschieden durchgegriffen und sich gegen schnelle Lockerungen gewehrt hatte. Gegen den Kreml konnte er sich aber nicht durchsetzen.

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Die russische Regierung stellt die Lage gerne so dar, als hätte man die Pandemie besser gemeistert als die westlichen Staaten. Dabei hat man sie vor allem besser schöngeredet: Offiziell sind knapp 127’000 Menschen im Land wegen Corona gestorben. Schon das ist ein trauriger Rekord in Europa. Und die Übersterblichkeit seit Beginn der Pandemie weist darauf hin, dass es wohl mindestens dreimal so viele gewesen sind.

Der Kreml hat früh aufs Impfen gesetzt. Neben Sputnik sind inzwischen auch Epivac-Corona und Covivac verfügbar, dazu kommen zwei weitere russische Impfstoffe. Doch die Impfquote bleibt tief. In Moskau sind laut Sobjanin nur 15 Prozent der Menschen geimpft. Dabei kann sich seit Dezember praktisch jeder impfen lassen, ohne Termin, ohne Wartezeit. Die meisten Russen wollen einfach nicht: Im Mai ergab eine Umfrage, dass mehr als 60 Prozent die Impfung ablehnen. Mehr als die Hälfte der Befragten gaben an, keine Angst vor einer Ansteckung zu haben.

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Zumindest Sobjanin lässt das verzweifeln: «Solange wir nicht für echte Massenimpfungen sorgen, wird die Stadt ständig Fieber haben.» Deshalb hat er die Impfung in Moskau jetzt zumindest für Teile der Bevölkerung für obligatorisch erklärt: Wer im Dienstleistungssektor arbeitet, muss bis Mitte August vollständig geimpft sein.

Betroffen sind rund zwei Millionen Menschen, unter ihnen Taxifahrer und Angestellte im Gastgewerbe. Und diesmal scheint sich der Kreml hinter die Massnahmen zu stellen, die in der Bevölkerung höchst unpopulär sind.