TV-KritikWas zum Teufel war mit diesem «Tatort» los?
Exorzismus in Wien – da kommt selbst das herrliche Kommissarenduo an die Grenzen. Und der Film sowieso.
Bilder fallen von der Wand, Geschirr klappert, das Leitungswasser verfärbt sich blutrot. Beten, Schreie, Schrecken. Der Wiener «Tatort» beginnt als Horrorfilm. Und dann liegt ein toter Prälat auf einer Treppe bei Maria am Gestade.
Wieso nicht? Der Sonntagabendkrimi spielt ja ab und zu gern mit filmischen Vorbildern, die Teufelsaustreibung ist spätestens seit dem Riesenerfolg des Hollywoodschockers «The Exorcist» von 1973 ein beliebtes Genre. Und unter dem etwas nüchterneren Namen «Befreiungsdienst» beschäftigt sich die Kirche offenbar immer noch mit dem Satan und den Dämonen.
Die Kommissarin hat Erfahrung mit dem Teufel
Jetzt müssen Bibi und Moritz ran. Wobei der Oberstleutnant Eisner (Harald Krassnitzer) natürlich den skeptischen Part zu spielen hat, dem nur das Weltliche als Massstab dient. Wohingegen die Kommissarin Fellner (Adele Neuhauser) – sie ist Major – dem Glauben ans Übersinnliche nicht abgeneigt zu sein scheint. Schliesslich hat sie auch schon entsprechende Erfahrungen gemacht, die Horroranfangssequenz zeigte, wie sich später herausstellt, sie als Kind.
Also, auf in den Kampf gegen den Teufel, oder wenigstens gegen diejenigen, die in seinem Namen Angst und Schrecken verbreiten wollen. Aber was ist in Thomas Roth gefahren, der als Regisseur und Drehbuchautor diesen «Tatort» namens «Das Tor zur Hölle» verantwortet? Sein Krimi ist bis zur Lächerlichkeit überladen.
Dabei ist der Sohn des Schriftstellers Gerhard Roth eigentlich ein routinierter Filmemacher, mit «Falco – Verdammt, wir leben noch!» hatte er einst einen Kinohit, und TV-Krimis inszenierte er unzählige. Diese Exorzismusgeschichte jedoch ist ihm vollkommen aus dem Ruder gelaufen, immer wieder neue Fährten, weitere Themen, Hexenverbrennung, klassische Zitate von Goethe und Dante, Zeitrafferwolken. Dazu eine Auflösung, die alles andere als befriedigend ist.
Dr. Seltsam ist auch ein Verdächtiger
Das war nix, würde es in Wien heissen. Bleibt das Ermittlerduo, das auch in den schlechteren Österreich-Krimis stets überzeugt. So viel Schmäh wie sonst gibt es diesmal nicht. Schön aber, wie Frau Feller nachdenkt, ob man «exorziert» sagt (ja). Und lustig, wie Herr Eisner den verdächtigen Psychiater mit Doktor Seltsam anspricht, um dann zu korrigieren: Doktor Sittsam.
Selbstverständlich gibt es im ganzen Film Drehbuchwortspiele mit dem Teufel, in Teufels Küche kommen, und so weiter. Darum sagen wir hier: Gott sei Dank ist das alles dann auch mal vorbei.
In einer früheren Version des Artikels stand, die Leiche des Prälaten liege beim Stephandsdom. Sie liegt aber bei der Kirche Maria am Gestade.
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