Reaktion auf FangewaltNach Fussballspielen fahren keine Trams und Busse mehr
Die Verkehrsbetriebe Zürich schränken ihr Angebot am Stadion Letzigrund ein – wegen der «kritischen Sicherheitslage».
Ab dem Match vom 13. Februar 2022 werden Trams und Busse rund um das Stadion Letzigrund nicht mehr im gleichen Umfang verkehren wie bisher. Es sei nach Fussballspielen in Bezug auf die Sicherheit immer wieder zu kritischen Situationen für Fahrgäste und die VBZ-Mitarbeitenden gekommen, erklären die VBZ den Schritt am Freitag in einer Mitteilung.
Konkret wird kurz vor Spielende am kommenden Sonntag der Betrieb der Linien 2, 3 und 31 rund um das Stadion Letzigrund für rund eine Stunde unterbrochen, bis sich «die Lage normalisiert hat», heisst es weiter. In dieser Zeit verkehren die Trams und Busse auf folgenden Strecken:
Die Tramlinie 2 verkehrt nur zwischen Schlieren Geissweid und Grimselstrasse sowie zwischen Kalkbreite und Bahnhof Tiefenbrunnen.
Die Tramlinie 3 fährt nur zwischen Klusplatz und Kalkbreite.
Die Buslinie 31 verkehrt nur zwischen Hermetschloo und Bahnhof Altstetten sowie zwischen Hardplatz und Kienastenwies.
Dieses Verkehrsregime gilt auch im Anschluss der nächsten Fussballspiele. Die VBZ behalten sich zudem vor, weitere Einschränkungen umzusetzen, und empfehlen Passagieren von und nach Albisrieden und Altstetten, in dieser Zeit wenn möglich die S-Bahn zu nutzen.
Attacken und gefährliche Situationen
Das Verkehrsunternehmen reagiert mit der Massnahme unter anderem auf einen Vorfall im vergangenen Dezember. Damals musste ein Trampilot nach einem Angriff durch Fussballfans ins Spital gebracht werden. Auch im Anschluss an das Stadtzürcher Fussball-Derby vom vergangenen Wochenende zwischen dem Grasshopper Club Zürich und dem FC Zürich kam es an der Haltestelle Letzigrund zu diversen heiklen Situationen.
«Bei den letzten beiden Spielen können wir von Glück reden, dass es nicht zu schwerwiegenden Unfällen kam.»
Wie VBZ-Direktor Marco Lüthi auf Anfrage sagt, haben solche Situationen seit Ende 2021 markant zugenommen. «Bei den letzten beiden Spielen können wir von Glück reden, dass es nicht zu schwerwiegenden Unfällen kam. Das war früher nicht so.»
Die Leute seien «auf gefährliche Ideen» gekommen, sagt Lüthi. So hätten einige versucht, auf ein Tramdach zu klettern, und seien dabei den Hochspannungsleitungen gefährlich nahe gekommen. Andere hätten versucht, auf dem Trampuffer mitzufahren. «Unter solchen Umständen können wir einen sicheren Betrieb nicht mehr gewährleisten.»
Zu Fuss auf den Heimweg
Die Vorfälle haben sich gemäss Lüthi vor allem dann ereignet, wenn sich im Anschluss an die Spiele viele Personen zusammen an der Haltestelle aufgehalten haben. «Wir gehen davon aus, dass sich die Situation entschärft, wenn sich diese Ansammlungen auflösen und die Leute zu Fuss in Richtung Hardbrücke oder Innenstadt nach Hause gehen.»
Natürlich wolle man vermeiden, dass sich das Problem auf andere Gebiete der Stadt verlagere, versichert der VBZ-Direktor. Deshalb stehe man in engem Kontakt mit der Polizei und beobachten die Situation nicht nur beim Letzigrund, sondern auf der ganzen Strecke genau, um im Bedarfsfall weiter eingreifen zu können.
Die VBZ wollen nun im Rahmen des städtischen Gremiums «Doppelpass» verschiedene Massnahmen prüfen, um die Sicherheit während der Fussballspiele im Stadion Letzigrund zu verbessern. In dem Gremium sind neben der Stadt Zürich und der Staatsanwaltschaft auch die beiden Stadtzürcher Fussballclubs vertreten. Es hat zum Ziel, präventive Massnahmen gegen die Gewalt im Umfeld von Fussballspielen zu erarbeiten.
Keine Sonderregelung nach Konzerten
Lüthi bedauert die Massnahme sehr und möchte so rasch wie möglich den Normalbetrieb wieder aufnehmen. «Aber die Sicherheit der Passagiere und der Mitarbeitenden ist zentral, deswegen sind wir gezwungen, diese Sofortmassnahme zu ergreifen.»
Im Anschluss an Konzerte werden die Trams aber wie bisher verkehren. Zwar kommt es auch dann jeweils zu grösseren Menschenansammlungen an der Haltestelle Letzigrund. «Dann ist die Stimmung aber nicht so aufgeheizt, sondern war bisher stets sehr friedlich, deshalb sind nach Konzerten keine solchen Massnahmen geplant», sagt Lüthi.
tif
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