Riesenslalom der FrauenVon Gut-Behrami wird geschwärmt, aber Shiffrin schreibt Geschichte
Die Tessinerin muss sich am Kronplatz einzig der Amerikanerin geschlagen geben. Diese feiert ihren 83. Weltcup-Sieg, drei fehlen noch zu Rekordmann Ingemar Stenmark.
Steiler hinunter geht es auf keinem anderen Riesenslalomhang, anspruchsvoller dürfte kein anderer Kurs sein im Frauenweltcup. Und so erstaunt es nicht, waren es die technisch Besten der Besten, die in Südtirol die Konkurrenz deklassieren. Es siegte Mikaela Shiffrin, die Amerikanerin nahm Lara Gut-Behrami eine knappe halbe Sekunde ab. Einer Gut-Behrami, der zwei Minuten zuvor die scheinbar perfekte Fahrt geglückt war und welche die Dritte Federica Brignone um eine knappe Sekunde distanziert hatte.
Ob auf SRF, ORF, Eurosport oder wo auch immer: Die Experten überschlugen sich mit Lobeshymnen nach Gut-Behramis zweitem Durchgang. So konstant und vor allem so beständig schnell fuhr die Tessinerin im Riesenslalom letztmals vor sieben Jahren, im Winter ihres Triumphs im Gesamtweltcup. Selbst Shiffrin zeigte sich beeindruckt: «Ich schaute mir Laras Fahrt noch am Bildschirm an und dachte, das geht nicht besser. Ich dachte dann: Hättest du doch nur nicht hingeschaut.»
«Ich bin stolz darauf, was ich heute geleistet habe.»
Besser ging es dann halt doch noch, Shiffrins Leistung verdiente einmal mehr das Prädikat «phänomenal». Dank ihrem neunten Saisonsieg hält sie nun bei 83 Erfolgen im Weltcup, sie liegt nun in der Allzeit-Bestenliste der Frauen allein an der Spitze. Die Frage ist nicht, ob, sondern, wann sie den Rekord Ingemar Stenmarks (86 Siege) brechen wird. Und man bedenke: Shiffrin ist noch immer erst 27. Auf ihren Siegeszug angesprochen, antwortete sie: «Mir fehlen die Worte. Ich weiss gerade nicht, was die Emotionen mit mir anstellen.»
Gut-Behrami wiederum haderte nicht mit dem verpassten Erfolg, im Gegenteil, sie zeigte sich überaus zufrieden mit Rang 2. Sie habe in den letzten Wochen kaum Riesenslalom trainieren können, «deshalb bin ich stolz darauf, was ich heute geleistet habe». Der zweite Lauf sei schwierig gewesen, die Kurssetzung empfand die 31-Jährige als «ziemlich komisch». Im Riesenslalom-Weltcup liegt sie hinter Shiffrin und Marta Bassino auf Platz 3, bei drei verbleibenden Rennen beträgt der Rückstand nur 63 Punkte.
Hinter Gut-Behrami klafft ein Loch
Hinter Gut-Behrami klafft im helvetischen Riesenslalomteam eine grosse Lücke, was sich am Kronplatz abermals verdeutlichte. Von den restlichen sieben Schweizerinnen schafften es nur Michelle Gisin und Andrea Ellenberger in den zweiten Lauf – und auch bloss mit Ach und Krach. Ellenberger, die im Rennen vom Mittwoch ein Top-15-Ergebnis benötigt, um sich das Ticket für die WM in Courchevel und Méribel zu sichern, wird ihren Tag in die Rubrik «Pleiten, Pech und Pannen» einordnen. Nachdem sie im ersten Lauf einen Stock verloren hatte, kam sie in der Entscheidung nach einem Malheur zum Stillstand. Es reichte nur zu Rang 26.
Unwesentlich besser lief es für Michelle Gisin, die 22. wurde und langsam, aber sicher aus der zweiten Startgruppe herauszufallen droht. Sie sei nach wie vor auf der Suche nach dem guten Schwung, sagte die 29-Jährige, «manchmal glaube ich, dass ich ihn finde, aber dann verliere ich ihn wieder».
In den technischen Disziplinen tut sich Gisin weiterhin ungemein schwer. Noch im vergangenen Winter hatte sie in jener Sparte mit sechs Klassierungen in den besten 10 überzeugt, seit dem Markenwechsel zu Salomon jedoch ist es mit der Selbstverständlichkeit nicht mehr weit her. Dank Titelverteidigerin Gut-Behrami stehen der Schweiz im WM-Riesen gar fünf Startplätze zur Verfügung, wobei neben der Tessinerin einzig Wendy Holdener gesetzt ist. Die Schwyzerin verzichtete auf den Abstecher nach Südtirol; sie regeneriert in der Heimat und bereitet sich auf die beiden Slaloms vom Wochenende im tschechischen Spindlermühle vor.
Keine Pause zu brauchen scheint derweil Lara Colturi, das 16-jährige Supertalent aus Italien, welches jedoch für Albanien an den Start geht. Letzte Woche holte sie an der Junioren-WM Gold im Super-G, setzte sich dabei gegen vier Jahre ältere Konkurrentinnen durch. Am Kronplatz qualifizierte sich die Tochter der einstigen Super-G-Olympiasiegerin Daniela Ceccarelli einmal mehr für den zweiten Lauf, einmal mehr deutete sie an, über welch immenses Potenzial sie verfügt. Als 17. egalisierte sie ihr Bestergebnis im Weltcup.
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