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Meinung

Kolumne «Heute vor»
Wenn auf dem Zürichsee die Fäuste fliegen

Beim Angeln sind eigentlich Ruhe und Geduld gefragt – dies ging zum Sommerbeginn 1973 anscheinend vergessen. 
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Mit der Angelschnur rissen auch die Nerven. Als ein Segler mit seiner Frau an einem späten Samstagnachmittag im Sommer 1973 auf dem Zürichsee unachtsam an einem Fischerboot vorbeigleitete, ahnte er nicht, welche Folgen es für ihn haben würde. Wie ein Augenzeuge gegenüber dem «Anzeiger des Bezirks Horgen» berichtete, durchtrennte er mit dem Schwert seiner kleinen Segeljolle die Angelschnur eines leicht reizbaren Anglers. 

Der Sportfischer – der mit einem Kollegen unterwegs war – drehte daraufhin mit «wildem Aufschreien» sein Boot in Richtung der Segeljolle. «Däm gämmer uf d Schnorre» sei noch zu vernehmen gewesen, bevor das motorisierte Fischerboot mit «vernehmbaren Bums» in die Seite des unachtsamen Seglers prallte. Ehe dieser kapierte, wie ihm geschah, sprang der wutentbrannte Fischer auch schon auf sein Boot und begann «brutal auf ihn einzudreschen». 

«Schlagfertige Argumente»

Als die Ehefrau des unglücklichen Seglers daraufhin laut losschrie, hielt «der Spezialist schlagfertiger Argumente» einen Moment inne, um dann aber «postwendend zur zweiten Abreibung überzugehen», liest man im Artikel. Erst nachdem sich ein unbeteiligter Zuschauer mit den Worten «Lümmel» und «In welchem Drecksloch war eure Kinderstube» einmischte, liess der Schläger von ihm ab, sprang auf sein Boot zurück und tuckerte mit seinem Kumpanen in Richtung Oberrieden davon. 

«Gelegentliche Missgeschicke lassen sich wohl kaum vermeiden», resümierte der Autor. Bis anhin hätten die Beteiligten aber noch immer einen friedlichen Ausweg gefunden. Man dürfe nicht zulassen, dass nun «Wildwestmethoden» auf dem See Einzug hielten. Für solch «unwürdige Seefahrer» schlug er gar einen Entzug des Anglerpatents vor. 

Der Hecht von Erlenbach

Ein Angelgenosse aus Erlenbach schaffte es derweil aus weit ehrenhafteren Gründen in die «Zürichsee-Zeitung»: Ernst Spalinger gelang es zum Sommerbeginn 1973, einen 118 Zentimeter langen und 12 Kilogramm schweren Hecht aus dem Wasser zu hieven. Gemäss dem Bericht hatte der Fisch nur wenige Meter vor dem Erlenbacher Ufer bei der Schiffsstation angebissen. 

Vor 50 Jahren wurde der glückliche Fang von Ernst Spalinger unter dem Titel «Der Hecht von Erlenbach» abgedruckt.

Mehr als zwei Stunden kämpfte der Fischer mit dem Prachtexemplar, bevor es müde wurde und ins Boot geholt werden konnte. Im Anschluss sei der Hecht auf den Tellern des Hotels Goldenes Kreuz in Frauenfeld gelandet. Der Autor wünschte dem Erlenbacher, «auch im Interesse der Fischesser», weiterhin Glück bei der Ausübung seines Hobbys.