Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen
Meinung

Kommentar zum Dank von Sunrise an Federer
Wenigstens waren es nicht die Russen

Ob Roger Federer hier wohl gerade die Nachricht «Thanks Roger» liest?
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

«Thanks Roger» hiess es während der letzten Tage klein und schmal oben links auf dem Sperrdisplay – oder wie immer das heisst – von Sunrise-Mobilkundinnen und -Mobilkunden.

Nun bin ich vielleicht oder offensichtlich begriffsstutzig, aber ich brauchte ziemlich lange, bis ich merkte, worum es ging. Zuerst dachte ich, ich hätte versehentlich irgendetwas an der Einstellung einer App verändert und bekäme jetzt unerwünschte Benachrichtigungen.

Ich fragte mich auch, ob «Thanks Roger» bedeutete, dass irgendjemand irgendeinem Roger für irgendetwas dankt, oder ob Roger für den Absender der Nachricht stand und er also mir dankt. 

Aber warum sollte mir ein Roger danken? Und dies auf meinem Sperrdisplay?

Bis der Groschen endlich auch bei mir fiel, der es im Leben noch nie geschafft hat, länger als zehn Minuten einen Tennismatch zu schauen: Sunrise dankte seinem Werbeträger – oder besser: Hauptambassador – Roger Federer in einer Nachricht, die ungefragt über die Handys der gesamten Sunrise-Kundschaft lief. 

3 Millionen Handys dankten

Na, wenigstens hatten nicht russische Trolle im Dienste des Kremls Sunrise gekapert, um sich beim Schweizer Chefpropagandisten des Kriegsverbrechers Putin zu bedanken. Der heisst nämlich auch Roger.

Nur in ganz besonderen Momenten: Eine Nachricht auf dem Display der Sunrise-Kundschaft.

Anruf bei der Medienstelle von Sunrise. Die Aktion lief vom vergangenen Samstag bis Mittwoch, der Dank an Roger den Grossen war auf 3 Millionen Handys zu sehen und konnte nicht abgestellt oder ausgeblendet werden. «Es haben sich viele Sponsoren bei Federer bedankt, wir haben es diskret und ohne Lärm getan», sagt Therese Wenger, die Mediensprecherin des Telekommunikationsunternehmens. Die Reaktion des Publikums sei «überwältigend positiv» gewesen, auch auf Social Media: Herzlich, überraschend und originell hätten die Leute «Thanks Roger» gefunden.

«Have better sex!»

Mögliches Zitat einer künftigen Kampagne

Bereits vor zwei Jahren liess Sunrise millionenfach die Nachricht «Stay home» auf Handybildschirmen erscheinen – die Kundinnen und Kunden sollten während der Pandemie möglichst zu Hause bleiben und sich nicht anstecken. «Wir machen das wirklich nur in ganz besonderen Momenten», teilt Therese Wenger mit.

Umso besser. Denn selbst auf die Gefahr hin, neben all den angeblich überwältigt begeisterten Sunrise-Kunden miesepetrig und kulturpessimistisch zu wirken: Ungefragt Nachrichten auf den Sperrbildschirm (aus irgendeinem Grunde heisst der doch so) zu erhalten, das muss nicht sein. Auch wenn es gut gemeint ist. Und auch wenn man sonst auf allen möglichen Kanälen mit Werbung überrumpelt wird, oder genau deswegen: Das eigene Handy ist etwas Persönliches, und dass da plötzlich wie von Geisterhand jemandem gedankt wird oder der Bildschirm zu gesundheitspolitisch korrektem Verhalten aufruft, hat einen Hauch von Orwell, «1984». 

Und nicht auszudenken, was geschähe, falls das Sunrise-Nachrichtengenerierungstool tatsächlich einmal gehackt würde: «Have better sex!» – «We welcome Xi Jinping as the 8th member of the Bundesrat» – «Don’t talk bullshit!» – «Stop breathing right now!»