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Der verspätete dritte Impfstoff
Was wir uns von AstraZeneca erhoffen dürfen – und was nicht

Zuletzt hat das Mittel von AstraZeneca für Verunsicherung gesorgt. Hier wird es dennoch in rauen Mengen hergestellt: Produktionslinie des Unternehmens in Indien im Januar 2021. 
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Noch immer warten in der Schweiz viele Menschen sehnlichst auf ihren Impftermin. Weil Hersteller Moderna im Mai weniger Dosen als versprochen von seinem Vakzin liefern kann, dauert das Warten mancherorts jetzt sogar noch länger. Dabei hätte die Schweiz neben Pfizer/Biontech und Moderna noch einen dritten Impfstoff eingekauft, der in Europa schon lange verimpft wird. Das sind die Antworten auf die sechs wichtigsten Fragen rund um das englisch-schwedische Produkt.

Warum ist der Impfstoff von AstraZeneca noch nicht zugelassen?

Die Zulassungsbehörde Swissmedic wartet noch immer auf Studiendaten von AstraZeneca. In den USA und in Lateinamerika läuft momentan eine grosse Phase-3-Studie von AstraZeneca mit 32’000 Teilnehmenden, um die Wirksamkeit und Sicherheit des Vakzins weiter zu überprüfen. «Wir wollen unseren Zulassungsentscheid aufgrund dieser Daten fällen», sagt Swissmedic-Sprecher Alex Josty. Die US-Zulassungsbehörde FDA geht gleich vor wie Swissmedic, auch dort warten die Zuständigen auf die Daten dieser Studie. Warten möchte Swissmedic auf diese Ergebnisse auch, weil es seit der Zulassung durch die Europäische Arzneimittelbehörde Ende Januar Berichte von seltenen, schweren Nebenwirkungen gegeben hat.

Wie realistisch ist ein Impfen mit AstraZeneca noch im Mai?

Im Moment sieht es nicht gut aus. Zwar heisst es bei Swissmedic, einen Zulassungsentscheid könne man «sehr rasch» fällen, wenn die Daten dann einträfen, die Datenqualität stimme und die offenen Fragen geklärt seien. Doch wann liefert AstraZeneca die ausstehenden Informationen? «Die Daten aus der US-Phase-3-Studie benötigen vor der Einreichung an die Zulassungsbehörden weitere Analysen und Aufarbeitung», sagt AstraZeneca-Sprecherin Angelika März. Man werde die Daten aber «so schnell wie möglich» weiterleiten. «Es wird immer unwahrscheinlicher, dass wir die Engpässe im Mai mit AstraZeneca überbrücken können», sagt Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen.

Auch der kanadische Premierminister Justin Trudeau liess sich letzte Woche mit AstraZeneca impfen.

Wie schnell könnte AstraZeneca nach einer Zulassung liefern?

Fällt der Zulassungsentscheid positiv aus, müsste AstraZeneca die bestellten Dosen noch in die Schweiz liefern. Das würde laut März aber nur «einige Tage» dauern, zumindest für einen ersten Teil der bestellten 5,3 Millionen Dosen. Die Verteilung an die Kantone könnte nach dem Eintreffen in der Schweiz innerhalb eines Tages geschehen, heisst es beim BAG. Allerdings hat auch AstraZeneca in Europa Lieferschwierigkeiten, am Montag gab die EU bekannt, den Hersteller wegen verspäteter Lieferungen zu verklagen.

Wer könnte sich mit AstraZeneca impfen lassen?

Noch ist unklar, für welche Altersgruppe Swissmedic den AstraZeneca-Impfstoff in der Schweiz zulassen würde. Verschiedene europäische Länder haben die Zulassung eingeschränkt. In Deutschland ist das Produkt in den meisten Bundesländern nur noch für über 60-Jährige empfohlen, in Grossbritannien, wo AstraZeneca sehr breit eingesetzt wird, für alle über 30. Wenn Swissmedic das Vakzin auch eher für die ältere Altersgruppe zulässt, wird AstraZeneca die Impfkampagne selbst bei einer schon bald erfolgenden Zulassung nicht entscheidend voranbringen können. Es sind in der Schweiz vor allem Menschen zwischen 18 und 65, die noch auf einen Impftermin warten.

Auch AstraZeneca hat mit Verspätungen zu kämpfen: Produktionsanlage von AstraZeneca in Melbourne, Australien.

Was ist mit den Nebenwirkungen?

In den letzten Wochen gab es in den europäischen Ländern, die bereits mit AstraZeneca impfen, einige Aufregung. Der Grund ist eine seltene Nebenwirkung: Thrombosen in den Hirnvenen und ein gleichzeitiger Mangel an Blutplättchen. Betroffen sind vor allem jüngere Frauen. Diese Komplikation kann auch bei einer Covid-19-Erkrankung auftreten. Deshalb stuft die Europäische Arzneimittelbehörde den Nutzen des Impfstoffes nach wie vor höher ein als seine Risiken. Wer die mRNA-Impfstoffe von Pfizer/Biontech und Moderna vorzieht, der kann das in der Schweiz jedoch tun. «Wir planen, den Impfstoff von AstraZeneca bei einem positiven Zulassungsentscheid als Option für Eilige anzubieten», sagt Impf-Experte Berger.

24’000 Impfdosen von AstraZeneca für Kosovo: Im Balkanstaat ist der Impfstoff bereits zugelassen, die Schweizer Behörden warten mit einer Zulassung jedoch zu.

Was macht die Schweiz mit den bestellten Dosen, falls sie nicht gebraucht werden?

Die US-Regierung hat am Montag beschlossen, 60 Millionen nicht gebrauchte Dosen des AstraZeneca-Impfstoffes an Länder weiterzugeben, die das Vakzin dringender brauchen. Noch immer ist die weltweite Verteilung der Impfstoffe sehr ungleich, vor allem ärmere Länder haben Probleme, an genügend Impfdosen zu kommen. In der Schweiz ist noch unklar, was mit den bestellten Dosen im Falle einer Nichtzulassung geschehen würde. Es gebe in diesem Punkt noch «keinen definitiven Entscheid», sagt eine BAG-Sprecherin.