Kolumne «Heute vor»Hundehäufchen am See und die «Ehre» der Männer
Im Januar 1973 sorgte ein Hundeverbot in Küsnacht für Empörung, während ein Oberriedner Kaninchenzüchter «die Ehre des starken Geschlechts» rettete.
Wenn Passantinnen und Passanten schnaubend und entnervt ihren Schuh energisch über den Boden streifen, ist der Fall ziemlich klar: ein liegen gelassenes Hundehäufchen. Übelriechend, mitten auf dem Weg und im Winter gar noch dampfend, klebt es einem an der Schuhsohle.
Solch ärgerliche «Misstritte» beschäftigten im Januar 1973 auch den Küsnachter Gemeinderat. «Bekanntlich sind nicht alle Hunde gleich gut erzogen, und leider gibt es auch nicht nur gut erzogene Hundehalter», schreibt die rechtsufrige «Zürichsee-Zeitung» deshalb treffend. Denn der Gemeinderat hatte soeben ein Verbot erlassen, das «das Mitführen von Hunden in öffentlichen Anlagen am See» untersagte.
Dies, nachdem empörte Hundehaltende das Gesetz bereits vor dessen Erlass angefochten hatten und insgesamt 17 Rekurse dagegen beim Statthalteramt eingegangen waren. Doch der Gemeinderat sah sich dennoch zum Handeln verpflichtet. Obwohl das kantonale Hundegesetz das «Versäubern» in öffentlichen Anlagen am See bereits verbiete, könne nämlich «jedermann durch persönlichen Augenschein feststellen», dass man sich nicht daran halte, wird argumentiert.
Mütter mit spielenden Kindern und andere Besucher der Anlagen, die Hundehalter an ihre Pflichten erinnerten, seien zudem «oft angepöbelt oder mit der Bemerkung abgefertigt worden, dass hierfür schliesslich die Hundesteuer bezahlt werde», heisst es weiter. Das sei aber sicher nicht die richtige Einstellung und unter anderem ein Argument für das Gesetz.
«Der Gemeinderat, der unter seinen Mitgliedern Hundebesitzer zählt, hat durchaus Verständnis für die wichtige Rolle, die der Hund im Leben der Menschen spielt», wird abschliessend erwähnt. Er habe deshalb auch nur die grösseren Anlagen am See in das Verbot einbezogen. Heute dürfen Hunde in fast allen Küsnachter Anlagen mitgeführt werden. Für die Hinterlassenschaften gibt es Robidog-Kästen.
Ebenso um tierische Angelegenheiten drehte sich derweil die Berichterstattung am linken Seeufer. So freute man sich zum Jahresbeginn im «Anzeiger des Bezirks Horgen» über Erfolge an der zweiten Europaschau für Kaninchen im Zürcher Hallenstadion.
Diese habe eindrücklich gezeigt, «wie sehr die Kaninchenzucht wieder am Kommen ist», und sei «eine glanzvolle Ausstellung bester Zuchtprodukte» gewesen. «Die Oberriedner Züchter waren stolz darauf, 31 Kaninchen aus ihren Zuchten mit Europas Spitzentieren konkurrieren zu lassen», wird entsprechend berichtet. Neben den Oberriedner Züchtern waren aber – offenbar zur Überraschung des Autors – vor allem auch die Oberriedner Züchterinnen erfolgreich.
«An der Spitze stehen sogar zwei Damen, nämlich Trudi Thuli, deren Thüringer mit Gold ausgezeichnet wurden, und Marianne Thuli, die ebenfalls mit Thüringer Silber enthielt», schreibt dieser nämlich. «Die Ehre des starken Geschlechts rettete A. Keller, dessen Thüringer mit Silber ausgezeichnet wurde.»
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