So gross wie vier Mount EverestWie ein Megameteorit die Entstehung von Leben begünstigte
Ein riesiger Meteorit schlug vor über drei Milliarden Jahren auf der Erde ein. Eine neue Studie zeigt, dass er wie «eine Düngerbombe» wirkte.
- Der Megameteorit S2 schlug vor 3,26 Milliarden Jahren auf der Erde ein.
- Forscher fanden sandkorngrosse Kügelchen, die bei solchen Einschlägen entstehen.
- Der Einschlag führte zu einer Nährstoffanreicherung und förderte das Mikrobenwachstum.
Zur Zeit des Archaikums, vor rund vier Milliarden Jahren, war die Erde ein leichtes Ziel: Immer wieder schlugen Meteoriten und Asteroiden auf ihr ein und veränderten ihre Oberfläche. Rund 16 Einschläge von Himmelskörpern mit mehr 10 Kilometern Durchmesser konnten Wissenschaftler für dieses Erdzeitalter bisher ausmachen.
Vor 3,26 Milliarden Jahren stürzte ein riesiger Meteorit, grösser als vier Mount Everest – und bis zu 200-mal grösser als der Asteroid, der die Dinosaurier auslöschte –, auf die Erde. Der Einschlag brachte aber nicht nur massive Zerstörung mit sich, wie eine am Montag veröffentlichte Studie aufzeigt, sondern führte auch zu einer Blüte des frühen, mikrobiellen Lebens.
Erste Anzeichen des Einschlags in Kügelchen
Erste Spuren des Einschlags von S2, wie der Megameteorit genannt wird, fanden die Geologen in Form von sandkorngrossen Kügelchen: Bei Einschlägen dieser Grössenordnung verdampfen Meteoriten und Teile der oberen Erdkruste. In der Folge umkreist eine Wolke aus Gesteinsdampf die Erde und bildet kugelförmige Partikel. Die Forscher fanden eine ähnliche Schicht im Zusammenhang mit dem Einschlag, der die Dinosaurier auslöschte. Die Schicht dieses Ereignisses ist weniger als ein Zentimeter dick, während die Gesteinsschicht, die S2 hinterlassen hat, mehr als 15 Zentimeter dick ist.
Nadja Drabon, Erdwissenschaftlerin an der Harvard University und Hauptautorin der Studie, erklärt den Zustand der Erde zum Zeitpunkt des Einschlags gegenüber CNN folgendermassen:
«Es hatte sich noch kein komplexes Leben gebildet, es gab nur einzelliges Leben in Form von Bakterien und Archaeen. Die Ozeane enthielten etwas Leben, aber nicht so viel wie heute, was zum Teil auf einen Mangel an Nährstoffen zurückzuführen ist. Manche Leute bezeichnen die archäischen Ozeane deshalb als biologische Wüsten.» Die archäische Erde war eine Wasserwelt mit wenigen Inseln. «Es muss ein merkwürdiger Anblick gewesen sein, denn die Ozeane hatten wahrscheinlich eine grüne Farbe, die von eisenhaltigem Tiefenwasser herrührte», so Drabon.
Als der Meteorit auf der Erde einschlug, war die Hitze durch den Aufprall so stark, dass die oberste Schicht des Ozeanwassers verdunstete. Ein gewaltiger Tsunami fegte über die Erde, riss den Meeresboden auf und überflutete die Küstengebiete. Eine dicke Staubwolke verdunkelte den Himmel und brachte die Fotosynthese der Mikroben zum Erliegen.
Eine Düngerbombe
Die Untersuchung der Wissenschaftler zeigt, dass sich das frühe bakterielle Leben rasch erholte: Der durch den Einschlag ausgelöste Tsunami brachte Eisen aus den Tiefen der Ozeane an die Oberfläche, und sowohl der Meteorit selbst als auch die verstärkte Bodenerosion führten der Erdoberfläche Phosphor zu.
Einer der Studenten, der an der Forschung beteiligt war, beschrieb den Effekt des Meteoriteneinschlags als «eine Düngerbombe».
«Nach dem Aufprall kam es zu einer Art globaler Düngung, welche die zuvor begrenzt vorhandenen chemischen Elemente leichter zugänglich machte und die Ausbreitung der Mikroorganismen förderte», erklärt Juli Pereto, Professor für Mikrobiologie an der Universität von Valencia, die Forschungsergebnisse gegenüber der Zeitung «El País».
Die Wissenschaftler vergleichen den Effekt von massiven Meteoriteneinschlägen in der frühen Erdgeschichte mit dem von Vulkanausbrüchen: Beide führen zwar zu einer teilweisen Zerstörung der Umwelt, schaffen aber gleichzeitig Bedingungen, die das Gedeihen von Leben begünstigen.
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