Kolumne «Dorfgeflüster»Wenn die Liebe die Mücken in die Wohnung treibt
Warum man es im April am Zürichsee einfach hinnehmen muss, wenn sich tote Mücken am Fenstersims auftürmen.
Die Seemücke ist ein penetrantes Tierchen. Wer am Zürichsee wohnt, weiss genau, wovon die Rede ist. Momentan ist es fast unmöglich, ein Fenster zu öffnen – sofort fliegen die kleinen Insekten mit ihren zarten Flügelchen in Gruppen zu Dutzenden und Hunderten in die Wohnung.
Auf dem Balkon zu sitzen, ist überaus anstrengend, weil sich die Mücken mit Vorliebe in Haaren und auf Brillengestellen niederlassen. Auch an die Einnahme eines Snacks im Freien ist nicht zu denken. Die Viecher hocken in Sekundenschnelle auf dem Sandwich oder im Birchermüesli.
Auch bei der täglichen Raumpflege ist die Seemücke ein Ärgernis. Einmal in der Wohnung, verenden die Tierchen rasch und türmen sich dann in regelrechten Leichenhaufen am Fenstersims. Klar, mit dem Staubsauger kriegt man das weg. Aber es ist eine Sisyphus-Arbeit ohnegleichen, weil sich die Leichenberge sofort wieder erneuern.
Ist das nun ein Grund zur Aufregung?
Eigentlich nicht. Wer sich nämlich genauer mit diesen Mücken beschäftigt, findet Faszinierendes heraus. Die Seemücken (oder auch Zuckmücken) sind von enormer Bedeutung für die hiesige Nahrungskette. Die Larven der Mücken stellen die Hauptnahrung vieler Fische dar. Wer gern einen guten Zürichsee-Fisch verspeist, sollte den Mücken also einen gewissen Kredit entgegenbringen. Ohne sie läge der Fisch wohl nicht auf dem Teller.
Darüber hinaus treten die Mücken im Frühling nur aus einem Grund in derartigen Massen auf: Sie bilden ihre Schwärme zur Partnerfindung. Wer also in den kommenden Tagen beim Joggen aus Versehen eine Seemücke verschluckt, sollte sich also nicht ärgern. Einfach runterschlucken und sich bewusst machen: Es geschieht alles nur aus Liebe!
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