Wenn Sportler überfallen werden«Der dümmste Dieb» – er provoziert den schnellsten Mann der Welt
Immer wieder werden Athleten und Athletinnen Opfer von Überfällen. Das kann für die Täter auch mal gewaltig nach hinten losgehen.
Als wäre der vergangene Sonntag für Carlos Sainz nicht schon hart genug gewesen. Da wehrte sich der Spanier in seinem Ferrari während des gesamten Grand Prix von Italien gegen die Attacken der Red Bull von Max Verstappen sowie Sergio Pérez und die Angriffe seines Teamkollegen Charles Leclerc – da wird er auch noch Opfer eines Überfalls. Von Monza ins Hotel nach Mailand gereist, wird ihm auf offener Strasse seine 300’000-Euro-Uhr der Marke Richard Mille entrissen.
Drei Männer zwischen 18 und 20 Jahren verwickeln ihn in ein Gespräch, während dessen sie ihm die Uhr abnehmen können. Weit aber kommen sie nicht, einen stellt Sainz, die anderen zwei werden von Fussgängern festgehalten. Ferrari-Piloten und ihre Luxusuhren, das ist so eine Sache: Im Vorjahr wurde in der toskanischen Küstenstadt Viareggio schon Leclercs Schmuckstück geklaut. Sie reihen sich damit ein in eine illustre Runde von Sportlern, auf die es Verbrecher abgesehen hatten. Eine Auswahl.
An den Schnellsten geraten
Es ist im Spätsommer 1999 für Sprinter Maurice Greene ein Warmlaufen der besonderen Art. Am Flughafen im spanischen Sevilla, dem Austragungsort der Leichtathletik-WM, wartet er mit seinen Kollegen des US-Teams, als sich ein Mann mit Sonnenbrille nähert. Greene, der erst wenige Wochen zuvor in 9,79 Sekunden den Weltrekord über 100 Meter aufgestellt hat, sieht, wie dieser den Pass von Hürdensprinter Larry Wade aus dessen Rucksack klaut und davonrennt. Greene beendet den Fluchtversuch nach wenigen Metern, und die Sportzeitung «As» titelt: «Der dümmste Dieb der Welt». Die aussergewöhnliche Vorbereitung hilft: Ein paar Tage später läuft Greene in 9,80 Sekunden zum WM-Titel.
Plötzlich hat sie das Messer am Hals
Der Mann gibt sich als Handwerker aus, als er im Dezember 2016 im tschechischen Prostejov an einer Wohnungstür klingelt. Petra Kvitova ist die Frau, die ihm öffnet, die Tennisspielerin, die 2011 und 2014 in Wimbledon gewann. Sie solle doch rasch warmes Wasser laufen lassen in der Küche, bittet er sie.
Kvitova tut das, «und in diesem Moment hatte ich ein Messer am Hals», sagt sie später. Sie wehrt sich, versucht, die Klinge wegzureissen, und erleidet dabei Schnittverletzungen an der linken Hand. Der Mann lässt von Kvitova ab, er fragt, wie viel Geld sie in der Wohnung habe, und macht sich schliesslich mit 10’000 Kronen (knapp 400 Schweizer Franken) davon. Er wird später verurteilt.
Und Kvitova? Die Zeichen stehen nicht gut, derart beschädigt ist ihre Hand. Doch sie kämpft sich zurück, schafft es 2019 auf Rang 2 der Welt und gewinnt weiter Turniere, zuletzt im Juni in Berlin.
Als die Uhr zurück ins Auto fliegt
Es ist eigentlich ein normaler Tag für Valon Behrami. Sein Training ist gerade vorbei, er will sich auf den Weg nach Hause machen, um sein Auto herum versammeln sich Napoli-Fans. Der frühere Schweizer Nationalspieler unterschreibt ein paar Trikots und andere Utensilien – und staunt plötzlich nicht schlecht. Aus dem Getümmel fliegt ein zerknülltes Stück Zeitung in sein Auto. Darin eingewickelt: eine Luxusuhr. Seine Luxusuhr.
Diese wird Behrami einige Monate davor, im Dezember 2012, geklaut. Auch hier sitzt er im Auto. Die zwei Täter schlagen den Seitenspiegel ein, sie sind bewaffnet und Teil einer Bande, die es in dieser Zeit immer wieder auf Napoli-Spieler abgesehen hat. Neben Behrami werden in den Jahren 2011 und 2012 auch Clubgrössen wie Marek Hamsik, Ezequiel Lavezzi oder Edinson Cavani bestohlen.
In den Medien heisst es später, es handle sich bei den Überfällen um Racheakte von mafianahen Anhängern, die enttäuscht waren, weil die Spieler ihren Einladungen zu Fananlässen nicht Folge leisteten. Behrami erkennt schliesslich einen der Täter vor Gericht wieder – und eben, die Uhr hat er auch zurück, wenn auch auf etwas eigentümlichem Weg.
Er suchte ausgerechnet eine Kämpferin aus
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Wer die junge Frau sieht, errät ihren Beruf kaum. So erging es auch einem Räuber in Rio de Janeiro, sonst hätte er es sich wohl nochmals überlegt mit seinem Vorhaben. Polyana Viana ist eine zierliche Frau, 1,70 Meter gross, 52 Kilogramm schwer. Auch lächelt sie oft – wenn sie nicht gerade ihren Job ausübt. Die Brasilianerin ist professionelle Mixed-Martial-Kämpferin, sie prügelt in Käfigen also auf Gegnerinnen ein.
Nun also kommt im Januar 2019 ein Mann auf die Idee, sie zu bestehlen. Er setzt sich neben Viana, fordert sie auf, ihm ihr Handy auszuhändigen, und droht mit einer Waffe. Als Viana bemerkt, dass diese nicht echt ist, sondern aus Karton, schlägt sie zu. «Zwei Schläge, ein Tritt», sagt sie später. Dana White, Chef der Kampfserie UFC, stellt das Bild des blutüberströmten Angreifers und der Sportlerin auf Instagram. Seine Worte dazu: «Auf der linken Seite ist Polyana Viana, eine unserer Kämpferinnen, zu sehen, auf der rechten der Junge, der versucht hat, sie auszurauben.» Hashtag: «Eine verdammte Scheissidee.»
Der erfundene Überfall
Es gibt rund um die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro immer wieder Geschichten über bewaffnete Raubüberfälle auf Athleten und Teammitglieder. Doch nicht alle sind auch wahr. Die Angriffe nutzen vier US-Schwimmer um Sechsfach-Olympiasieger Ryan Lochte zu ihren Gunsten. Nachdem sie angetrunken an einer Tankstelle randaliert haben, werden sie vom Wachmann gestellt.
Dieser zückt eine Pistole, damit die Athleten vor Ort bleiben, bis die Polizei eintrifft. Doch die Randalierer und der Sicherheitsmann können sich vorher (finanziell) einigen. Um den Vorfall zu vertuschen, erzählen die vier später, auf dem Weg ins Olympische Dorf nach einer Party ausgeraubt worden zu sein. Bilder von Überwachungskameras entlarven sie allerdings, schliesslich geben sie die Lüge zu. Lochte wird für zehn Monate gesperrt, Werbepartner springen ab, und er muss eine Busse bezahlen.
Das lässt sich der Verteidiger nicht bieten
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Man braucht nicht Boxer zu sein, um Räuber in die Flucht zu schlagen. Das beweist der bosnisch-deutsche Fussballer Sead Kolasinac im Sommer 2019. Zusammen mit Arsenal-Teamkollege Mesut Özil ist er mit dem Auto mitten in London unterwegs, als ein maskierter Mann gegen die Tür tritt. Zusammen mit einem Komplizen und mit einem Messer bewaffnet hat er es wohl auf die teure Uhr von Kolasinac abgesehen. Doch der Verteidiger steigt aus und vertreibt die Angreifer, indem er auf sie zustürmt – während Özil vor Schreck mit dem Auto davonfährt.
Der Goalie, der gefesselt wird
Wurde einmal herausgefunden, wo sie leben, sind Fussballspieler leichte Opfer für Einbrecher, schliesslich ist ein Teil ihres Arbeitsplans recht einfach einsehbar. Und in welchem Beruf sonst schaut einem die Familie bei der Arbeit gleich vor Ort zu?
Es kommt also hin und wieder vor, dass Villen von Fussballern leer geräumt werden, Paris ist diesbezüglich offenbar ein besonders heisses Pflaster. Marco Verratti, Thiago Silva, Mauro Icardi, sie alle und noch mehr kamen nach Spielen mit Paris St-Germain schon nach Hause und stellten fest, dass eingebrochen worden war.
Bei Gianluigi Donnarumma aber ist die Situation in diesem Juli eine andere. Der PSG-Goalie ist zum Zeitpunkt des Einbruchs nämlich mit seiner Freundin zu Hause. Mehrere Personen verschaffen sich Zugang zum Haus, schlagen und fesseln die beiden. Erst viel später kann sich das Paar befreien und die Polizei rufen.
Donnarumma und seine Freundin kommen mit dem Schrecken davon und die Einbrecher mit einer Beute im Gegenwert von einer halben Million Euro.
Als der Hund zum Star wird
In der Welt des Sports werden nicht nur Sportler und Sportlerinnen bestohlen. Legendär ist der Fall des verschwundenen WM-Pokals, auch, weil Diebe gleich zweimal zuschlagen. 1966 ist es zum ersten Mal so weit. Vor der WM in England findet in der Londoner Westminster Hall eine Briefmarkenausstellung statt, die Jules-Rimet-Trophäe wird dort präsentiert – und gestohlen. Umgerechnet 180’000 Franken Lösegeld fordern die Diebe.
Der Fall ist spektakulär – und die Lösung von grossem Unterhaltungswert. Eine Woche nach dem Vorfall erschnüffelt ein Hund namens Pickles, ein Collie-Mischling, den Pokal bei einem Spaziergang, er liegt in Zeitung eingewickelt im Gebüsch. Pickles wird zum Star, und Besitzer David Corbett kassiert 70’000 Franken Finderlohn. Ein Jahr später stirbt Pickles, als er mit seinem Halsband in einem Zaun hängen bleibt.
Der Pokal aber ist wieder zurück an seinem Ort und wandert 1970 nach Brasilien, als die Südamerikaner zum dritten Mal Weltmeister werden. 1983 wird dieselbe Trophäe aus einer Vitrine des brasilianischen Verbandssitzes entwendet und von den Dieben eingeschmolzen. Diese werden später gefasst. Aber der Pokal ist diesmal nicht mehr zu retten.
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