Geldblog: Amortisieren versus investierenWas tun mit dem geerbten Geld?
Warum sich eine Teilamortisation der Hypothek im Vergleich zu anderen Investitionsalternativen meist auszahlt.
Ich erhalte aus einer Erbschaft rund 200'000 Franken und habe eine Hypothekarschuld von 300'000 Franken. Im Herbst läuft meine Hypothek ab. Ich schliesse sie jeweils nur für ein Jahr als Saron-Hypothek ab, damit ich die Möglichkeit zur Rückzahlung habe. Ich denke, das Beste wäre, mit meinem Anteil einen Teil der Hypothek zu amortisieren. Ist das eine gute Idee? Leserfrage von B.J.
Ja, das halte ich für eine gute Idee. Mit einer Amortisation sparen Sie sich die Zinsen, die Sie der Bank abliefern müssen und schaffen sich mehr Sicherheit im Alter. Sie haben die Gewissheit, dass Sie so lange in Ihrem Wohneigentum bleiben können wie Sie wollen und es Ihre Gesundheit zulässt. Zwar sind die Zinsen nach wie vor tief und die Finanzierung Ihrer Hypothek ist günstig, zumal Sie eine Geldmarkthypothek nutzen, die an den Saron-Referenzsatz – also die Swiss Average Rate Overnight – gebunden ist. Selbst wenn Sie nur 0,8 Prozent Zins leisten müssen, ist dies auf 300'000 Franken immerhin noch 2400 Franken. Bei einer Teil-Amortisation der Hypothek um die Erbschaft würden Sie nachher nur noch 800 Franken pro Jahr zahlen, also 1600 Franken sparen. Der eingesparte Zins ist für Sie faktisch eine Rendite auf dem Geld.
Nun könnten Sie die 200'000 Franken natürlich auch investieren. Sie könnten Aktien mit einer attraktiven Dividendenrendite kaufen. Einige Schweizer Blue Chips wie Roche, Nestlé, Swisscom, Zurich, Swiss Re, LafargeHolcim oder Swiss Life werfen Dividendenrenditen zwischen 2 und 5 Prozent ab. Sie hätten so jährlich zusätzliche Einnahmen, die Sie allerdings versteuern müssten. Der Haken daran: Die Dividenden sind nie garantiert. Vor allem aber müssten Sie bereit sein, stärkere Kursschwankungen zu tragen, die mit Aktien immer verbunden sind. Dies gilt auch für andere Anlagen, die eine höhere Rendite versprechen.
Sind Sie bereit, starke Schwankungen in Kauf zu nehmen oder möchten Sie möglichst wenig Risiko tragen?
Direkt vergleichen könnten Sie den eingesparten Zins hingegen mit einer Rendite, die Sie auf sehr sicheren Frankenanleihen erzielen würden. Doch da ist das Problem, dass Obligationen von erstklassigen Schuldnern in Schweizerfranken je nach Laufzeit kaum eine Rendite bringen. Die Rendite der Bundesobligationen der Eidgenossenschaft notiert sogar weiter im Minus. Wenn Sie diese erstklassigen Anleihen halten würden, würden Sie faktisch Geld verlieren.
Im Vergleich zu den Renditen mit sicheren und wenig schwankungsanfälligen Schweizerfranken-Obligationen ist der durch die Teilamortisation eingesparte Zins auf Ihrer Hypothek gar nicht so übel. Sie müssen sich überlegen, wie viel Risiko Sie mit dem geerbten Geld eingehen möchten. Sind Sie bereit, starke Schwankungen in Kauf zu nehmen oder möchten Sie möglichst wenig Risiko tragen? Je nachdem wie Ihre Antwort ausfällt, ist Ihre Überlegung, die Hypothek mit dem geerbten Geld teilweise zu amortisieren, anders zu gewichten.
Abhängig ist Ihr Entscheid auch von Ihrer übrigen Finanzlage. Eine Teilamortisation der Hypothek macht Sinn, wenn Sie auch sonst noch genügend Reserven für unerwartete Auslagen sowie über genügend Mittel im Alter verfügen und zur Bestreitung Ihres Lebensstandards auf dieses Geld sicher nicht angewiesen sind. Denn eine spätere Wiederaufstockung der Hypothek dürfte im Alter kaum mehr möglich sein. Falls Sie aber über genügend Mittel verfügen und möglichst keine Risiken eingehen wollen, halte ich eine Teilamortisation mit dem geerbten Geld für eine sinnvolle Lösung.
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