Corona-Impfpass in DänemarkWer geimpft ist, erhält künftig in Dänemark einen speziellen Pass
Die Regierung in Kopenhagen plant die Entwicklung eines digitalen Corona-Passes, der Lockerungen der Pandemiemassnahmen für Geimpfte ermöglichen soll.
Dänemark führt Ende Februar einen Corona-Impfpass ein, der Geimpften zunächst die Möglichkeit zum Reisen und in einer späteren digitalen Version womöglich weitere Ausnahmen von den Corona-Regeln verschaffen soll. «Die dänische Gesellschaft muss vorankommen», sagte der dänische Steuerminister Morten Bodskov am Mittwoch. Der Pass solle zu einer «schrittweisen und angemessenen» Öffnung des Landes beitragen, teilte die Regierung mit. Er werde entwickelt in Zusammenarbeit mit Vertretern der Industrie und des Kulturlebens. Wirtschaftsvertreter erklärten bei der Pressekonferenz, sie versprächen sich von dem Corona-Impfpass auch eine Wiederbelebung der Veranstaltungs- und Eventbranche.
Ende dieses Monats schon soll es eine Version des Passes zum Herunterladen von der Website der Gesundheitsbehörde geben. Geschäftsleuten soll damit zunächst das Reisen erleichtert werden. Ziel allerdings ist die Entwicklung eines digitalen Corona-Passes, der schon in drei bis vier Monaten allen dänischen Bürgern zur Verfügung stehen soll. «Es wird ein zusätzlicher Pass sein, den Sie auf Ihrem Mobiltelefon haben können, und der dokumentiert, dass Sie geimpft wurden», sagte Steuerminister Bodskov. Dänemark werde dazu den Vorsprung nutzen, den es auf dem Feld der Digitalisierung habe: «Wir können zu den Ersten auf der Welt gehören, die so etwas haben.»
Spaltung der Gesellschaft?
An der Pressekonferenz nahmen auch die Vorsitzenden des Industrieverbandes Dansk Industri, Lars Sandahl Sorensen, und der Dänischen Handelskammer, Brian Mikkelsen, teil. Beide hatten zuletzt öffentlich einen digitalen Corona-Impfpass gefordert. Der nun vorgestellte Pass könne «die Mobilität wiederherstellen, von der wir sehr abhängig sind», sagte Industrieverbandschef Sorensen.
Sorensen sagte zwar, der Pass dürfe nicht zur Spaltung der Gesellschaft «in ein A-Team und ein B-Team» führen. Es wurde aber deutlich, dass die Wirtschaftsvertreter sich über eine Erleichterung der Reisemöglichkeiten hinaus von der Einführung des Passes auch weitere Privilegien für geimpfte Bürger versprechen: Man könne damit «schrittweise die Wiedereröffnung der Gesellschaft beginnen», sagte Handelskammerchef Mikkelsen. Der Pass sei «ein Licht am Ende des Tunnels» auch für die Veranstaltungs- und Eventbranche.
Ob der Pass den Geimpften dann wirklich Zutritt verschafft zu Restaurants, Bars, Konzerten oder Festivals, sei im Moment noch nicht entschieden, sagte Steuerminister Bodskov. In erster Linie gehe es jetzt darum, «eine technologische Lösung bereitzustellen». Die politische Diskussion über den Einsatz des Impfpasses werde nun im Parlament folgen.
Zuerst müsse sich unter anderem die Wissenschaft noch Klarheit verschaffen über die genaue Wirkung von Impfstoffen, heisst es in einer Presseerklärung der Regierung. So sei noch immer nicht geklärt, ob ein Geimpfter trotz Impfung andere Menschen anstecken könne: «Daher wird die Regierung erst später eine endgültige Entscheidung darüber treffen, ob der digitale Corona-Pass für andere Zwecke als für den des Reisens verwendet werden darf.»
WHO gegen Impfpass
Die Dänen sind nun jedenfalls die Ersten, die die Einführung eines digitalen Coronaimpfpasses ankündigen. Estland hatte 2020 erklärt, einen «digitalen Immunitätspass» testen zu wollen, der all jenen Bürgern zur Verfügung stehen solle, die von einer Covid-19-Infektion genesen sind. Allerdings sind auch hier noch immer Fragen offen, etwa wie lange eine solche Immunität anhält. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte sich aufgrund all der ungeklärten Fragen erst Mitte Januar «für den Moment» erneut gegen eine Einführung von Corona-Impfpässen ausgesprochen. Gegen einen Pass, so die WHO, spreche auch die Tatsache, dass Impfstoffe noch immer in nur geringer Menge für nur wenige Menschen zur Verfügung stünden.
Dänemark impft dabei schneller als alle anderen europäischen Staaten. Einer Studie der Universität Oxford zufolge hatten Ende Januar schon 1,42 Prozent der dänischen Bevölkerung zwei Impfdosen erhalten.
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