Sport und PsycheWeniger Bewegung in der Pandemie – mehr Depressionen
Corona hat den Lebensstil vieler Menschen stark verändert. Die Folge: Psychische Probleme nehmen zu.
Geschlossene Fitnessstudios und Hallenbäder, darniederliegendes Vereinsleben, keine Anlässe: Covid-19 zwingt die Menschen dazu, ihre Aktivitäten stark herunterzufahren. Das trifft jene Menschen besonders hart, die vor der Pandemie einen aktiven Lebensstil pflegten. Also tendenziell jüngere Menschen und solche, die sich regelmässig sportlich betätigten.
Eine der Folgen ist die Zunahme von Depressionen. Dass körperliche Aktivität einen Einfluss hat auf die seelische Gesundheit, ist schon länger bekannt. Doch dass der Zusammenhang noch stärker ist als bisher angenommen, belegt eine aktuelle Untersuchung aus den USA: Die Studie mit knapp 700 College-Studierenden zeigte, dass die Störung der körperlichen Aktivität während der Pandemie ein Hauptrisikofaktor für Depressionen ist. Die Anzahl der täglichen Schritte der Studienteilnehmenden ging von durchschnittlich 10’ 000 vor der Pandemie auf 4600 Schritte zurück. Gleichzeitig stieg die Depressionsrate von 32 auf 61 Prozent an.
Aktiv bleiben trotz Einschränkungen
Zwischen den Teilnehmenden, deren körperliche Aktivität stark abgenommen hatte, und jenen, die ihre Gewohnheiten beibehalten haben, unterschied sich die Depressionsrate um 15 bis 18 Prozent. «Unsere Ergebnisse zeigen deutlich, dass diejenigen, die während der gesamten Pandemie körperliche Bewegung aufrechterhielten, am widerstandsfähigsten waren und am wenigsten an Depressionen litten», kommentiert Sally Sadoff von der Universität San Diego die Studienergebnisse, die in der Fachzeitschrift PNAS erschienen sind.
Die Autoren der Studie weisen auf den alarmierenden Befund hin, dass Depressionen bei jungen Erwachsenen zwischen 18 und 24 Jahren während der Pandemie fast doppelt so häufig auftraten wie zuvor: Von März bis Juli 2020 stiegen die Depressionsraten um 90 Prozent.
Sport hat auch soziale Funktion
Kurzfristig mehr körperliche Betätigung verbesserte das seelische Wohlbefinden jedoch nicht wesentlich: Die Hälfte der Studienteilnehmenden sollte zwei Wochen lang mindestens 10’000 Schritte täglich gehen. Das erhöhte ihre körperliche Aktivität um fast 40 Minuten pro Tag, führte aber weder zu einer signifikanten Verbesserung der psychischen Gesundheit noch dazu, dass sie dieses Verhalten über längere Zeit durchhielten.
Die Studienautoren spekulieren, dass neben der körperlichen Aktivität auch andere Faktoren wie soziale Interaktionen beim Sport eine Rolle für die psychische Gesundheit spielen dürften.
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