Corona-Medienkonferenz in Bern«Trotz der zweiten Welle gab es bisher keinen Konjunktureinbruch»
Laut dem Seco schlägt sich die Schweiz in der Pandemie-Krise im internationalen Vergleich gut. Ein Arzt rät, wie man sich vor Weihnachten verhalten soll. Wir berichteten live.
Das Wichtigste in Kürze
Die Zahl der Neuinfektionen geht in der Schweiz langsam zurück. Die Anzahl der Corona-Todesfälle bleibt weiterhin hoch.
Laut Experten liegt der aktuelle R-Wert unter 1.
Der Kanton Basel-Stadt schliesst für drei Wochen erneut Restaurants, Bars und Fitnessstudios.
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«Es gab keinen Konjunktureinbruch»
Ronald Indergand, Leiter Ressort Konjunktur, Staatssekretariat für Wirtschaft SECO, spricht nun über die wirtschaftliche Lage in der Schweiz. Das erste Halbjahr sei das historisch schlechteste seit Aufzeichnung der BIP-Zahlen gewesen. «Im Sommer konnte das Seco allerdings einen Aufschwung verzeichnen. Im internationalen Vergleich steht die Schweiz wirtschaftlich ziemlich gut da», erklärt Indergand.
Die Erholung seit seit September jedoch zum Erliegen gekommen. Als positiv streicht Indergand heraus, dass es keinen erneuten, veritablen Einbruch wie im letzten Frühling gegeben habe. «Trotz der zweiten Welle gab es bisher keinen Konjunktureinbruch.»
Gemäss Indergand hinken die Daten aus der Wirtschaft der Lage immer etwas hinterher. Deshalb nutzt das Seco eine experimentelle Statistik, die nicht auf dem BIP basiert. «Damit lässt sich das wahrscheinliche Bruttoinlandprodukt zu einem gegebenen Zeitpunkt schon früher erahnen», schliesst Indergand seine Ausführungen.
«Es wird nie mehr so sein wie früher»
Thomas Steffen, Kantonsarzt in Basel-Stadt, Vorstandsmitglied der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte, übernimmt nun das Wort. Er werde oft gefragt, wann die Pandemie ende. «Ich antworte jeweils, dass es nie mehr so sein werde wie früher», sagt Steffen. «Aber wir müssen Schritt für Schritt aus der Pandemie kommen. Das wird uns auch gelingen.»
Steffen vergleicht die aktuelle Lage mit der Aids-Pandemie, die teilweise noch bis heute andauert. Der Kantonsarzt rät auch, mal eine Corona-Pause einzulegen. «Nicht bei den Schutzregeln, sondern gedanklich. Mit reduziertem Risiko kann man auch die Grosseltern einladen. Oder kaufen Sie die Weihnachtsgeschenke jetzt, dann kommen Sie nicht in den Massenstrudel.» Nach den Weihnachten solle man die sozialen Kontakte aber auf jeden Fall wieder minimieren.
Steffen betont abschliessend, wie wichtig das Einhalten der Corona-Massnahmen ist. «Man kann sich schützen, aber auch ein gutes Leben haben. In vier Wochen ist Weihnachten, und in vier Monaten beginnt der Frühling.»
Die Kampagne des BAG
Die Fallzahlen gehen zurück, es wird aber weniger getestet. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) startet deshalb am Sonntag eine neue Kampagne. Der Berufsverband der Schweizer Ärztinnen und Ärzte FMH und der Spitalverband H+ unterstützen die Kampagne.
«Wir müssen so viele Fälle wie möglich aufdecken, deshalb sind die Tests wichtig», sagte Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), vor den Bundeshausmedien in Bern.
Denn nicht nur die Fallzahlen sinken, auch die Anzahl Tests. Dabei sei gerade in dieser Phase das Testen sehr wichtig, erklärte Masserey. «Die Tracking-Dienste der Kantone sind sehr überfordert», deshalb müsse man testen. Am Sonntag werde eine neue Kampagne des BAG gestartet, die zum Testen aufrufe. Es gebe genügend Tests. Nun müssten sich alle Personen mit Symptomen testen lassen.
Massnahmen wirken
Die Stabilisierung der Lage und die sinkenden Fallzahlen seien auf die Massnahmen zurückzuführen, sagte Masserey. Diese würden wirken: Weniger Personen treffen, Masken tragen, Abstand halten, Hygieneregeln einhalten. Die Herdenimmunität spiele bei diesem Rückgang der Fallzahlen noch keine Rolle.
Die Lage bleibe trotz der sinkenden Fallzahlen angespannt. Die Zahlen bei den Hospitalisationen und den Verlegungen auf die Intensivstationen seien noch hoch, aber mit den sinkenden Fallzahlen hoffe man, mit Verzögerung auch dort eine Verbesserung zu sehen. «Bei den täglichen Todesfällen liegen wir noch immer auf hohem Niveau.» Es handelt sich um eine schwerwiegende Krankheit.» Die Schweiz habe viele Fälle, deshalb sei auch die Todesrate hoch.
Man versuche, vorauszudenken und denke auch über Massentests nach. «Im Moment müssen wir die Tests für Personen mit Symptomen einsetzen, dafür sind sie auch zugelassen. Aber man könnte sich vorstellen, auch Personen zu testen, die nahe mit einer Person leben, die positiv getestet wurde», sagte Masserey.
BAG startet neue Kampagne
Das BAG wird ab Sonntag eine neue Kampagne starten, erläutert Virginie Masserey. Dabei steht die Bedeutung der Corona-Tests im Vordergrund. Die Anzahl der Testes gehe zwar zurück, aber es sei wichtig, sich beim Auftreten von Symptomen testen zu lassen.
Laut Masserey gibt es genügend Testkapazitäten in der Schweiz. «Wenn wieder mehr getestet wird, werden die Zahlen weiter zurückgehen.»
Schweiz ist gleichauf mit Italien und Spanien
Im internationalen Vergleich liegt die Schweiz gemäss Masserey gleichauf mit Italien und Frankreich, aber vor Deutschland und Österreich. «Wir müssen die Zahlen der Neuinfektionen weiterhin senken, dann werden sich auch die Anzahl der Todesfälle stabilisieren», sagt Masserey.
Gute Neuigkeiten gibt es aus den Spitälern. Laut Masserey werden derzeit 630 Menschen in der Schweiz auf Intensivstationen versorgt. Das ist ein Rückgang.
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Die Medienkonferenz beginnt
Die Pressekonferenz in Bern beginnt. Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle des BAG übernimmt als Erste das Wort. Sie wiederholt die heute verkündeten Zahlen, die mit einer gewissen Vorsicht zu betrachten seien.
Die Lage sei trotz eines leichten Rückgangs noch immer ernst. «Wir sind aber vorsichtig optimistisch», meint Masserey. Bei den Todesfällen gebe es aber noch keine Anzeichen eines Rückganges oder einer Stabilisation. In den letzten 24 Stunden wurden dem Bund 111 Corona-Todesfälle gemeldet.
Fünf Expertinnen und Experten informieren
4946 neue Ansteckungen, 111 Todesfälle und 252 Spitaleintritte in 24 Stunden — das sind die Zahlen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), die heute veröffentlicht wurden. Während die Summe der neuen Fälle kontinuierlich zurückgeht, sind die Anzahl Todesfälle und die der Spitaleinweisungen immer noch hoch.
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Heute um 14 Uhr nimmt nun der Bund Stellung zur aktuellen Lage mit dem Coronavirus. Erwartet wird, dass das BAG seine neue Kampagne, die am Sonntag beginnt, vorstellt. Eine geballte Ladung von Expertinnen und Experten informieren die Öffentlichkeit und die Medien. Es sind dies:
- Ronald Indergand, Leiter Ressort Konjunktur, Staatssekretariat für Wirtschaft SECO
- Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle, Bundesamt für Gesundheit BAG
- Mike Schüpbach, Stv. Sektionsleiter Rechtsbereich 2, Bundesamt für Gesundheit BAG
- Thomas Steffen, Kantonsarzt Basel-Stadt, Vorstandsmitglied der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte
- Martin Walker, Vizedirektor, Leiter Ausgabenpolitik, Eidgenössische Finanzverwaltung EFV
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SDA/red
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