LiveTicker zum Wetter in Europa+++ «Reichsbürger in polizeiähnlicher Uniform» behindern Hilfsarbeiten +++ Zahl der Toten in Deutschland steigt auf mehr als 180
Extremes Wetter: Mitteleuropa kämpft gegen Überschwemmungen, dem Süden des Kontinents droht extreme Hitze. Internationale News im Ticker.
Das Wichtigste in Kürze:
Bei einer der grössten Unwetterkatastrophen im Westen Deutschlands starben Mitte Juli über 180 Menschen, über 70 weitere werden noch vermisst.
Neben Deutschland waren auch weitere Länder in Europa von Hochwassern betroffen. In Belgien starben mehr als 40 Menschen.
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Problematische Lage in deutschen Hochwassergebieten
Die deutsche Bundespolizei hat der Regierung einen alarmierenden Bericht zur Lage in den Hochwassergebieten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz übermittelt. Laut einem Bericht der «Bild»-Zeitung vom Donnerstag wird darin die «Versorgung der Bevölkerung insgesamt als problematisch» bewertet. Viele Betroffene seien «stark traumatisiert» und «die Akzeptanz gegenüber den Einsatzkräften sinkt stetig».
In Rheinland-Pfalz behindern dem Bericht zufolge, aus dem «Bild» zitiert, «Reichsbürger in polizeiähnlicher Uniform» die Hilfsarbeiten. Die Leute versuchten demnach «Einsatzkräften Platzverweise zu erteilen» – und so die Aufräumarbeiten zu behindern. Zuvor hatte es bereits Berichte gegeben, wonach in den Katastrophengebieten Helferinnen und Helfer beschimpft oder mit Müll beworfen wurden, unter anderem von sogenannten «Querdenkern».
Entsetzt äusserte sich der CSU-Politiker Michael Kuffer. «Den Schilderungen zufolge sind diese Leute so durchgeknallt, dass sie keinerlei Grenzen mehr kennen», sagte er der «Bild»-Zeitung. Kuffer forderte ein entschlossenes Einschreiten der Justiz.
Erneut schwere Unwetter in Nieder- und Oberösterreich
In Nieder- und Oberösterreich sind am Mittwochnachmittag und am Abend wieder heftige Unwetter niedergegangen.
Dutzende Bäume fielen auf Strom- und Telefonleitungen. Dächer wurden teilweise abgedeckt und Strassenunterführungen wurden überflutet. Hunderte Feuerwehrleute waren im Einsatz. Die Aufräumarbeiten dauerten bis in die Nachtstunden.
In Niederösterreich waren am Abend rund 900 Mitglieder von 80 Feuerwehren gefordert. Gezählt wurden nach Angaben von Franz Resperger vom Landeskommando etwa 140 Einsätze. Am stärksten betroffen waren die Bezirke St. Pölten, Krems, Korneuburg, Mödling und Baden. Probleme bereiteten Sturmböen und schwere Niederschläge.
Nach heftigen Gewittern in der Nacht auf Mittwoch gab es am Nachmittag auch in Oberösterreich erneut Unwetteralarm. 150 Feuerwehren mit rund 2300 Einsatzkräften rückten zu 400 Einsätzen in den Bezirken Braunau, Ried im Innkreis, Vöcklabruck, Wels-Land, Wels Stadt und Grieskirchen aus.
Wieder kam es zu regionalen Überflutungen und kleineren Murgängen. Durch Hagel wurden aber auch Dächer beschädigt, so das Landesfeuerwehrkommando. Personen kamen nicht zu Schaden. Seit Sonntagabend war dies der fünfte Grosseinsatz für die Feuerwehren in Oberösterreich.
Notstand für Teile der Lombardei beantragt
Erneut sind Rettungskräfte im Norden Italiens nach starken Regenfällen zu Dutzenden Einsätzen ausgerückt. Östlich des Lago Maggiore seien die Feuerwehrleute zu 40 Einsätzen in der Provinz Varese gerufen worden, teilten die Retter am Mittwochnachmittag mit.
In der Gegend kam es zu Erdrutschen und Überschwemmungen. Auf Fotos waren Geröll und Schlamm zu sehen, die Autos einschlossen und in Häuser eingedrungen waren. Der Präsident der Lombardei, die besonders von den Unwettern betroffen war, liess den Notstand für mehrere Provinzen beantragen, darunter Varese, Como und Lecco. In einem Video auf Facebook sprach er von grossen Schäden.
Bereits am Dienstag rückte die Feuerwehr in der Provinz Como am Comer See mehr als 100 Mal wegen Überflutungen und Erdrutschen aus. Teilweise waren Strassen nicht passierbar und Menschen in Häusern eingeschlossen. Auch in den Regionen Venetien und Friaul-Julisch Venetien richteten Unwetter Schäden an. Für den Donnerstag sagte die Zivilschutzbehörde im äussersten Norden der Lombardei eine erhöhte Warnstufe und damit mögliche schwere Unwetter voraus.
DE: Zahl der Toten steigt auf mehr als 180
Etwa zwei Wochen nach der Flutkatastrophe in Westdeutschland hat sich die Zahl der Toten auf 181 erhöht. Nach Angaben der Polizei in Rheinland-Pfalz wurden zwei weitere Opfer entdeckt, die Zahl der Toten in dem Bundesland stieg dadurch auf 134. Weiterhin galten dort noch 73 Menschen als vermisst.
In Nordrhein-Westfalen gab es nach Angaben des Innenministers inzwischen keine Vermissten mehr. Dort starben bei dem Hochwasser 47 Menschen.
In den teils völlig verwüsteten Flutgebieten waren nach Angaben der Landesregierungen weiterhin tausende Einsatzkräfte mit der Versorgung der Bevölkerung, Räumarbeiten und Notreparaturen an der Infrastruktur beschäftigt. Allein die Bundeswehr hatte nach eigenen Angaben 2000 Soldaten im Einsatz. In Rheinland-Pfalz konnte die Situation inzwischen in ersten Gemeinden so weit stabilisiert werden, dass Noteinsätze langsam beendet werden.
Dort rücken nun Aufgaben wie die Beseitigung von Ölschäden ins Zentrum. In anderen Teilen des Katastrophengebiets in der Eifel war die Lage nach Angaben der Behörden jedoch weiter schwierig. Aufgrund der massiven Zerstörungen der Strom- und Wassernetze versorgen Hilfsorganisationen die Betroffenen dort mit warmem Essen und Trinkwasser. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Bau behelfsmässiger Brücken und das Räumen von Strassen im Ahrtal.
Tausende ohne Strom
Nach Angaben des Innenministers stabilisierte sich die Lage auch in Nordrhein-Westfalen inzwischen. Gleichzeitig waren dem Minister zufolge aber noch etwa 5000 bis 6000 Menschen ohne funktionierende Stromversorgung. Auch die reguläre Trinkwasserversorgung konnte teils noch nicht hergestellt werden.
Einen genaueren Überblick über die Schäden der Katastrophe gibt es bislang nicht. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen schätzte die Schäden allein im öffentlichen Personen- und Schienengüterverkehr auf mindestens 2,3 Milliarden. Für Nordrhein-Westfalen sprach der Innenminister von bislang überhaupt nicht abschätzbaren Kosten. Es gehe um «Milliarden».
In Rheinland-Pfalz waren nach Angaben der Landesregierung noch etwa 5000 Hilfskräfte im Einsatz. Spezialisten der Bundeswehr betrieben unter anderem mobile Tanklager sowie Tankstellen zur Kraftstoffversorgung und arbeiteten gemeinsam mit Experten des Technischen Hilfswerks (THW) am Bau von Behelfsbrücken, um die zerstörten Querungen über die Ahr zu ersetzen. Bundeswehr und THW waren ferner mit schwerem Gerät bei Räumeinsätzen unterwegs.
Andere Hilfsorganisationen kümmerten sich um die medizinische Versorgung, zeitgleich bemühten sich Versorgungsunternehmen um Reparaturen an Leitungsnetzen. Ein weiterer Schwerpunkt war die psychologische Betreuung von Flutopfern und Hilfskräften. Diese durchlebten eine «extrem schwere Zeit», sagte der Einsatzleiter der Landesregierung am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Eine weitere Aufgabe war demnach die Suche und Bergung der zahlreichen Tierkadaver.
Hunde suchen nach Leichen
Die Landespolizei setzte nach Angaben ihres Sprechers Leichenspürhunde ein, um im Flutgebiete die Quellen von Verwesungsgeruch zu ermitteln. Bislang seien sie aber nur auf tote Tiere gestossen, sagte er in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Insgesamt war die Polizei demnach mit mehr als 1000 Beamten Einsatz. Von den 134 Hochwassertoten waren laut Stadtfeld 76 eindeutig identifziert. Ferner wurden 766 Verletzte gezählt.
In Düsseldorf betonte der Innenminister die Notwendigkeit einer umfassenden Aufarbeitung der Ereignisse und Katastrophenschutzstrukturen. Bei 47 Toten könne schlichtweg «nicht alles richtig gelaufen» sein, auch wenn es sich um die «grösste Naturkatastrophe in der Geschichte unseres Landes» gehandelt habe, sagte der Minister. Zugleich verteidigte er die generelle föderale und lokale Organisation des Katastrophenschutzes hierzulande.
Schlammlawinen und Erdrutsche am Comersee
Nicht nur im Tessin, sondern auch in Teilen Norditaliens fiel aussergewöhnlich viel Regen. Rund um den Comersee gabs in den letzten beiden Tagen 150 Liter Regen pro Quadratmeter. Das führte zu Überschwemmungen und Schlammlawinen. In der Ortschaft Brienno wurden 50 Menschen von der Aussenwelt abgeschnitten. Tote oder verletzte Personen hat es nicht gegeben, aber die Erdrutsche richteten grosse Schäden an.
Zahl der Toten nach Unwettern in Belgien steigt auf mehr als 40
Die Zahl der Toten durch die Überschwemmungen in Belgien ist auf 41 gestiegen. Zwei Menschen würden nach den Unwettern von Mitte Juli noch vermisst, sagte der Regierungschef der Region Wallonie, Elio Di Rupo, am Dienstag vor Journalisten. Von den 262 Kommunen der Wallonie würden 202 in einen Katastrophenfonds aufgenommen. «Das zeigt das Ausmass des Dramas», sagte Di Rupo.
Die französischsprachige Region im Süden Belgiens war besonders stark von den Unwettern betroffen. Wie in Deutschland stürzten Häuser ein, Menschen mussten sich auf Dächer retten. Tausende Menschen waren ohne Strom, Trinkwasser musste wegen Verunreinigungen abgekocht werden.
Teuerste Naturkatastrophe in Deutschland in diesem Jahrtausend
Die deutschen Versicherer müssen für die Schäden aus der Flut-Katastrophe nach eigener Einschätzung mit bis zu 5,5 Milliarden Euro einstehen. Der Branchenverband GDV schraubte am Dienstag seine Schätzungen nach oben.
Der versicherte Schaden dürfte zwischen 4,5 Milliarden und 5,5 Milliarden Euro liegen, sagte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen. Damit wären das Tief «Bernd» und seine Folgen die teuerste Naturkatastrophe in Deutschland in diesem Jahrtausend.
Bisher hielt das Hochwasser an Elbe und Oder 2002 mit 4,5 Milliarden Euro den Rekord. Allein der Branchenführer Allianz rechnet mit Schadenmeldungen über mehr als eine halbe Milliarde Euro.
Waldbrand bedroht nördliche Vororte von Athen
Ein Waldbrand am Fusse des griechischen Bergs Pendeli bedroht die nördlichen Vororte der Hauptstadt Athen. Das Feuer brach am Dienstagmorgen aus, wie Einsatzkräfte und örtliche Behörden mitteilten. Der Brand sei «ausser Kontrolle», sagte der Bürgermeister der betroffenen Ortschaft Dionysos, Yannis Kalafatelis, dem Radiosender Skai. Das brennende Gebiet erstrecke sich über «mehrere Kilometer», fügte die Bürgermeisterin der Gemeinde Pendeli, Dimitra Kehaya, hinzu.
Nach Angaben der Feuerwehr sind 74 Feuerwehrleute mit fünf Hubschraubern und fünf Löschflugzeugen im Einsatz. Ein starker Wind erschwerte demnach die Löscharbeiten. Die Behörden warnten die Anwohner über deren Mobiltelefone und riefen sie auf, sich für mögliche Evakuierungen bereit zu halten.
Starke Trockenheit, heftiger Wind und Temperaturen von mehr als 30 Grad lösen in Griechenland jeden Sommer verheerende Waldbrände aus. Vor drei Jahren starben bei der bisher schwersten Brandkatastrophe des Landes im Badeort Mati nahe Athen 102 Menschen.
Vielerorts Schäden in Deutschland
Neuerliche Gewitter mit Starkregen und Sturm haben in verschiedenen Regionen Deutschlands zu Schäden geführt. In Rastatt in Baden-Württemberg wurden nach Polizeiangaben vom Dienstag vier Menschen von einem umstürzenden Baum verletzt, ein Betroffener erlitt dabei schwerere Verletzungen. Überflutete Keller und Strassen sowie umfallende Bäume hielten Retter am Montag und in der Nacht auf Dienstag auch an zahlreichen anderen Orten in Atem.
Schuld waren nach Angaben des Deutschen Wetterdiensts gefährliche Gewitterzellen, die sich insbesondere über Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, Baden-Württemberg sowie am Erzgebirge in Sachsen bildeten. Aber auch andere Bundesländer waren betroffen. Im Vorfeld hatte es Warnungen vor möglichen extremen örtlichen Regenfällen mit «Unwetterpotenzial» gegeben, vor allem im Norden.
Zu dramatischen Zuspitzungen kam es nach Angaben von Polizei und Rettungskräften dabei letztlich nicht.
Weltklimarat tagt wegen Extremwetter und Bericht
Die jüngsten Überschwemmungen in Europa und andere Extremwetterereignisse haben die Auftaktsitzung des Weltklimarats (IPCC) dominiert. Alle Redner erwähnten am Montag die Tragödien. Sie verbanden dies mit dem Aufruf: Die Welt muss aufgerüttelt durch die Ereignisse dringend handeln, um den Klimawandel abzumildern.
Am 9. August erscheint der erste Teil des 6. Klima-Sachstandberichtes. Zu erwarten sei etwa «eine bessere Zuordnung von Extremwetter zum Klimawandel», sagte der Vorsitzende des Weltklimarates, Hoesung Lee.
Der Inhalt des Berichts ist noch streng geheim. Regierungsvertreter gehen bis Ende kommender Woche die in den vergangenen drei Jahren erarbeiteten Vorlagen der Wissenschaft durch. Sie müssen die Veröffentlichung freigeben. Die Sitzung findet hinter verschlossenen Türen statt. «Die Welt wartet darauf, was der Weltklimarat zu sagen hat», meinte Lee. Eine grosse Rolle sollen auch regionale Vorhersagen zum Klimawandel spielen.
Der neue Bericht sei eine wichtige Vorlage für die Weltklimakonferenz im November in Glasgow, sagte Petteri Taalas, Generalsekretär der Weltwetterorganisation (WMO). Es seien noch ehrgeizigere Klimaschutzziele nötig als bisher von Regierungen geplant. «Wir können nicht Jahrzehnte warten», sagte Taalas. Positiv sei, dass sich immer mehr Länder und Industrien zum Klimaschutz verpflichten und der Privatsektor klimafreundliche Investitionen fördert.
Warnung vor Hitzewelle in Griechenland
Während Mitteleuropa gegen Überschwemmungen kämpft, steht Griechenland eine ungewöhnlich lange Hitzewelle bevor. Von Dienstag an sollen die Temperaturen tagsüber auf bis zu 44 Grad steigen und auch nachts nicht unter 30 Grad fallen. Sowohl der griechische Wetterdienst als auch der Zivilschutz sprechen bereits jetzt Warnungen aus, weil die Hitze bis zum 8. August anhalten soll, also aussergewöhnlich lang.
Sinken die Temperaturen auch nachts nicht, ist das für den menschlichen Körper enorm anstrengend, weil er sich nicht erholen kann. Je länger das extreme Wetter anhält, desto gefährlicher ist das für die Gesundheit. Weil auch starke Winde erwartet werden und es seit Wochen trocken ist, könnten sich Brände zudem schnell ausbreiten.
Griechenland hat böse Erinnerungen an extreme Hitzewellen. 1987 starben bei einer ähnlichen Hitze-Phase geschätzte 4000 Menschen. Damals gab es nur wenige Klimaanlagen, und Stadtwohnungen wurden vor allem für ältere Menschen zur Todesfalle. Bei einer weiteren Hitzewelle mit starkem Wind verbrannten 2007 auf der Halbinsel Peloponnes grosse Flächen, Dutzende Menschen kamen damals ums Leben. Jetzt wird befürchtet, dass die angekündigte Welle das alles noch in den Schatten stellen könnte. (Vgl. auch: Waldbrand auf Sardinien: Flammen wüten auf Ferieninsel – Hunderte verlassen Häuser).
Wetterdienst sagt schwere Regenfälle im Norden Deutschlands voraus
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat für Montag vor örtlich extremem Starkregen in Nord- und Nordostdeutschland gewarnt. Im Zuge starker Gewitter bestehe «Unwetterpozential», teilte der DWD am Montag im Kurzbotschaftendienst Twitter mit. Lokal seien dabei Regenfälle von 25 bis 40 Litern pro Quadratmetern möglich, teils auch noch extremere Niederschlagsmengen von bis zu 60 Litern.
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Betroffen sind nach Angaben des Wetterdiensts Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, das nördliche Brandenburg sowie ein schmaler Streifen im nordördlichen Niedersachsen. Parallel erwarten die Meteorologen auch in Teilen Süddeutschlands schwere Gewitter mit Regenmengen bis zu 40 Liter pro Quadrameter sowie Sturm und Hagel. Dies gilt vor allem für das südliche Bayern und östliche Teile des benachbarten Bundeslands Baden-Württemberg.
Unwetter in Bayern und Sachsen fordern zwei Tote
In Teilen Deutschlands haben örtliche Unwetter mit Starkregen und Sturmböen am Sonntagabend für Überflutungen und umstürzende Bäume gesorgt. In Bayern und Sachsen starben zwei Menschen. Bei Eglfing in Oberbayern kam laut Polizei ein 57-jähriger Jäger ums Leben, als sein Hochsitz im Wald offenbar vom Sturm umgerissen wurde. Im sächsischen Weisswasser starb nach Angaben der Polizei ein 67-Jähriger bei Pumparbeiten in seinem vom Starkregen überschwemmten Gartenhaus.
Wie die Polizei im bayerischen Rosenheim mitteilte, hatten anscheinend starken Böen den Hochstand aus seiner Verankerung gerissen, wobei sich der Jäger tödlich verletzte. Die Kriminalpolizei ermittelt.
Der 67-Jährige im sächsischen Weisswasser starb nach Angaben eines Polizeisprechers in Görlitz womöglich durch einen Stromschlag im überfluteten Keller seines Gartenhauses. Die Ermittlungen liefen noch. Die Feuerwehr habe den Mann nur noch tot bergen können.
Verkehrschaos im Südosten Englands und in London
Heftige Regenfälle sorgten im Südosten Englands und auch in London für Überschwemmungen und ein Verkehrschaos. Die Rettungskräfte seien aufgrund der «grossen Überschwemmungen» in der britischen Hauptstadt im Dauereinsatz, schrieb der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan am Sonntagabend auf Twitter. Durch die Wassermassen war der Verkehr von Bussen, U-Bahnen und Zügen gestört. Khan forderte die Menschen auf, überschwemmte Stadtteile zu meiden.
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In Südlondon in der Nähe des Bahnhofs Queenstown Road hielt die Polizei den Verkehr auf, weil eine Strasse nicht mehr befahrbar war, wie ein AFP-Reporter berichtete. Mehrere rote Doppeldeckerbusse wurden von den Wassermassen eingeschlossen und konnten nicht mehr weiterfahren. Das Wasser habe den Innenboden des Busses erreicht, sagte ein Fahrer. «Alles ist nass.»
Die Londoner Feuerwehr teilte bei Twitter mit, dass sie etwa 300 Anrufe erhalten habe, die Überschwemmungen im Südwesten Londons meldeten. Der britische Wetterdienst hatte eine Unwetterwarnung für London und Umgebung ab 19 Uhr Ortszeit (20 Uhr MESZ) herausgegeben. Die Unwetter im Süden Englands sollten auch am Montag weiter anhalten.
Nacht in deutschen Hochwassergebieten ohne schweren Regen
Die vergangene Nacht ist in den Hochwassergebieten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen – entgegen vorheriger Befürchtungen – nahezu trocken geblieben. Nach einigen Niederschlägen am Samstagnachmittag habe es in der Nacht in den Regionen kaum noch geregnet, sagte eine Sprecherin vom Deutschen Wetterdienst (DWD) am Sonntagmorgen. Beispielsweise in der Nordeifel seien am Samstag im Schnitt fünf bis zehn Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Die Sprecherin betonte aber auch, dass in der jetzigen Situation schon kleine Mengen Niederschlag zum Problem werden könnten, da Abflüsse verstopft und die Kanalisationen beschädigt sind.
Schwere Gewitter in Süddeutschland
Schwere Gewitter gab es in der Nacht im Süden Deutschlands, dort regnete es, vor allem südlich der Donau, teils auch heftig. Und auch am Sonntag könnte es wieder kräftig gewittern, sagte die DWD-Sprecherin. «Die Luft ist sehr feucht und warm, da kann es brodeln.» Die Aussichten seien aber für einen Sommertag bislang normal, Unwetterwarnungen gab es zunächst nicht.
Überschwemmungen in Stuttgarts Innenstadt
In Stuttgart führten die Regenfälle am Samstagabend zu Überschwemmungen in der Innenstadt. Wegen eines verstopften Gullys habe das Wasser nicht abfliessen können, sagte ein Sprecher der Polizei. Dadurch stand die Schillerstrasse in der Nähe des Hauptbahnhofs unter Wasser. Die Strasse wurde vorübergehend gesperrt.
Grosse Hilfsbereitschaft
Unterdessen reisst die Hilfsbereitschaft nicht ab – neben Geldspenden wollen viele Menschen auch selbst in den betroffenen Orten anpacken. Am Samstag waren es so viele, dass die Polizei in Koblenz und der Krisenstab an Helferinnen und Helfer appellierten, sich nicht mehr auf den Weg ins Katastrophengebiet zu machen. Sämtliche Zufahrtsstrassen seien völlig überlastet, hiess es.
Nach mehreren Spendenaktionen für die Flutopfer in den vergangenen Tagen gab es am Samstagabend ausserdem wieder eine Benefizsendung: Bei «Deutschland hilft – Die Sat.1-Spendengala» kamen 31 155 430 Euro Spendengelder zusammen. «Wir sind alle gerührt», kommentierte der Komiker Ralf Schmitz die Summe, die er dem Moderator Daniel Boschmann und dem Publikum am Ende der Sendung mitteilte. Mehr als 50 Prominente sassen den Angaben zufolge als Sammler für Spenden am Telefon, darunter Hella von Sinnen, Verona Pooth, Samuel Koch, Alex Peter, Matthias Opdenhövel und Mickie Krause.
Erneut schweres Unwetter in Belgien
Anderthalb Wochen nach den schweren Überschwemmungen mit 36 Todesopfern in Belgien haben Unwetter erneut schwere Schäden verursacht. In der südbelgischen Stadt Dinant an der Maas wurden am Samstag Strassen beschädigt, Autos weggerissen und zahlreiche Häuser überflutet. Die materiellen Schäden seien «erheblich», sagte Bürgermeister Axel Tixhon laut der Nachrichtenagentur Belga.
«Es war kurz, aber extrem heftig», sagte Tixhon weiter. Es seien «richtige Sturzbäche» die Strassen hinabgerauscht. Vier Menschen mussten demnach als Vorsichtsmassnahme ihre Häuser verlassen.
Nach Angaben des nationalen Krisenzentrums wurden bis Samstagsabend keine Verletzten gemeldet. Die Situation in der betroffenen Provinz Namur habe sich wieder stabilisiert, nachdem die Unwetter abgeflaut seien.
In elf Städten im Maas-Tal hatte es am frühen Samstagabend starke Regenfälle und Überschwemmungen gegeben. In Online-Netzwerken kursierten Bilder von Strassen, die sich in Sturzbäche verwandelten. Die Situation sei laut dem nationalen Krisenzentrum jedoch nicht vergleichbar mit den Überschwemmungen vom 14. und 15. Juli.
Nach tagelangem Starkregen waren die dicht besiedelten Täler der Maas-Region im Dreiländer-Eck von Deutschland, Belgien und den Niederlanden vor anderthalb Wochen überschwemmt worden. Besonders betroffen war die Provinz Lüttich. 36 Menschen starben, sieben werden noch vermisst, wie das Krisenzentrum am Samstag mitteilte.
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Im Hochwassergebiet regnet es erneut
Rund eineinhalb Wochen nach der Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz haben in dem betroffenen Gebiet am Samstag erneut Regenfälle eingesetzt - und es wurden Evakuierungen angeboten. Wie die Leiterin des Katastrophenschutzstabs, Begona Hermann, mitteilte, ist im Laufe des Tages laut Deutschem Wetterdienst mit örtlichen Niederschlägen im Bereich von maximal 30 bis 40 Liter pro Quadratmeter zu rechnen; stellenweise auch nur 10 Liter. Ab Sonntagmorgen gegen 6 Uhr könne sich die Wetterlage noch verschärfen. Den besonders betroffenen Kommunen sei daher ein Evakuierungsangebot gemacht worden.
Zahl der Hochwasseropfer steigt in Belgien auf 37
In Belgien ist die Zahl der Hochwasser-Opfer erneut nach oben korrigiert worden. Nach Angaben des Krisenzentrums vom Donnerstag starben mindestens 36 Menschen infolge der Überschwemmungen. Sechs Personen werden weiterhin vermisst. Am Mittwoch war die Zahl der Todesopfer noch mit 32 angegeben worden.
Bereits am Dienstag hatte es in Belgien einen Staatstrauertag wegen der Hochwasserkatastrophe gegeben. Um 12.01 Uhr legten Menschen im ganzen Land eine Schweigeminute ein. Im Anschluss hielt König Philippe eine Ansprache und dankte den Rettungskräften und zahlreichen freiwilligen Helfern für ihr Engagement. «Viele verloren alles. Die Arbeit eines ganzen Lebens, in wenigen Stunden dahin», sagte der Monarch mit Blick auf die immensen Schäden in Städten und Dörfern.
Hunderte Häuser sind weiterhin unbewohnbar. In der Stadt Verviers mit 55.000 Einwohnern müssen laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Belga mehr als 10.000 Menschen umgesiedelt werden. Die von den Überschwemmungen stark betroffene Region Wallonie will zum Wiederaufbau der zerstörten Gebiete zwei Milliarden Euro in die Hand nehmen.
Bei den Unwettern in Teilen Deutschlands, Belgiens, Luxemburgs und der Niederlande waren vergangene Woche insgesamt mindestens 214 Menschen ums Leben gekommen.
Gewittergefahr am Wochenende in deutschen Krisenzonen
Nach einigen Tagen Sonnenschein drohen in den westdeutschen Hochwasserregionen wieder Schauer und Gewitter mit Starkregen. «Es kann theoretisch und punktuell in den Unwetterbereich gehen», sagte eine Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Donnerstag mit Blick auf Nordrhein-Westfalen.
Wo und ob die Unwetter stattfinden, könne noch nicht abgeschätzt werden. Am Freitag scheine zunächst noch die Sonne.
Am Samstag soll nach Angaben des DWD von Südwesten dann Bewölkung aufziehen. Zunächst regne es in der Eifel, im Laufe des Nachmittags breiten sich die Niederschläge aus, so die Meteorologin.
Starkregen kann es laut DWD am Wochenende auch in Rheinland-Pfalz und dem Saarland geben.
Deutsche Bahn muss sieben Zugstrecken neu bauen
Nach der Hochwasserkatastrophe in den deutschen Bundesländern Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen muss die Deutsche Bahn sieben Strecken komplett neu bauen oder sanieren. «Das wird eine Mammut-Aufgabe», sagte eine Bahn-Sprecherin am Mittwoch im Deutschlandfunk.
Das gesamte Ausmass der Schäden sei noch nicht zu ermessen; der Konzern schätzt die Schäden allein an der Infrastruktur aktuell auf 1,3 Milliarden Euro; dazu komme der fehlende Umsatz.
«In dieser Dimension wurde unsere Infrastruktur noch nie auf einen Schlag zerstört», sagte der Vorstand Anlagen- und Instandhaltungsmanagement der DB-Tochter Netz AG, Volker Hentschel. Für den Löwenanteil der Schäden habe die Bahn wohl keinen Versicherungsschutz. Er sei aber zuversichtlich, dass der Bund und die Länder dem Konzern bei der Bewältigung unter die Arme greifen würden. Dies hätten sie auch in der Vergangenheit getan.
Besonders gravierend seien die Schäden an über 50 Brücken, sagte Hentschel. Die Fluten hätten auch Stationen und Haltepunkte sowie die Technik stark in Mitleidenschaft gezogen. 180 Bahnübergänge, knapp 40 Stellwerke, mehr als 1000 Oberleitungs- und Signalmasten, Energieanlagen sowie Aufzüge und Beleuchtungsanlagen in den Bahnhöfen seien betroffen.
Bei der Planung für den Bau neuer Strecken richte die Bahn sich auf zunehmende Extremwetterlagen ein, sagte die Sprecherin weiter. Der Konzern analysiere die Verkehrsregionen mit Blick auf das Jahr 2060. Vor dem Neubau einer Strecke gebe es «ganz gründliche Überprüfungen».
//red
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