Bezirksärzte berichtenWegen vieler Waldbesuche: Zahl der Zeckenstiche in der Region nimmt zu
Die Zeckenstiche in der Region mehren sich, auch wegen der aktuell zahlreichen Waldbesucher. Doch nicht alle konsultieren bei einem Stich gleich den Arzt.

Joggend, schlendernd oder bis Mitte April noch brätelnd: Die Menschen haben in der Corona-Krise den Wald und die Natur wieder für sich entdeckt. Dies war auch in der Region sicht- und spürbar. Doch was bei einem Waldausflug oft vergessen geht, ist der Schutz vor dem kleinen Feind. Denn seit sich das Wetter von der wärmeren und trockeneren Seite präsentiert, sind auch die Zecken wieder vermehrt aktiv.
Gemäss der Zecken-App der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) haben die Sichtungen der kleinen Tierchen in den Waldgebieten um den See zugenommen. So kann es schnell gehen; das Streifen eines Gebüschs oder Berühren eines Baumstammes genügt, und die Zecke sitzt auf der Haut. Die schlimmsten Folgen eines Stiches sind bekannt, nämlich zwei Erkrankungen: die Lyme-Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME, eine Hirnhautentzündung durch ein Virus. In der jetzigen Situation drängt sich demnach – logischerweise – die Frage auf: Wenn mehr Menschen in den hiesigen Wäldern unterwegs sind, häuft sich dann auch die Anzahl Zeckenstiche?
Zunahme der Fälle festgestellt
Eine Frage, die nicht ganz einfach zu beantworten ist, denn die Zeckenstiche werden in der Region nicht erfasst. Andreas Steiner, Bezirksarzt von Meilen, berichtet jedoch auf Anfrage, dass sich die Fälle gehäuft haben – und dies relativ früh im Jahr: «Die ersten Patienten mit Zeckenstichen kamen schon im März, dies wegen der warmen Temperaturen und der Trockenheit.» Auch Hannes Frick, Bezirksarzt von Horgen, geht davon aus, dass es mehr Zeckenstiche gegeben hat. In seiner Praxis in Oberrieden habe er zwar keine Häufung der Fälle feststellen können. Dafür hat er aber eine Erklärung: «Die Leute gehen deswegen nicht immer gleich zum Arzt.»
Einerseits hat die Corona-Krise allgemein dazu geführt, dass die Menschen weniger oft den Hausarzt aufsuchen, die Praxen sind nicht überlastet. Andreas Steiner, der in Küsnacht praktiziert, spricht von einem Rückgang der Arztbesuche um 50 Prozent in den letzten Wochen. «Viele Konsultationen erfolgten gar per Telefon oder E-Mail. Die Patienten sendeten ein Foto der Stichstelle oder der Hautausschläge.» So hätte er sie beraten können.
Andererseits sei ein Zeckenstich per se nicht gleich Grund für einen Arztbesuch. Erst bei Fieber, Auftreten einer Wanderröte oder anderen Symptomen – oder wenn die Zecke nicht vollständig entfernt werden konnte – sollte ein Arzt konsultiert werden, lautet die Devise. Und die Leute sind sich dessen offensichtlich bewusst.
Tatsächlich kommen Patienten gemäss den Bezirksärzten oftmals erst dann vorbei, wenn der Verdacht auf die Wanderröte, das erste Stadium der Borreliose, besteht. Das weitere Prozedere erfolgt gemäss Hannes Frick durch den Arzt: «In dieser Situation entscheiden wir anhand des klinischen Befundes, ob eine antibiotische Therapie durchgeführt werden soll.»
FSME-Impfung hat in Corona-Zeiten mehr Bedeutung
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis wiederum ist eine gefährliche Infektionskrankheit. Hierfür existiert allerdings ein Impfstoff, «der gut verträglich ist», sagt Andreas Steiner. Laut den Bezirksärzten nutzen immer mehr Menschen diese Möglichkeit der Impfung. Dadurch melden sich auch seltener Patienten mit FSME-Symptomen wie Fieber oder heftigen Kopf- und Nackenschmerzen. Steiner stellt gar fest: «In Krisenzeiten wie jetzt mit dem Coronavirus steigt der Wunsch nach FSME-Impfungen. Die Menschen wollen mehr Sicherheit und besinnen sich auf ihre Gesundheit.» Wichtig sei dabei, dass man den eigenen Impfstatus gelegentlich überprüfe, denn alle zehn Jahre soll die Impfung aufgefrischt werden.
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