AboFrontex-Chef im Interview«Wenn ich das Sterben stoppen könnte, würde ich das morgen tun»
Frontex-Chef Hans Leijtens über die verhängnisvolle Route des Unglücksschiffs, das brutale Geschäft der Menschenschmuggler und die Rolle, die seine Behörde an Europas Grenzen spielen soll.
Herr Leijtens, das Leid an Europas Grenzen ist für Sie sehr nah. In Ihrem Lagezentrum, sieben Stockwerke unter uns, zeigen Bildschirme, wie Flüchtlingsboote das Mittelmeer kreuzen. In Echtzeit sind kleine und grosse Schiffe als Punkte zu erkennen. Auch das Unglücksboot vor Griechenland haben Sie an diesem Dienstag und am Mittwoch verfolgt. Wie sehr geht Ihnen das nahe?
Die Lage ist sehr dramatisch. Meine Kollegen haben am Dienstag das Fischerboot entdeckt, auf dem mutmasslich 600 Menschen Richtung Griechenland unterwegs waren – wohl eng zusammengepfercht von Schmugglern. Wir haben das Boot den Behörden vor Ort gemeldet, wie es unsere Aufgabe ist. Es ist unfassbar traurig, dass es am Mittwoch gesunken ist und es zu einem erneuten tragischen Unglück gekommen ist. Ich bin direkt nach Griechenland geflogen, um zu klären, was genau passiert ist und wie wir mehr Schutz leisten können.