Update folgtFlugzeugabsturz in WashingtonTrump präsentiert eigene Theorie – Fragen zum Personalbestand im Tower
In der Nähe des Ronald-Reagan-Airports sind ein Passagierflugzeug und ein Helikopter kollidiert. 67 Personen waren an Bord der beiden Maschinen.
«Es gibt leider keine Überlebenden», hat US-Präsident Donald Trump am Donnerstagvormittag bei einer Pressekonferenz zum Flugzeugabsturz in der Hauptstadt Washington bestätigt. Demnach sind sämtliche 67 Personen, die sich an Bord der beiden kollidierten Maschinen befanden, tot. «Wir sind eine Nation in Trauer», so der frisch gewählte Präsident.
«Zum jetzigen Zeitpunkt glauben wir nicht, dass es Überlebende gibt», hatte der Feuerwehrchef der Hauptstadt, John Donnelly, zuvor erklärt.
Medienberichten zufolge wurden mittlerweile 40 Leichen geborgen. Hoffnung, noch Überlebende zu retten, besteht nicht mehr. Wegen des kalten Wetters wurden die Bergungsarbeiten laut CNN am Abend über Nacht eingestellt. Um weitere Leichen zu bergen, muss der Rumpf des Flugzeugs gehoben werden.
Nahe dem Ronald-Reagan-Airport (DCA) in Washington war am Mittwochabend eine Passagiermaschine mit 64 Menschen an Bord beim Landeanflug mit einem US-Militärhubschrauber kollidiert. In dem Militärhubschrauber waren drei Insassen, wie US-Medien berichteten. Wie es zu der Kollision kam, ist bislang unklar.
Trump hat eigene Theorie
Der US-Präsident hat bei der Pressekonferenz eine mögliche Mitschuld der Vorgänger-Regierung am Unglück in den Raum gestellt: Der frühere Verkehrsminister Pete Buttigieg sei eine «Katastrophe» gewesen. Er habe der US-Luftfahrtbehörde FAA Diversitätsprogramme auferlegt, behauptete der Republikaner. Jedenfalls habe er, Trump, eine andere Vorstellung von Qualität.
Der US-Präsident beklagte, die Flugsicherung am Hauptstadt-Airport habe zu spät eine Warnung ausgesprochen. «Diese Warnungen wurden sehr spät gegeben», kritisierte er. «Ich gebe nicht dem Fluglotsen die Schuld», schob er später nach. Er sage lediglich, dass es Dinge gebe, die man infrage stellen könne – wie die Tatsache, dass das Passagierflugzeug und der Militärhubschrauber auf gleicher Höhe geflogen seien. Man müsse die Ergebnisse der Untersuchungen abwarten.
«Pilotenproblem» im Heli
Der Republikaner legte zudem nahe, dass das Flugunglück auf einen Pilotenfehler im Helikopter zurückgehen könnte. Es habe ein «Pilotenproblem» gegeben, sagte Trump, ohne Belege zu nennen. «Wir hatten eine Situation mit einem Helikopter, der die Möglichkeit hatte, anzuhalten», führte er aus. «Man hätte den Helikopter verlangsamen oder stoppen können, oder er hätte auf- oder absteigen können», behauptete der 78-Jährige. Aus irgendeinem Grund sei er einfach weitergeflogen.
Und während die Piloten des Flugzeugs «alles richtig gemacht» hätten, sei der Heli «in einem unglaublich schlechten Winkel geflogen», so Trump. Er beklagte, die Besatzungsmitglieder in dem Helikopter hätten «sehen müssen, wohin sie fliegen».
Untersuchungsbehörde: «Werden nicht spekulieren»
Nach den Schlussfolgerungen des US-Präsidenten hat die Unfallermittlungsbehörde NTSB um Geduld bei der Aufklärung der Ursache gebeten. «Sie müssen uns Zeit geben», sagte die Behördenleiterin Jennifer Homendy bei einer Pressekonferenz.
Die Ermittler hätten Daten und grosse Mengen an Informationen. Diese auszuwerten und zu verifizieren, dauere jedoch. Die Untersuchungen hätten erst begonnen.
Rund 50 Ermittler seien an der Unglücksstelle im Einsatz. Hinzu kämen Spezialisten in der Behördenzentrale, die mit dem Fall betraut seien. «Wir werden bei dieser Untersuchung jeden Stein umdrehen», versprach sie.
Ein anderer Vertreter der Behörde betonte: «Wir werden weder die wahrscheinliche Ursache des Unfalls bestimmen, während wir hier vor Ort sind, noch werden wir über die mögliche Ursache spekulieren.» Ziel sei es, innerhalb von 30 Tagen einen vorläufigen Bericht vorzulegen.
Fragen zum Personal im Tower
Auch einen Bericht der «New York Times» zu einer möglichen personellen Lücke im Kontrollturm des Flughafens wollte die Untersuchungsbehörde nicht weiter kommentieren: Die Analyse der Mitarbeiterlisten stehe erst noch an.
Die «New York Times» berichtete, dass die Personalbesetzung im Tower zum Zeitpunkt der Kollision nicht den üblichen Standards entsprochen habe. Die Zeitung beruft sich dabei auf einen vorläufigen Bericht der US-Luftfahrtbehörde FAA, der ihr vorliege.
Ein einzelner Fluglotse sei gleichzeitig für die Anweisungen an Hubschrauber sowie für landende und startende Flugzeuge verantwortlich gewesen – eine Aufgabe, die normalerweise auf zwei Personen verteilt sei, heisst es. Wie die meisten Flugsicherungsanlagen des Landes sei der Tower am Reagan-Airport seit Jahren unterbesetzt. Der Mangel sei auf Personalfluktuationen und knappe Budgets zurückzuführen.
Demokraten: Trump verbreitet «Verschwörungstheorien»
Der Fraktionsführer der Demokraten im US-Senat, Chuck Schumer, hat Trump darauf vorgeworfen, Verschwörungstheorien zum Flugzeugunglück in Umlauf zu bringen. Dabei drehe sich einem «der Magen um», sagte er.
«Es ist eine Sache, wenn Internetexperten Verschwörungstheorien verbreiten, es ist eine andere Sache, wenn es der Präsident der Vereinigten Staaten tut.»
Flughafen soll heute wieder öffnen
Der Flughafen soll noch am Donnerstag wieder öffnen. «Es ist sicher», sagte Jack Potter von der Flughafenbehörde der Metropolregion Washington. Die Bergungsarbeiten, die auf dem Gelände durchgeführt würden, fänden im Wasser statt. Daher werde der Flugverkehr am Vormittag um 11 Uhr (Ortszeit) wieder aufgenommen.
Dem US-Verteidigungsministerium zufolge war der Helikopter auf einem Übungsflug. Es sei offen, warum das Militärflugzeug in die Flugbahn der Passagiermaschine geraten sei, sagte der Chef der Airline American Airlines, Robert Isom.
Vor der Kollision gab es nach offiziellen Angaben keinerlei Auffälligkeiten. «Alles war ganz normal vor dem Absturz», sagte US-Verkehrsminister Sean Duffy. Wer in Washington lebe, sehe regelmässig, «wie Militärhubschrauber den Fluss auf und ab fliegen». Es sei eine klare Nacht mit guten Sichtbedingungen gewesen.
Duffy sagte auch, dass der Rumpf des Flugzeugs nach der Kollision in mindestens drei Teile gerissen wurde.
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Am Mittwochabend (Ortszeit) war ein Militärhelikopter am US-Hauptstadtflughafen mit einem Passagierflugzeug des Typs Bombardier CRJ700 von American Airlines kollidiert.
Die Passagiermaschine mit 64 Menschen an Bord war in der Stadt Wichita im US-Bundesstaat Kansas gestartet und gerade im Landeanflug, als sich das Unglück ereignete. Auf Videos war ein riesiger Feuerball am Himmel zu sehen.
Schwierige Bedingungen für Einsatzkräfte
Die Maschine und der Helikopter waren in den Fluss Potomac gestürzt. Die Arbeit für die Rettungskräfte gestaltete sich nach Schilderung von Bürgermeisterin Muriel Bowser und Feuerwehrchef John Donnelly extrem schwierig in der Dunkelheit und im sehr kalten Flusswasser.
Laut Donnelly waren rund 300 Rettungskräfte am Unglücksort im Einsatz. Das Wasser an der Einsatzstelle sei etwa zweieinhalb Meter tief – es sei windig und im Wasser seien Eisbrocken.
«Man sucht da draussen jeden Quadratzentimeter ab, um zu sehen, ob man jemanden finden kann.» Aber es sei ein gefährlicher und harter Einsatz. «Der Fluss ist ein grosser schwarzer Fleck.» Der Alarm sei um 20.48 Uhr (Ortszeit) ausgelöst worden. Die Rettungsarbeiten könnten sich noch Tage hinziehen.
In den vergangenen Tagen lagen die Temperaturen in Washington weit unter dem Gefrierpunkt, erst am Mittwoch wurde es merklich wärmer. Das Wasser des Flusses ist immer noch klirrend kalt und an einigen Stellen gefroren.
Mehrere Eiskunstläuferinnen und -läufer an Bord
Zur Identität der Passagiere gab es zunächst keine offiziellen Angaben. An Bord der American-Airlines-Maschine befanden sich aber mehrere Eiskunstläuferinnen, -läufer und Trainer, wie der US-Eiskunstlaufverband in einer Erklärung schreibt.
«Der Verband kann bestätigen, dass mehrere Mitglieder unserer Eiskunstlauf-Gemeinschaft an Bord des American Airlines Fluges 5342 waren, der gestern Abend in Washington, D.C. mit einem Helikopter kollidierte», so der Verband. «Diese Athleten, Trainer und Familienmitglieder waren auf dem Rückflug vom Nationalen Entwicklungscamp, das im Rahmen der US-Eiskunstlaufmeisterschaften in Wichita, Kansas, stattfand.»
Weiter heisst es in der Erklärung: «Wir sind erschüttert über diese unsägliche Tragödie und sind in Gedanken bei den Familien der Opfer.»
Eiskunstlaufclub trauert um sechs Mitglieder
Der Eiskunstlaufclub von Boston trauert um sechs seiner Mitglieder. Sie alle seien bei dem Unglück ums Leben gekommen, teilt der Verein mit. Vereinsvertreter Doug Zeghibe sagte, unter den toten Eiskunstläufern seien zwei Jugendliche.
Ebenfalls ums Leben kamen Ewgenia Schischkowa und Wadim Naumow, ein bekanntes Eiskunstläufer-Paar. Die beiden waren bei dem Verein als Trainer beschäftigt.
Kreml bestätigt Tod von Eiskunstläufern
Auch der Kreml bestätigte laut Staatsmedien in Moskau den Tod von Eiskunstläufern russischer Herkunft. «Wir sehen, dass diese traurigen Daten bestätigt werden», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow zu Berichten der russischen Staatsagentur Tass.
Dort hiess es, dass an Bord der Passagiermaschine auch die Weltmeister im Paarlaufen von 1994, Ewgenia Schischkowa und Wadim Naumow, gewesen sein sollen. Die beiden arbeiteten zuletzt in den USA als Trainer. Es seien noch «andere unserer Mitbürger» an Bord gewesen, ergänzte Peskow.
«Schlechte Nachrichten aus Washington. Es tut uns leid, unser Beileid gilt den Familien und Freunden, die unsere Mitbürger verloren haben», sagte er. Offiziell bestätigt sind die Todesfälle von US-Behörden nicht.
Kein terroristischer Hintergrund
Die Bundespolizei FBI teilte nach Angaben des Senders NBC News mit, es gebe keine Hinweise auf Kriminalität oder Terrorismus.
Laut Luftfahrtbehörde FAA handelte es sich bei dem Passagierflugzeug um eine Maschine des Typs Bombardier CRJ700 von American Airlines, die in der Stadt Wichita im Bundesstaat Kansas gestartet war.
Der Hubschrauber war nach Angaben des Pentagons ein UH-60-Hubschrauber, ein Modell aus einer Familie militärischer Mehrzweckhubschrauber. Dem Pentagon zufolge war der Hubschrauber auf einem Übungsflug.
Der Sender CNN berichtete unter Berufung auf einen Beamten des Verteidigungsministeriums, dass sich drei Personen an Bord befunden hätten. Da in Hubschraubern über der US-Hauptstadt häufig Politiker und hochrangige Militärangehörige reisen, stellte der Beamte klar, dass sich kein «VIP» an Bord befunden habe.
Der Luftraum über Washington ist stark frequentiert – neben dem zivilen Flugverkehr sind hier häufig Militärmaschinen und Regierungsflugzeuge unterwegs.
Der Hauptstadtflughafen Ronald Reagan (DCA) hat nach dem Absturz den Betrieb eingestellt. Der Flughafen soll bis mindestens Donnerstagvormittag geschlossen bleiben. Der stark frequentierte Flughafen befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Stadtzentrum am Fluss Potomac und bedient hauptsächlich Inlandsflüge.
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US-Heimatschutzministerin verspricht umfangreiche Hilfe
Heimatschutzministerin Kristi Noem hat umfangreiche Hilfe bei den Rettungsmassnahmen zugesagt. «Wir setzen alle verfügbaren Ressourcen der US-Küstenwache für Such- und Rettungsmassnahmen bei diesem schrecklichen Vorfall ein», schrieb sie auf der Plattform X.
Man beobachte die Situation und sei bereit, die örtlichen Einsatzkräfte zu unterstützen, hiess es weiter. «Wir beten für die Opfer und die Rettungskräfte.»
Flugzeug stürzte 1982 in Potomac
Zuletzt stürzte in den USA im Jahr 2009 ein Passagierflugzeug mit einer vergleichbaren Anzahl an Menschen an Bord ab – in der Nähe von Buffalo im Bundesstaat New York. Damals kamen alle 49 Insassen sowie ein Mensch am Boden ums Leben.
Nach dem Unglück wurden nun auch Erinnerungen an 1982 wach: Ebenfalls nahe dem damaligen Washington National Airport, heute Reagan National Airport, stürzte am 13. Januar 1982 eine Boeing 737 der Air Florida kurz nach dem Start ab. Die Maschine streifte dabei erst eine Brücke und fiel dann in den eisbedeckten Potomac. 78 Menschen starben, davon 4 am Boden. 5 Menschen überlebten das Unglück. Als Ursachen gelten Vereisung der Tragflächen und Triebwerke.
Zu den tödlichsten Flugzeugabstürzen in den USA zählt der American-Airlines-Flug 191 vom 25. Mai 1979. Am Chicago O’Hare International Airport fiel während des Starts ein Triebwerk ab, 271 Menschen an Bord und zwei am Boden starben bei dem Crash.
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