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Kolumne «Heute vor»
Wenn die Gemeinde das Auto mit Schneemauern blockiert

Zusätzlich zur natürlichen Schneebarriere schob Oetwil den geräumten Schnee 2003 absichtlich vor parkierte Autos.
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Wer ab und an vor dem Fernseher ein Skirennen verfolgt, hat beim Gedanken an Weltmeisterschaften spektakuläre Bilder im Kopf. Je nach Kameraperspektive fühlt es sich an, als gleite man beinahe selbst über die Kurven und Steilhänge hinweg. Wenn ein Videohelikopter oder ferngesteuerte Drohnen die Abfahrt aus der Luft verfolgen, erst recht.

Die Kameraverfolgung von Skifahrenden aus der Vogelperspektive war auch für die Ski-WM 2003 in St. Moritz keine Neuigkeit mehr. Im Hinblick auf den Grossanlass im Februar vor 20 Jahren fand der Jetpilot Walter Böhm aus Oberrieden jedoch einen Weg, auch Objekte mit Geschwindigkeiten bis 800 Kilometern pro Stunde von oben zu filmen.

Vor 20 Jahren berichtete die linksufrige «Zürichsee-Zeitung» nämlich, im Trailer des Schweizer Fernsehens, das damals noch SF DRS hiess, zur Ski-WM sei kurz eine Formation von Flugzeugen zu sehen. Es handelte sich dabei um eine Flugshow der Patrouille Suisse – gefilmt aus der Luft.

Böhm hatte dies ermöglicht, indem er eine Konstruktion erfand, um Fernsehkameras auf der Aussenhülle eines Kampfjets anzubringen. So lautet der Titel des Artikels auch «Kamera statt Raketentriebwerk im Heck», denn die Kamera wurde direkt unter dem Heck platziert.

Im Gegensatz zu verfilmten Flugshows aus den 80er-Jahren gelang es dadurch, anstatt manuell aus dem Flugzeug heraus, direkt im Sturzflug der Kampfjets zu filmen. Geradezu, als würden die Zuschauer selbst über St. Moritz Loopings schlagen.

Doch während man sich dank eines Oberriedners der weissen Pracht aus der Luft erfreuen konnte, führte eine Gemeinde im Bezirk Meilen einen regelrechten Kampf gegen den Schnee. «In Oetwil siehts aus wie in einem Wintersportort», war in der rechtsufrigen «Zürichsee-Zeitung» mit entsprechend ironischem Unterton zu lesen. In der ersten Februarwoche vor 20 Jahren fielen rund 40 Zentimeter Schnee in der Gemeinde.

Die Schneemassen an den Strassenecken behinderten einerseits die Sicht für Fussgänger und Velofahrer, erklärte deshalb der oder die Schreibende. Andererseits gebe es trotz des hübschen Wintergewandes immer wieder Leute, die sich benachteiligt fühlten. «Jeder will Schnee, aber bitte nicht vor der eigenen Haustür», wurde ein verärgerter Mitarbeiter des Winterdienstes dazu zitiert.

Besonders regten diesen aber «am Strassenrand parkierte Autos» auf, «weil sie oft die letzten Quadratmeter belegen, die zum Aufbeigen der Schneemassen benötigt würden».

«Im schlimmsten Fall wird dann der Schnee einfach um die Autos herum deponiert», erklärt der Mitarbeiter deshalb. Mancher Autofahrer erlebe so am frühen Morgen «halt» ein blaues Wunder, wenn er sein Fahrzeug eingerahmt von kompakten Schneemahden antrifft. 

Und «dann bleibt nur noch eins: Selber zur Schaufel greifen und den Schnee aufs Trottoir werfen. Dort liegt er dann den Fussgängern im Weg.»

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