Wer bezahlt die 100'000 Franken für die Suche?
Nach dem Lawinenunglück im Wallis belaufen sich die Kosten der Suche nach den Vermissten bereits auf über 100'000 Franken. Wer wird diese Rechnung bezahlen?
Am Dienstag wurde das dritte Todesopfer des Lawinenunglücks vom Wochenende geborgen. Die formelle Identifikation ist noch im Gange, eine Person bleibt nach wie vor vermisst.
Nun stellt sich sowohl für die Einsatzkräfte als auch die Angehörigen die Frage, wann der Zeitpunkt für das Einstellen der Suche nach dem letzten Vermissten gekommen ist. In dieser Entscheidung spiele auch der Kostenaspekt eine Rolle, berichtet «24 Heures». Denn die Suchaktion nach einer vermissten Person ist nach einer gewissen Zeit gesetzlich nicht mehr versichert.
Überlebenschance muss bestehen
Zurzeit werden die Kosten auf 100'000 Franken geschätzt. Neben den entsandten Rettungskräften wurden bisher fünf Helikopter eingesetzt. Doch wer zahlt am Schluss diese Rechnung? Den grössten Teil übernimmt die Versicherung: «Von der Suva gibt es eine finanzielle Unterstützung, solange erfahrungsgemäss noch eine Überlebenschance besteht», so Jean-Luc Alt, Mediensprecher der Suva.
Für Arbeitnehmer soll zudem die Grundversicherung die entstandenen Beträge grundsätzlich abdecken. Jedoch wird nur die Hälfte der Kosten, maximal jedoch 5000 Franken pro Jahr, zurückerstattet. Eine weitgehend unzureichende Summe, wenn man bedenkt, dass die Kosten im Durchschnitt zwischen 1000 und 50'000 Franken liegen. Zusatzversicherungen können diese Lücke mehr oder weniger weit schliessen. In einigen Fällen tragen ausserdem die Rettungsunternehmen die Kosten selbst, sofern man Gönner ist. Bei einem Einsatz der Rega können beispielsweise drei Millionen Personen von dieser Regelung Gebrauch machen.
Kosten vs. Gefahr einer Suche
Es stellt sich auch die Frage nach der Haftung und Verantwortung der Opfer selbst. Gemäss Jean-Luc Alt reagiere nach jeder Lawine die Hälfte der Leute mit der Forderung, «dass dem Leichtsinnigen die Rettung verrechnet werden sollte», und nicht der Gesellschaft. Zwar sehe das Gesetz bereits vor, dass eine Entschädigung nach einem Unfall im Falle von «rücksichtslosem Handeln» reduziert werden kann. Dies käme jedoch äusserst selten zur Anwendung.
Ob eine Suche weitergeführt oder eingestellt wird, hängt neben der Kostenfrage auch oft von der Gefahr ab, die die Operation für die Retter darstellt. «Das Ziel ist, dass wir alle nach Hause gehen», sagt Gaspoz. Wenn die Familie aus finanziellen oder anderen Gründen aufgeben muss, hiesse das jedoch nicht, dass alles aufhört. «Die Kantonspolizei gibt niemals auf und unser Einsatz ist kostenlos», sagt Stève Léger, Sprecher der Walliser Polizei. Daher sind regelmässige Untersuchungen auch dort vorgesehen, wo eine aktive Suche eingestellt worden ist.
Die Entscheidung liegt bei den Angehörigen. «Wir präsentieren den Angehörigen immer mehrere Möglichkeiten, weil es ihre Entscheidung ist,» sagt Pascal Gaspoz, Leiter der Rettungshilfefirma Air-Glaciers. «Wir machen das Maximum. Auch für uns ist es ein Misserfolg, wenn man die vermisste Person nicht zurückbringen kann.»
Suche wegen schlechten Wetters unterbrochen
Die Lawine hatte am Freitag sechs Variantenskifahrer mitgerissen. Zwei konnten kurze Zeit später befreit werden. Zwei Franzosen im Alter von 20 und 25 Jahren wurden am Samstag tot aufgefunden. Beide befanden sich unter einer sechs Meter dicken Schneeschicht. Keiner der Skifahrer trug ein Suchgerät für Lawinenverschüttete (LVS) auf sich. Wegen schlechten Wetters konnte die Suche am Sonntag nicht fortgesetzt werden. Auch am Montag ging die Suche nach den beiden noch vermissten Männern nicht weiter, erst am Dienstag wurde sie wieder aufgenommen.
Noch vor dem Auffinden des dritten Todesopfers am Dienstag räumte man den letzten Vermissten keine Überlebenschancen mehr ein. Vermisst wurden noch ein 32-jähriger Franzose und ein 57-jähriger Schweizer aus dem Kanton Waadt. Welches der beiden Opfer am Dienstag gefunden wurde blieb zunächst unklar.
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