Brav und biederDiese Schweizer Hockeyaner brauchen mehr Dreck
Drei Niederlagen, zweimal zu null: Der Karjala-Cup war fürs Team von Patrick Fischer ein Rückschritt. Positiv ist: Bis 2027 dürfen sich die Schweizer mit den Grossen messen.
Für die beste Nachricht vom Karjala-Cup sorgten die Schweizer neben dem Eis: mit der Unterzeichnung des neuen Vertrags mit der Euro Hockey Tour bis 2027. Das heisst, dass sie zwölf weitere Turniere im Zirkel der Grossen des europäischen Eishockeys bestreiten können. 2022 waren sie für Russland nachgerückt, das wegen des Ukraine-Kriegs ausgeschlossen wurde, nun konnten sie den auslaufenden Kontrakt vorzeitig um drei Jahre verlängern. Selbst wenn die Russen in dieser Zeit zurückkehren würden, würden die Schweizer dabei bleiben.
Für die internationale Entwicklung des Schweizer Eishockeys ist die Teilnahme an der Euro Hockey Tour von grossem Wert. Jahrelang hatten sie sich unter der Saison mit der Slowakei, Deutschland oder Lettland messen müssen – mit Nationen, die hinter ihnen liegen. Nun wird ihnen viermal im Jahr vorgeführt, wo die europäischen Topnationen stehen. Am Karjala-Cup war das für sie eine schmerzliche Erfahrung: Sie verloren alle drei Spiele, zweimal zu null, und blieben bei ihrem fünften Turnier auf der Euro Hockey Tour erstmals punktlos.
Beim 0:4 gegen Finnland standen sie am Donnerstag komplett neben den Schlittschuhen. Gegen Schweden verschliefen sie am Samstag den Start erneut, kamen nach einem 0:3 aber immerhin noch auf 3:4 heran. Zum Abschluss gegen Tschechien zeigten sie ihre kompletteste Partie, blieben aber beim 0:1 zum zweiten Mal ohne Tor. Kurz: Der Trip nach Tampere zeigte, dass die Schweizer nicht so weit sind, wie sie wohl gedacht hatten.
Am Karjala-Cup massen sich die vier Teams, die im Frühjahr an der Weltmeisterschaft in Riga alle im Viertelfinal gescheitert waren. Die Tschechen reagierten darauf mit der Entlassung von Kari Jalonen, des früheren SCB-Meistertrainers. Dessen Nachfolger Radim Rulik feierte nun in Tampere den perfekten Einstand mit dem Turniersieg. Die Tschechen deklassierten Schweden (5:2) und Finnland (7:3), gegen die Schweizer taten sie nach kurzer Erholungszeit nur noch das Nötigste.
Die fehlende Intensität
Für die Schweizer war der Karjala-Cup ein Rückschritt. Nationalcoach Patrick Fischer hatte gedacht, dass es sein Team inzwischen gut schafft, die Intensität hochzuschrauben im Vergleich zur Liga. In Tampere gelang das nicht. Die Schweizer wurden von Finnland und Schweden anfangs krass dominiert. Nur gegen müde Tschechen hatten sie das Geschehen besser unter Kontrolle. In ihren eigenen Angriffsbemühungen waren sie viel zu harmlos – nur selten drangen sie in die gefährliche Zone vor dem Tor vor. Kurz: Sie brauchen mehr Dreck.
Die Erkenntnis ist nicht neu, aber sie wurde am Karjala-Cup wieder einmal bestätigt: Ohne die NHL-Cracks fehlen den Schweizern die offensiven Leader. So angriffig und selbstbewusst sie an den letzten beiden Weltmeisterschaften auftraten, an denen sie in der Vorrunde 13 von 14 Spielen gewannen, ehe sie jeweils im Viertelfinal scheiterten, so brav und bieder spielten sie nun in Tampere.
Die nächste Chance, es besser zu machen, bekommen sie vom 14. bis 17. Dezember bei den Swiss Ice Hockey Games in der Zürcher Swiss-Life-Arena. Wenn sich die Schweizer nicht steigern, könnten es drei lange Jahre werden auf der Euro Hockey Tour.
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