LiveTicker zum Wetter in Europa+++ «Reichsbürger in polizeiähnlicher Uniform» behindern Hilfsarbeiten +++ Zahl der Toten in Deutschland steigt auf mehr als 180
Extremes Wetter: Mitteleuropa kämpft gegen Überschwemmungen, dem Süden des Kontinents droht extreme Hitze. Internationale News im Ticker.
Das Wichtigste in Kürze:
Bei einer der grössten Unwetterkatastrophen im Westen Deutschlands starben Mitte Juli über 180 Menschen, über 70 weitere werden noch vermisst.
Neben Deutschland waren auch weitere Länder in Europa von Hochwassern betroffen. In Belgien starben mehr als 40 Menschen.
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Energiekonzern gibt Suche nach vermisstem Mann auf
Der Energiekonzern RWE hat die Suche nach einem im Tagebau Inden von Wassermassen mitgerissenen Mitarbeiter aufgegeben. Alle Anstrengungen, den 58-Jährigen zu finden, «sind leider ohne Erfolg geblieben», teilte der Konzern am Freitagnachmittag mit. Vermutlich könne nicht mehr davon ausgegangen werden, den Mitarbeiter noch lebend zu finden.
Die Hochwasser führende Inde hatte bei Lamersdorf im Bundesland Nordrhein-Westfalen einen Deich überspült und war anschliessend in den Tagebau eingedrungen. Der Mann, der bei einer Partnerfirma beschäftigt war, wurde demnach von den Wassermassen mitgerissen.
Laschet: «Grosse finanzielle Anstrengungen nötig»
Es herrsche eine grosse Solidarität mit den von den Unwettern betroffenen Menschen, sagte die Deutschland-Korrespondentin von SRF in der «Tagesschau». Aber viele Einswohnerinnen und Einwohner seien schockiert vom Ausmass der Naturkatastrophe. Neben der Unterstützung von Einsatzkräften aus anderen Bundesländern helfen derzeit auch rund 900 Soldatinnen und Soldaten bei der Bewältigung der Katastrophe. Die Rettung von Menschenleben stehe dabei im Vordergrund, die Bundeswehr unterstütze aber auch mit Material, teilte die Streitkräftebasis in Bonn mit. Das Verteidigungsministerium hatte wegen der Notlage einen militärischen Katastrophenalarm ausgelöst. Damit könnten Entscheidungen von den Verantwortlichen am Ort schneller getroffen werden, so ein Sprecher.
Rheinland-Pfalz stellte als kurzfristige Unterstützung 50 Millionen Euro bereit, um etwa Schäden an Strassen, Brücken und anderen Bauwerken zu beheben. Ministerpräsidentin Malu Dreyer sagte im ZDF, für den Aufbau der betroffenen Landstriche sei auch die Hilfe des Bundes nötig. Die Bundesregierung will nach Auskunft des Finanzministeriums nächste Woche über Aufbauhilfen für Bürger und Kommunen entscheiden.
Ministerpräsident Armin Laschet kündigte ein mehrstufiges Hilfsprogramm für die Opfer der Unwetterkatastrophe in NRW an. «Wir werden grosse finanzielle Kraftanstrengungen brauchen», sagte der CDU-Regierungschef nach der Sondersitzung seines Kabinetts. Die bisher für Soforthilfen bei Starkregen-Ereignissen zur Verfügung stehenden Mittel würden «bei weitem nicht ausreichen». Gespräche über eine Beteiligung des Bundes liefen bereits.
Neben Hilfen für Härtefälle bei Privatleuten und Unternehmen seien Strukturhilfen für beschädigte Strassen und Anlagen nötig. Die Finanzverwaltung des Landes setzte zur Entlastung der vom Unwetter betroffenen Bürger einen Katastrophenerlass in Kraft. Damit können Wirtschaft und Privatpersonen Sonderabschreibungsmöglichkeiten für den Wiederaufbau nutzen.
Wie es zu den Kratern in Erftstadt kam
In der Ortschaft südwestlich von Köln haben gewaltige Erdrutsche zu einer dramatischen Lage geführt. Eine große Masse Erdreich sackte ab. Mindestens drei Wohnhäuser und ein Teil der historischen Burg stürzten daraufhin ein. Das Wasser der Erft trat über die Ufer und strömte in Richtung des niedrigsten Punkts, einer Kiesgrube. Die dehnte sich durch das Wasser immer weiter aus und riss weitere Häuser in die Tiefe.
Bundespräsident spricht von einer Tragödie
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach von einer Tragödie. «Das macht mich fassungslos», sagte er am Freitag in Berlin. In Gedanken sei er bei den Hinterbliebenen der Opfer. «Ihr Schicksal trifft mich ins Herz.» Steinmeier wird am Samstag in den von der Unwetterkatastrophe besonders getroffenen Rhein-Erft-Kreis reisen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel erwägt einen baldigen Besuch im Katastrophengebiet in Rheinland-Pfalz. Sie ist mit der Landesregierung über einen baldigen Besuch im Katastrophengebiet im Gespräch, wie der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Seibert, am Freitag mitteilte.
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Bundesamt fordert massive Investitionen in Krisenvorsorge
Der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Armin Schuster, hat angesichts der Hochwassertragödie mit mehr als hundert Toten massive Investitionen in die Krisenvorsorge gefordert. «Durch Corona und die jüngsten Unwetter ist in sehr kurzer Zeit sehr klar geworden, dass Fragen der akuten Krisenvorsorge mit der gleichen Priorität behandelt werden müssen wie der Kampf gegen den Klimawandel», sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND, Samstagsausgabe).
«Das Problem des Klimawandels können wir allein ohnehin nicht lösen», so Schuster. «Und so lange wir keine Lösungen haben, müssen wir mit voller Kraft in Bevölkerungsschutz, Resilienz und Krisenvorsorge investieren.» Dazu brauche es jetzt einen gemeinsamen politischen Willen. «Wir können nicht warten, bis wir klimapolitisch erfolgreich sind», sagte er.
Die Erwartungen an das Bundesamt und das Technische Hilfswerk seien gerade immens. «In diesem Verhältnis sind nun auch unsere Erwartungen an den Bundesfinanzminister immens», sagte Schuster.
Ausfall der Gasversorgung in betroffenem Kreis
Den Menschen im Kreis Ahrweiler droht nach der Unwetterkatastrophe ein langer Ausfall ihrer Gasversorgung. Nach der ersten Einschätzung des Schadensbilds müssten «mehrere Kilometer Gasleitungen komplett neu gelegt werden», teilte die Netzgesellschaft der Energieversorgung Mittelrhein am Freitag in Koblenz mit. Dies werde mehrere Wochen, wenn nicht sogar Monate dauern.
Dem Unternehmen zufolge bedeutet dies für die betroffenen Bürger und Bürgerinnen, dass sie kein warmes Wasser mehr beziehen können. Für Unternehmen, die Erdgas benötigen, bedeute dies den Ausfall ihrer Produktion. Nach Angaben des Versorgers ist eine Leitung im Bereich der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler gerissen, weshalb das gesamte Stadtgebiet und die umliegenden Orte kein Erdgas mehr haben.
Schwierige Bedingungen für Rettungsteams
Die Infrastruktur in den betroffenen Gebieten fiel zeitweise vollständig aus. Dazu kommen eine Reihe zerstörter oder nicht benutzbarer Strassen und Bahnstrecken. Allein die Polizei in Koblenz (Bundesland Rheinland-Pfalz) nannte 13 verschiedene Strassen, darunter die Bundesstrasse 257 und sechs Landstrassen, die gesperrt oder streckenweise unbefahrbar waren.
Der Rettungseinsatz in den heimgesuchten Gebieten lief unter Hochdruck und auch mit Unterstützung von Rettern aus anderen Bundesländern sowie von der Bundeswehr. Inzwischen sind nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums mehr als 850 Soldaten und Soldatinnen bei den Unwettern im Einsatz – «Tendenz steigend». Die Bundeswehr half den Einsatzkräften vor Ort demnach unter anderem bei Evakuierungen sowie Räumungen mit Schlauchbooten und Krankenautos.
Zahl der Todesopfer liegt bei mindestens 106
Infolge der Unwetterkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen sind mehr als hundert Menschen gestorben. Da die Lage auch am Freitag unübersichtlich blieb und weiter viele Menschen vermisst wurden, drohte noch ein weiterer Anstieg der Zahl der Toten. Auch im benachbarten Belgien starben mindestens 18 Menschen. Die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer und der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet, sprachen von einer Katastrophe historischen Ausmasses.
SPD-Politikerin Dreyer bezifferte die Zahl der Toten in Rheinland-Pfalz auf mindestens 60, ein Sprecher des Landesinnenministeriums sprach am Freitagnachmittag von mindestens 63 Toten. Darunter waren auch zwölf Bewohner eines Behindertenwohnheims in Sinzig, die nicht mehr evakuiert werden konnten und hilflos ertranken. Laschet bezifferte die Zahl der Toten in Nordrhein-Westfalen auf mindestens 43.
In beiden Bundesländern blieb die Lage in einigen Landkreisen unübersichtlich. Im besonders betroffenen rheinland-pfälzischen Landkreis Ahrweiler war etwa seit Donnerstagabend die Zahl der vermissten Menschen unklar. Der Landkreis selbst gab die Zahl mit 1300 an, darunter könnten aber viele doppelt gemeldete Menschen sein. Da das Mobilfunknetz und die Telefonleitungen ausgefallen waren, gab es keine Möglichkeit der telefonischen Kontaktnachverfolgung.
Ähnlich war es im südlich von Köln gelegenen Erftstadt. Dort spielten sich dramatische Szenen ab. Die über die Ufer getretene Erft unterspülte zahlreiche Häuser und brachte diese ganz oder teilweise zum Einsturz. Dazu kam es zu Erosion, wodurch grössere Bodenbereichen einfach wegbrachen. Die Behörden gingen von mehreren Toten in Erftstadt aus, konnten dies aber auch im Lauf des Freitags nicht weiter beziffern. Die Polizei in Köln suchte nach 19 vermissten Menschen aus dem Raum Bonn/Rhein-Sieg-Kreis und 40 aus dem Raum Euskirchen.
«Lage noch nicht unter Kontrolle»
Dreyer sagte nach einer Sondersitzung ihres Kabinetts, sie sehe die Lage noch nicht unter Kontrolle, es könne noch keine Entwarnung gegeben werden. «Das Leid nimmt heute so dramatisch zu», sagte Dreyer. Es sei «eine nationale Katastrophe». Die Einschätzung ihrer Landesregierung sei inzwischen, dass die Schäden «so dramatisch» seien, «dass wir noch lange Zeit mit dem Thema zu tun haben». Dabei bezeichnete sie die Lage auch als «Horror». «Da könnte man eigentlich nur noch weinen.»
Laschet erklärte, die Überschwemmungen in Westdeutschland seien eine «Flutkatastrophe von historischem Ausmass». Die Zahl der Toten übertrifft mittlerweile um ein Mehrfaches die der sogenannten Jahrhundertflut aus dem Jahr 2002, bei der in Sachsen 21 Menschen starben. «Ein Jahrhundertunwetter hat unser Land getroffen», sagte Laschet nach einer Sitzung seines Landeskabinetts in Düsseldorf. Die Wassermassen hätten «undenkbare Schäden verursacht» und «weiträumige Evakuierungen» nötig gemacht.
Insgesamt waren in Nordrhein-Westfalen nach Regierungsangaben 25 Städte und Landkreise von Überschwemmungen betroffen. Laschet sagte, er fürchte, dass es mehr als die 43 Todesfälle gebe. Es werde «grosse finanzielle Anstrengungen brauchen». Konkret soll es laut Laschet zuerst eine Direkthilfe «für alle, die ohne alles auf der Strasse stehen», geben. Zusätzlich soll es Hilfen für Härtefälle und Strukturhilfen für die betroffenen Kommunen geben. Auch der Bund habe Unterstützung zugesagt. «Um die Folgen der Flut zu bewältigen, wird Deutschland solidarisch zusammenstehen müssen.»
Laschet: «Flutkatastrophe von historischem Ausmass»
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet hat die Überschwemmungen als «Flutkatastrophe von historischem Ausmass» bezeichnet. «Ein Jahrhundertunwetter hat unser Land getroffen», sagte Laschet am Freitag nach einer Sitzung seines Landeskabinetts in Düsseldorf. Insgesamt sind in Nordrhein-Westfalen nach Regierungsangaben 25 Städte und Landkreise von Überschwemmungen betroffen. Im bevölkerungsstärksten Bundesland kamen mindestens 43 Menschen ums Leben. «Und es steht zu befürchten, dass es mehr werden», sagte Laschet.
Es werde «grosse finanzielle Anstrengungen brauchen». Konkret soll es laut Laschet zuerst eine Direkthilfe «für alle, die ohne alles auf der Strasse stehen», geben. Zusätzlich soll es Hilfen für Härtefälle und Strukturhilfen für die betroffenen Kommunen geben. Auch der Bund habe Unterstützung zugesagt.
Das Verteidigungsministerium löste wegen der Notlage einen militärischen Katastrophenalarm aus. Damit könnten Entscheidungen von den Verantwortlichen an Ort und Stelle schneller getroffen werden, erläuterte ein Ministeriumssprecher. Es seien bereits mehr als 850 Soldaten im Einsatz.
Der zuständige Landrat des Rhein-Erft-Kreises, Frank Rock, sagte im Fernsehsender ntv, er habe noch keine konkrete Zahl über Todesopfer oder Vermisste. 50 Menschen seien mit Booten gerettet worden. Die Flut sei sehr schnell gekommen. Senken hätten binnen zehn Minuten unter Wasser gestanden. Es habe kaum Zeit gegeben, die Menschen zu warnen. «Es ist eine katastrophale Lage, wie wir sie hier noch nie hatten», sagte Rock.
An den Flüssen und Seen in Baden-Württemberg erwarteten die Experten für Freitag steigende Wasserstände. In einigen Regionen wurden erneut Strassen gesperrt, im Allgäu stand ein Wohngebiet unter Wasser. Der Deutsche Wetterdienst warnte vor Starkregen und Gewittern etwa in Oberschwaben. Vor allem in kleineren Gewässern könne der Wasserstand schnell ansteigen.
Das Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz meldete in seinem Frühwarnsystem bis Samstagmorgen zwar für fast das ganze Bundesland eine geringe Hochwassergefährdung. In der Region rund um Altenahr sowie in Teilen der Eifel seien aber noch immer vereinzelte Überflutungen möglich, hiess es. (AFP, SDA)
Deutsche Regierung: «Der Klimawandel ist da und er ist spürbar»
Nicht jedes Wetterereignis ist nach Aussage der deutschen Regierung im Klimawandel begründet, gleichwohl seien dessen Auswirkungen offensichtlich. «Der Klimawandel ist da, und er ist spürbar bei uns und in anderen Teilen der Welt», sagte Vize-Regierungssprecherin Martina Fietz am Freitag. Sie wies darauf hin, dass «nicht jedes einzelne Wetter» direkt auf den Klimawandel zurückzuführen sei. Richtig sei aber, dass die Erderhitzung grundsätzlich zu einer Zunahme sogenannter Extremwetterlagen führe.
Ein Sprecher des Umweltministeriums sagte, dass Deutschland sowohl eine gute Strategie zur Anpassung an den Klimawandel als auch guten Katastrophenschutz brauche. Das Thema Klimaschutz nannte der Sprecher eine staatliche Daueraufgabe, die «an der ein oder anderen Stelle engagierter als bisher» bewältigt werden müsse.
Als Reaktion auf die schweren Unwetter in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz mit inzwischen mehr als hundert Todesopfern forderten Politiker mehrerer Parteien verstärkten Klimaschutz.
Zahl der Todesopfer in Rheinland-Pfalz steigt weiter
Die Zahl der Unwettertoten in Rheinland-Pfalz hat sich auf mindestens 60 erhöht. Damit ist die Opferzahl auf mehr als hundert gestiegen.
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer sagte am Freitag in Mainz, es könne noch keine Entwarnung gegeben werden. «Das Leid nimmt heute so dramatisch zu», es sei «eine nationale Katastrophe». Die Einschätzung ihrer Landesregierung sei inzwischen, dass die Schäden «so dramatisch» seien, «dass wir noch lange Zeit mit dem Thema zu tun haben».
Dramatische Lage in Erftstadt
Die Situation in Erftstadt-Blessem südwestlich von Köln ist dramatisch. Dort wurden Häuser unterspült und stürzten ein, es gibt Todesopfer.
Von der Bezirksregierung verbreitete Luftbilder und Fotos von Fotografen zeigen Erdrutsche von gewaltigem Ausmass. Häuser wurden mitgerissen und verschwanden. Autos lagen in neu entstandenen riesigen Erdlöchern neben Betonteilen der ehemaligen Kanalisation.
Aus den Häusern kämen immer wieder Notrufe. Menschen könnten derzeit aber nur mit Booten vom Wasser aus gerettet werden, hatte die Behörde zuvor mitgeteilt.
Die Infrastruktur in Erftstadt ist laut der Bezirksregierung in Köln vollständig ausgefallen, Krankenhausbetriebe nicht mehr möglich, mehrere Pflegeheime mussten evakuiert werden.
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Die Retter erreichten aus den Häusern immer wieder Notrufe eingeschlossener Menschen, die trotz Warnungen in das Gefahrengebiet zurückgekehrt waren oder es gar nicht verlassen hatten. In vielen Fällen sei ein Rettungseinsatz nicht möglich. Durch einen nicht abzustellenden Gasaustritt wird der Einsatz erschwert.
In Nordrhein-Westfalen sind nach Angaben des Katastrophenschutzes 23 Städte und Landkreise von Überschwemmungen betroffen.
Die Feuerwehr rettete am Donnerstagabend im Kreis Heinsberg drei schwer verletzte Menschen aus dem Fluss Wurm, die zu ertrinken drohten.
In Rheinland-Pfalz ist der Kreis Ahrweiler Schwerpunkt der Katastrophe. Allein im Dorf Schuld an der Ahr mit 700 Einwohnern wurden mehrere Häuser von den Wassermassen mitgerissen, zahlreiche weitere Gebäude teils schwer beschädigt. Erhebliche Schäden gab es auch in weiteren Regionen der Eifel sowie im Landkreis Trier-Saarburg.
An den Flüssen und Seen in Baden-Württemberg erwarten die Experten für Freitag steigende Wasserstände. In einigen Regionen wurden erneut Strassen gesperrt, im Allgäu stand ein Wohngebiet unter Wasser.
In Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ist der Zugverkehr stark beeinträchtigt. Zahlreiche Strecken seien komplett gesperrt oder nur eingeschränkt befahrbar, teilte die Deutsche Bahn am Freitag mit.
Lahmgelegtes Mobilfunknetz: Zahl der Vermissten unklar
Nach Polizeiangaben werden in Rheinland-Pfalz knapp unter 100 Menschen vermisst, sagte der Innenminister des Landes, Roger Lewentz, am Freitagmorgen im Deutschlandfunk.
In Rheinland-Pfalz hatte der Kreis Ahrweiler zuletzt von 1300 Vermissten im Kreisgebiet gesprochen. Eine Sprecherin erklärte das auch mit dem teilweise lahmgelegten Mobilfunknetz. Daher gebe es keinen Handy-Empfang; viele Menschen seien nicht erreichbar.
Zahl der Toten auch in Belgien gestiegen
Einige Dutzend Kilometer westlich der Überflutungsgebiete in Westdeutschland steigt auch die Zahl der Toten nach den Unwettern in Belgien. Über Nacht fanden die Einsatzkräfte in der Wallonischen Region weitere Tote – somit forderte das Unwetter bisher mindestens 14 Menschenleben, wie die Nachrichtenagentur Belga am Freitag berichtete.
Der Ministerpräsident von Wallonien, Elio Di Rupo, sagte dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk RTBF, dass Häuser eingestürzt seien und vom Hochwasser Betroffene nicht erreicht werden könnten, wie Belga berichtete. Mittlerweile beruhige sich das Wetter in Belgien; der Regen lasse nach. Zudem war der Schienenverkehr in ganz Wallonien gestört. Mehr als 20'000 Menschen hatten zeitweise keinen Strom, und in manchen Regionen war das Trinkwasser verunreinigt. (sda)
Zahl der Todesopfer steigt auf 93
Die Zahl der Unwettertoten in Nordrhein-Westfalen ist auf mindestens 43 gestiegen. Das Landesinnenministerium in Düsseldorf erklärte am Freitag, diese Zahl sei aber «dynamisch» und könne sich jederzeit ändern. In Rheinland-Pfalz gehen die Behörden von mehr als 50 Unwettertoten aus.
Gebäude massiv unterspült, Notrufe aus den Häusern
Luftaufnahmen aus Nordrhein-Westfalen geben einen Eindruck über das Ausmass der Verwüstungen, die die Unwetter angerichtet haben. «In Erftstadt-Blessem sind Häuser massiv unterspült worden und einige eingestürzt», schreibt die Bezirksregierung Köln auf Twitter. Es würden noch etliche Personen vermisst. «Aus den Häusern kommen Notrufe, aber eine Rettung ist vielfach nicht möglich.» Der Katastrophenschutz sei vor Ort.
In überschwemmtem Bereich von Erftstadt sind mehrere Menschen ums Leben gekommen. Eine Sprecherin der Kölner Bezirksregierung spricht von «bestätigten» Fällen, konnte zu den genauen Umständen aber noch keine Angaben machen, weil aktuell kaum Kommunikation mit dem betroffenen Gebiet möglich sei.
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Laut der Sprecherin wurde ein Katastrophenschutztrupp losgeschickt, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Bereits am frühen Morgen teilte die Bezirksregierung mit, dass der Betrieb der Spitäler vor Ort wegen der «massiven und schnell fortschreitenden Unterspülungen» nicht mehr möglich sei und mehrere Pflegeheime evakuiert würden. Aus den Häusern erfolgten demnach immer wieder Notrufe, weil Menschen trotz Warnung zurück ins hoch gefährliche Schadensgebiet gekehrt seien oder es nicht verlassen hätten.
Blessem ist ein Stadtteil der gut 50'000 Einwohner zählenden Stadt Erftstadt in Nordrhein-Westfalen und liegt rund 20 Kilometer südwestlich von Köln.
Baden-Württemberg schickt Hilfe
Die Landesregierung von Baden-Württemberg unterstützt die Hochwassergebiete in Rheinland-Pfalz mit rund 600 Einsatzkräften von Sanitätsdienst, Feuerwehr und Technischem Hilfswerk. Derzeit seien hundert Krankenwagen, 15 Hochwasserzüge der Feuerwehr und ein Polizeihelikopter mit Höhenrettern im Einsatz, teilte das Innenministerium am Freitag in Stuttgart mit.
«Eine Katastrophe mit bisher nicht gekanntem Ausmass»
Die Regierung des Bundeslands Nordrhein-Westfalen berät an diesem Freitag in einer Sondersitzung darüber. Das Bundesland Rheinland-Pfalz hat bereits als kurzfristige Unterstützung 50 Millionen Euro bereitgestellt, um etwa Schäden an Strassen, Brücken und anderen Bauwerken zu beheben.
«Das ist eine einmalige Katastrophe mit bisher nicht gekanntem Ausmass», bewertete der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, die Flutkatastrophe. «Es geht nach dem Schadensbild um Milliarden Euro», sagte Landsberg dem Magazin «Kommunal».
«Es muss jetzt darum gehen, den Menschen, die teilweise alles verloren haben, aber auch den betroffenen Kommunen, deren Infrastruktur zerstört ist, schnell und unbürokratisch zu helfen.» Hier vertraue man auf die bereits erklärten Zusagen des Bundes und der betroffenen Länder.
«Wir werden sie in dieser schwierigen, schrecklichen Stunde nicht alleine lassen.»
Kanzlerin Angela Merkel hat den Betroffenen Hilfen versprochen. «Wir werden sie in dieser schwierigen, schrecklichen Stunde nicht alleine lassen und werden auch helfen, wenn es um den Wiederaufbau geht», sagte Merkel am Donnerstag nach einem Treffen mit US-Präsident Joe Biden in Washington.
Zahl der Toten in Rheinland-Pfalz steigt auf 50
Die Zahl der Toten allein im Bundesland Rheinland-Pfalz ist auf 50 gestiegen. «Die Befürchtung ist, dass es noch mehr werden», sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Koblenz am Freitagmorgen. Die Bergungsarbeiten liefen weiter.
Wie viele Menschen insbesondere in der Region um Bad Neuenahr-Ahrweiler noch vermisst werden, konnte der Sprecher nicht genau sagen. Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz hatte am Donnerstagabend davon gesprochen, dass das Schicksal von 40 bis 60 Menschen weiterhin ungeklärt sei.
Der Kreis Ahrweiler hatte sogar von 1300 noch vermissten Menschen im Kreisgebiet gesprochen. Eine Sprecherin erklärte das auch mit einem teilweise lahmgelegten Mobilfunknetz. Daher gebe es keinen Handy-Empfang und viele Menschen seien nicht erreichbar.
Auch im Bundesland Nordrhein-Westfalen hatte der heftige Regen aus kleinen Flüssen reissende Wassermassen gemacht, wo bis zum Donnerstagabend 31 Tote gemeldet wurden.
BVB plant Benefizspiel
Nach der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hat Borussia Dortmund finanzielle Hilfe angekündigt. Die «Bild»-Zeitung zitiert den BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke wie folgt: «Auch der BVB wird seinen Teil dazu beitragen, um den Betroffenen zu helfen und die Einnahmen eines Benefizspiels, das wir möglichst in Hagen bestreiten möchten, den Opfern zukommen lassen.»
Biden: Eine «Tragödie»
US-Präsident Joe Biden hat Bundeskanzlerin Angela Merkel sein Beileid angesichts der vielen Todesopfer bei der Hochwasserkatastrophe in Westdeutschland ausgesprochen. «Es ist eine Tragödie und unsere Herzen sind bei den Familien, die geliebte Menschen verloren haben», sagte Biden nach einem Gespräch mit Merkel am Donnerstag im Weissen Haus in Washington.
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//red
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