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LiveTicker zum Wetter in Europa
+++ «Reichsbürger in polizeiähnlicher Uniform» behindern Hilfsarbeiten +++ Zahl der Toten in Deutschland steigt auf mehr als 180

Das Wichtigste in Kürze:

  • Bei einer der grössten Unwetterkatastrophen im Westen Deutschlands starben Mitte Juli über 180 Menschen, über 70 weitere werden noch vermisst.

  • Neben Deutschland waren auch weitere Länder in Europa von Hochwassern betroffen. In Belgien starben mehr als 40 Menschen.

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Etwa 1300 Vermisste in Rheinland-Pfalz

Im Kreis Ahrweiler im Bundesland Rheinland-Pfalzim werden etwa 1300 Personen vermisst. Das teilt der Kreis in einer Erklärung mit. Zudem seien weitere Todesopfer zu beklagen, heisst es dort, jedoch ohne genauere Angaben. Die Vermisstenzahlen können auch mit zusammengebrochenen Kommunikationswegen zusammenhängen, wodurch Menschen nicht zu erreichen sind.

Etwa 3500 Personen sind in mehreren Betreuungseinrichtungen untergebracht. Alle kreiseigenen Schulen sollen am Freitag geschlossen bleiben. Eine abschliessende Beurteilung der Situation im Kreis sei noch nicht möglich, hiess es weiter.

Der Kreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz wurde von den Unwettern besonders schwer getroffen. (15. Juli 2021)

Neun Tote und vier Vermisste in Belgien

In Belgien werden weiterhin vier Personen nach Überschwemmungen vermisst. Mindestens neun Personen sind ums Leben gekommen.

Bereits am Morgen hatte es erste Meldungen über Tote gegeben. Innenministerin Annelies Verlinden hat den Katastrophenschutzmechanismus der EU in Anspruch genommen, Frankreich, Italien und Österreich hatten Hilfe angeboten.

König Philippe von Belgien und Königin Mathilde fuhren in die besonders betroffene Gemeinde Chaudfontaine. Der zentrale Bahnhof der Stadt Lüttich mit knapp 200'000 Einwohnern wurde am Nachmittag geschlossen. In der Stadt waren Belga zufolge zudem die Strom-, Gas- und Wasserversorgung beeinträchtigt.

Retter holen Menschen mit Gummibooten aus ihren überfluteten Häusern im belgischen Lüttich. (15. Juli 2021)

Bundeswehr schickt mehr Soldaten zum Hilfseinsatz

Inzwischen seien mindestens 850 Männer und Frauen zur Unterstützung der Rettungsarbeiten eingesetzt, sagte ein Sprecher.

Im Raum Hagen etwa sind 230 Soldaten und Grossgerät im Einsatz, darunter zwei 2 Bergepanzer, Lastwagen und Radlader.

In Leverkusen helfen 200 Soldaten beim Befüllen von Sandsäcken. In Aachen waren zwei Bergepanzer und ein Rettungshelikopter unterwegs.

Ein Einsatzfahrzeug der Bundeswehr räumt im strömenden Regen Geröll von der Strasse in Aachen. (15. Juli 2021)

Erneut Warnung vor Starkregen

Für Wuppertal und Teile des Ennepe-Ruhr-Kreises hat der Deutsche Wetterdienst erneut vor schweren Gewittern mit heftigem Starkregen gewarnt. Innerhalb einer Stunde könnten dabei bis zu 40 Liter Regen fallen. Auch vor Sturmböen wurde gewarnt. Auch nordöstlich davon in Hagen, Dortmund, im Kreis Unna und in Hamm warnte die Wetterbehörde vor starkem Gewitter mit kräftigem Regen.

Zahl der Unwettertoten steigt

Die Zahl der Unwettertoten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ist im Verlauf des Donnerstags auf mindestens 59 gestiegen. Die Kölner Polizei meldete am Abend weitere fünf Opfer. Das Innenministerium in Mainz bestätigte den Fund von neun weiteren Leichen. Die Polizei in NRW setzte ausserdem die Suche nach neun vermissten Menschen aus dem Raum Bonn und elf aus Euskirchen fort.

Die Bilanz stieg damit auf 31 Tote in Nordrhein-Westfalen und 28 in Rheinland-Pfalz. Besonders stark betroffen waren der Raum Bad Neuenahr-Ahrweiler mit 19 Toten und das südlich von Köln gelegene Euskirchen mit 15 Toten, wie die zuständigen Polizeistellen am Nachmittag mitteilten.

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Rheinland-Pfalz, Schuld: Zwei Feuerwehrleute gehen in dem Dorf im Kreis Ahrweiler nach dem Unwetter mit Hochwasser durch den Schutt. (15. Juli 2021)
15.07.2021, Rheinland-Pfalz, Bad Neuenahr: Der Lagerplatz eines Getränkemarkts steht unter Wasser. Starkregen führte zu extremen Überschwemmungen. Foto: Thomas Frey/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Neun weitere Tote waren Bewohner einer Behinderteneinrichtung

Bei den neun weiteren Menschen, die bei der Hochwasser-Katastrophe in Rheinland-Pfalz ums Leben gekommen sind, handelte es sich um Bewohner einer Behinderteneinrichtung in Sinzig. Das sagte eine Sprecherin des rheinland-pfälzischen Innenministeriums am Donnerstagabend. Die Fluten seien schneller gekommen, als die Menschen hätten in Sicherheit gebracht werden können.

Innenminister Roger Lewentz (SPD) hatte im SWR Fernsehen bekanntgegeben, dass sich die Zahl der Toten um neun auf 28 erhöht habe. Der Einsatz an der Einrichtung lief am Abend noch. Weitere Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt. Zuvor hatten mehrere Medien über das Thema berichtet.

UN bringt Hochwasserkatastrophe in Zusammenhang mit Klimawandel

Die Vereinten Nationen sehen die Hochwasser-Katastrophe im Westen Deutschlands als Folge des fortschreitenden Klimawandels. «Es ist ein grösserer Trend in Bezug auf den Klimawandel, dass er zu grösseren Klimaextremen führt», sagte eine UN-Sprecherin am Donnerstag in New York. Massnahmen zur Bekämpfung der Klimakrise seien nötig, um Vorfälle wie jenen in Deutschland künftig zu begrenzen. Die UN bedauerte die zahlreichen Toten und sprach ihren Angehörigen ihr Beileid aus.

Merkel sagt Unterstützung zu

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat den Menschen in den Hochwassergebieten in Deutschland Unterstützung zugesagt. Wo die Bundesregierung helfen könne, werde sie das tun, sagte Merkel am Donnerstag am Rande ihres Besuches in Washington. «Dies sind für die Menschen in den Überschwemmungsgebieten entsetzliche Tage. Meine Gedanken sind bei ihnen. Und sie können darauf vertrauen, dass alle Kräfte unseres Staates – von Bund, Ländern und Gemeinden – gemeinsam alles daran setzen werden, auch unter schwierigsten Bedingungen Leben zu retten, Gefahren abzuwenden und Not zu lindern.»

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Laschet besucht Rettungskräfte

NRW-Ministerpräsident und CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) machte sich in Altena und in Hagen ein Bild von der Lage. Rund 440 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk und 100 Kräfte der Bundeswehr waren allein in Hagen unterwegs, um der Wassermassen Herr zu werden. Eine Reise durch Süddeutschland hatte Laschet abgebrochen und auch seine Teilnahme an der CSU-Klausur im bayerischen Seeon abgesagt.

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Mindestens vier Tote durch Unwetter in Belgien

Neben Deutschland sind auch die Nachbarstaaten Belgien, Luxemburg und die Niederlande von schweren Unwettern getroffen worden. Im ostbelgischen Verviers entdeckten Rettungskräfte am Donnerstag vier Leichen, wie die Staatsanwaltschaft der rund 30 Kilometer von der deutschen Grenze entfernten Kleinstadt mitteilte. Der öffentlich-rechtliche Rundfunksender RTBF berichtete von mindestens sechs Todesopfern.

Im ostbelgischen Verviers wurden mehrere Autos von den Wassermassen mitgerissen. (15. Juli 2021)

In Eupen wurde laut RTBF am Morgen ein 22-jähriger Mann von den Fluten mitgerissen. In Aywaille, südlich von Lüttich, ertrank ein etwa 50 Jahre alter Mann in seinem Keller. Am Mittwoch war in der Gemeinde Profondeville bereits die Leiche eines Mannes nahe einer Schleuse in der Maas entdeckt worden.

Von dem Unwetter betroffen sind vor allem die Provinzen Namur und Lüttich. Dort stand der Kurort Spa komplett unter Wasser, in der Gemeinde Chaudfontaine mussten fast 1800 Menschen in Sicherheit gebracht werden. Derartige Überschwemmungen habe er seit 1998 nicht mehr erlebt, sagte Bürgermeister Daniel Bacquelaine dem Radiosender RTL. In Pepinster stürzte rund ein Dutzend Häuser ein, nachdem der Fluss Vesdre über die Ufer getreten war.

Menschen versuchen im belgischen Liege durch eine Strasse zu kommen. (15. Juli 2021)

Grosse Schäden meldete auch die an Belgien und Deutschland grenzende niederländische Provinz Limburg. Dort war die Kleinstadt Valkenburg komplett überflutet, ein Seniorenheim musste evakuiert werden. Mehrere Strassen der Provinz wurden für den Verkehr gesperrt, darunter auch die vielbefahrene Autobahn A2.

In Luxemburg setzte die Regierung nach heftigem nächtlichen Regen einen Krisenstab ein. Laut Regierungschef Xavier Bettel wurden zahlreiche Häuser im ganzen Grossherzogtum überflutet und sind nicht mehr «bewohnbar».

Meteorologen rechnen mit «Entspannung der Wetterlage»

Nach Einschätzung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ist der Höhepunkt der extremen Niederschläge in Teilen Deutschlands überschritten. Der DWD-Meteorologe Marco Manitta erwartete am Donnerstag «eine Entspannung der Wetterlage». Zwar könne es weiterhin «punktuellen Starkregen» geben, dieser sei aber nicht mehr so verbreitet wie in der vergangenen Nacht, sagte Manitta der Deutschen Presse-Agentur. «Das Unwetterpotenzial sinkt deutlich.»

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Ausgangslage

Bei einer der grössten Unwetterkatastrophen der Nachkriegszeit in Deutschland sind in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz mindestens 45 Menschen gestorben. Dazu galten dutzende Menschen am Donnerstag als vermisst. Da an vielen Orten das Strom- und Telefonnetz ausfiel und Rettungseinsätze noch liefen, blieb die Lage unübersichtlich. Mehrere Kreise in der Eifel riefen Katastrophenalarm aus. Die wirtschaftlichen Schäden liessen sich noch nicht beziffern.

Besonders stark betroffen waren der Raum Bad Neuenahr-Ahrweiler mit 19 Toten und das südlich von Köln gelegene Kreis Euskirchen mit 15 Toten, wie die zuständigen Polizeistellen jeweils mitteilten. Teilweise konnten die Toten noch nicht geborgen werden.

In Nordrhein-Westfalen lag die Zahl der bestätigten Todesfälle bis zum späten Donnerstagnachmittag bei insgesamt 26. Ausser den 15 Verstorbenen im Bereich Euskirchen starben drei Menschen in Rheinbach. Zudem gab es Tote in Köln, im Kreis Unna, in Altena, in Geilenkirchen und in Solingen. Dazu könnten angesichts der vielen Vermissten noch weitere Tote kommen. Auch im benachbarten Belgien starben mindestens vier Menschen.

15'000 Rettungskräfte im Einsatz

Die Zahl der Toten in den zwei Bundesländern lag damit noch während der laufenden Rettungsmassnahmen bereits mehr als doppelt so hoch wie beim sogenannten Jahrhunderthochwasser im Jahr 2002, bei dem in Deutschland 21 Menschen starben.

Die Folgen der Hochwasserkatastrophe blieben im Verlauf des Donnerstags in vielen Orten unübersichtlich, weil Strom- und Telefonleitungen ausgefallen waren. Es spielten sich aber immer wieder dramatische Szenen ab. So flüchteten zahlreiche Menschen auf die Dächer ihrer Häuser.

Die Polizei setzte Helikopter ein, um die Menschen an Seilwinden von den Dächern zu retten. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums waren 15'000 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei, Hilfsorganisationen und Bundeswehr vor Ort.

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Rheinland-Pfalz, Schuld: Zwei Feuerwehrleute gehen in dem Dorf im Kreis Ahrweiler nach dem Unwetter mit Hochwasser durch den Schutt. (15. Juli 2021)
15.07.2021, Rheinland-Pfalz, Bad Neuenahr: Der Lagerplatz eines Getränkemarkts steht unter Wasser. Starkregen führte zu extremen Überschwemmungen. Foto: Thomas Frey/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Rund 500 Bundeswehrsoldaten leisteten Amtshilfe in sechs Landkreisen der beiden Bundesländer, wie ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums den Funke-Zeitungen sagte. Zum Einsatz kamen demnach zwei Hubschrauber, 25 Lastwagen, zwölf Krankenwagen, zehn Radlader und zwei Bergepanzer.

Im besonders stark betroffenen Ort Schuld im Landkreis Ahrweiler in der Eifel wurden einem Polizeisprecher zufolge vier Häuser komplett von den Fluten weggespült. Zwei weitere Häuser seien zur Hälfte weggespült worden, andere Gebäude in dem kleinen Ort «erheblich» beschädigt worden.

Der Ort Schuld im Landkreis Ahrweiler wurde besonders schwer von den Unwettern getroffen. (15. Juli 2021)

Mehrere Menschen starben in überfluteten Kellern. In Nordrhein-Westfalen kamen zwei Feuerwehrmänner im Einsatz in Altena und Werdohl ums Leben. In Altena war die Feuerwehr am Mittwochabend im Einsatz, um einen ins Wasser geratenen Mann zu retten. Dabei fiel ein 46-jähriger Feuerwehrmann selbst ins Wasser und wurde abgetrieben, er sei kurze Zeit später tot geborgen worden.

Talsperre übergelaufen

Die Polizei bat in allen betroffenen Landkreisen um Hinweise der Bevölkerung auf Vermisste. Gleichzeitig rief sie aber auch dazu auf, die betroffenen Orte zu meiden. Wiederholt behinderten Schaulustige die Rettungseinsätze, ausserdem musste die Polizei Plünderer fernhalten.

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Besonders angespannt war die Lage in Nordrhein-Westfalen unter anderem in Hagen sowie in Wuppertal, wo eine Talsperre überlief. Nahe der Steinbachtalsperre in Euskirchen sollten mehrere Ortschaften evakuiert werden. In der Stadt Trier und im Landkreis Trier-Saarburg mussten mehrere hundert Menschen ihre Wohnungen verlassen. In Leverkusen und Trier wurden Krankenhäuser evakuiert.

Der wirtschaftliche Schaden des Unwetters liess sich noch nicht beziffern. Da eine ganze Reihe von Strassen und Brücken und auch Bahnlinien betroffen waren, dazu zahlreiche Häuser und auch Handwerksbetriebe zerstört wurden, dürften auch die wirtschaftlichen Auswirkungen massiv sein.

//red