Kolumne «Heute vor»Wenn die Schiffstation zum Unfallort wird
Ein Arbeiter wird 1932 in Thalwil von einem fünf Tonnen schweren Gewicht in den Zürichsee gerissen. In Zollikon bangt ein Teil der Bevölkerung derweil um ihre Privilegien.
Wer schon einmal mit einem Schiff über den Zürichsee getuckert ist, kennt die Anlegeprozedur der Zürichseeschiffe. Da das Schiff keine Parkbremse hat, treibt es je nach Wellengang vom Steg weg. Damit kein Passagier ungewollt in den See eintaucht, werden die Schiffe mit den unverkennbaren blauen Tauen an den grossen Pfählen neben dem Steg befestigt.
Vor 90 Jahren ereignete sich ein lebensgefährliches Unglück beim Errichten eines solchen Pfahls in Thalwil. Mit einer zehn Meter hohen Rammvorrichtung und einem 50 Zentner, also 5 Tonnen schweren Gewicht wurden die Pfähle in den Grund des Sees gerammt. An besagtem Tag im April musste ein Arbeiter für Reparaturen auf die Vorrichtung steigen, wie der «Anzeiger vom Zürichsee» tags darauf berichtete. Aus ungeklärten Gründen riss ein Halteseil und der Arbeiter wurde von dem fünf Tonnen schweren Gewicht in den See gerissen. Die gute Nachricht: Der Arbeiter kam mit verhältnismässig leichten Blessuren davon.
Am rechten Zürichseeufer, genauer in Zollikon, herrschte im April 1932 derweil ein erbitterter Abstimmungsstreit. So forderte eine Handvoll Initianten aus der Gemeinde, Zollikon solle ein Teil der Stadt Zürich werden. Während sich die Zugezogenen klar für die Eingemeindung aussprachen, zeigte sich der alteingesessene Kern kompromisslos. Wie die rechtsufrige «Zürichsee-Zeitung» damals schrieb, fürchteten die Gegner, dass die Stadt durch zusätzliche Eingemeindungen gegenüber dem Land eine zu grosse Macht auf kantonaler Abstimmungsebene bekäme. Ausserdem hätten sich die Steuern wohl signifikant erhöht.
Die Eingemeindung Zollikons stand übrigens nicht zum ersten Mal zur Debatte: Zwischen 1929 und 1932 kam der Vorschlag gleich dreimal zur Abstimmung, immer wieder wurde er abgelehnt.
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