Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen
Meinung

Analyse zur Zukunft von Nationalcoach Fischer
Die Eishockeyaner haben aus dem Fall Yakin gelernt

Switzerland's Head Coach Patrick Fischer is seen prior to the IIHF Ice Hockey Men's World Championships quarter final match between Switzerland and Germany in Riga, Latvia, on May 25, 2023. (Photo by Gints IVUSKANS / AFP) (KEYSTONE/AFP/GINTS IVUSKANS)
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Als das neunköpfige Nationalmannschaftskomitee der Eishockeyaner am 29. November tagte, hatte der Fussballverband soeben bestätigt, dass Murat Yakin mit dem Nationalteam an die Euro 2024 in Deutschland fahren werde. Trotz aller Misstöne, der Kritik von Captain Granit Xhaka, bescheidener Leistungen auf dem Rasen und eines unzufriedenen Sportdirektors Pierluigi Tami. «Was für ein fauler Kompromiss!» titelte diese Redaktion.

Für die Eishockeyaner war der Fall Yakin, der während Wochen für interne Unruhe, Klicks und hitzige Diskussionen sorgte, das perfekte Lehrstück, wie man es nicht machen darf. Tami liess durchblicken, dass er Yakin nicht mehr als den richtigen Mann sieht. Doch Präsident Dominique Blanc wollte an ihm festhalten und setzte sich durch. Schliesslich musste Tami erklären, wieso nun mit Yakin doch wieder alles gut werden soll.

Beim Eishockey-Nationalteam stellte sich nicht die Frage, ob Fischer das Team an die WM 2024 in Prag führen wird. Sondern die, ob es mit ihm danach eine Zukunft geben soll. Die Schweizer hatten zwar zuletzt an den Weltmeisterschaften meist überzeugt, erfrischendes Eishockey gespielt und in der Vorrunde zweimal den Gruppensieg geholt. Doch im Viertelfinal war es, als ob ihnen jemand den Stecker gezogen hätte. Das Aus gegen Deutschland (1:3) in diesem Frühjahr tat besonders weh.

Seit WM-Silber in Kopenhagen 2018 haben die Schweizer alle fünf Viertelfinals an grossen Turnieren (WM und Olympia) verloren. Und an den grossen Spielen muss sich Fischer, der gross denkt, messen lassen. Für eine vorzeitige Verlängerung seines Vertrags, der in Prag ausläuft, gab es also keine sportlichen Gründe. Man hätte auch noch die WM abwarten können. Trotzdem erteilte das Nationalteamkomitee nun Sportdirektor Lars Weibel grünes Licht, um mit Fischers Agent Daniel Giger von der Agentur 4 Sports eine Vertragsverlängerung bis und mit der Heim-WM 2026 auszuhandeln.

Die Diskussionen sind vom Tisch

Das Theater um Yakin dürfte dabei eine grosse Rolle gespielt haben. Man wollte unbedingt verhindern, dass bei jedem Zusammenzug des Nationalteams und dann natürlich in der WM-Vorbereitung und an der WM die Fischer-Frage gestellt würde. Bleibt er? Bleibt er nicht? Spielt das Team für Fischer? Oder gegen Fischer? Ist er noch der Richtige? Oder doch nicht? Solche Diskussionen sind nun vom Tisch.

Mit dem Grundsatzentscheid stärkt man Fischer den Rücken und hält am eingeschlagenen Weg der Swissness an der Bande fest. Der Verband wird schlau genug sein, gewisse Klauseln in den neuen Vertrag einzubauen, die es ermöglichen werden, ihn frühzeitig aufzulösen, falls der Erfolg ausbleibt. Das bestätigt Weibel. Und Fischer ist vom Naturell her kein «Sesselkleber». Nach dem verlorenen Viertelfinal in Riga stellte er dem Team die Vertrauensfrage. Gegenüber dieser Redaktion sagte er: «Ich bin Teil dieser Mannschaft. Wenn ich das Problem bin, bin ich weg.» Die Spieler, allen voran Nino Niederreiter, sprachen sich dann vehement für Fischer aus.

Als der Zuger im Dezember 2015 mit 40 das Nationalteam übernahm, als relativ unerfahrener Trainer, schlug ihm viel Skepsis entgegen. Doch er hat seine Ideen durchgesetzt und ist zum Gesicht des Schweizer Nationalteams geworden. Er hat klare Ideen, ist eine charismatische Persönlichkeit und vertritt diesen Sport gegen aussen gut. So gesehen ergibt es Sinn, dass er die Schweizer an die Heim-WM 2026 führen soll.

Zudem ist die dynamische, angriffige Spielweise, die er propagiert, die richtige für die laufstarken Schweizer. Und sie kontrastiert wohltuend zum nüchternen Kontrolleishockey in der Ära von Ralph Krueger (von 1998 bis 2010). Es macht Spass, den Schweizern zuzuschauen. Jetzt muss Fischer nur noch zeigen, dass er sie auch in den entscheidenden Spielen zum Erfolg führen kann.