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Hinweise auf neuen Angriff auf Capitol
Was hinter der 4.-März-Verschwörung steckt

Mitglieder der Nationalgarde von Michigan und der Capitol-Polizei bewachen das US-Parlamentsgebäude in Washington. 
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Es passiert nicht oft, dass eine Abstimmung im US-Repräsentantenhaus abrupt vorgezogen wird. Eigentlich hätte es am Donnerstag, 4. März, um die Polizeigesetzgebung gehen sollen. Doch die Sitzung wurde abgesagt, die Abstimmung fand schon am Mittwoch statt.

Grund für diese ungewöhnliche Massnahme waren Hinweise darauf, dass Extremisten am 4. März einen erneuten Angriff auf das US-Capitol vorhaben. Die Capitol-Polizei teilte mit, es gebe Geheimdienstinformationen, die auf einen «möglichen Plan» einer nicht näher beschriebenen Miliz hinwiesen. Man sei sich der Gefahr bewusst – und vorbereitet. Die Zahl der Sicherheitskräfte wurde erhöht, Barrieren errichtet.

Ein Sturm auf das Capitol? Schon wieder? Nachdem, was am 6. Januar passiert war? Dass es dazu kommt, ist angesichts der Sicherheitsvorkehrungen ausgeschlossen. Die jetzt getroffenen Massnahmen dienen wohl vor allem der Abschreckung. «Seht her, wir sind vorbereitet», dieses Signal soll an gewaltbereite Trump-Anhänger ausgesandt werden. In Washington werden keine Demonstrationen erwartet.

Der 6. Januar ist in der US-Hauptstadt noch sehr präsent. Anhänger des damaligen Präsidenten hatten, angestachelt von Donald Trump selbst, während einer Sitzung des Kongresses das Capitol gestürmt und dort für Verwüstung und Chaos gesorgt. Mindestens fünf Menschen kamen ums Leben, darunter ein Polizist. Die Capitol-Polizei war nicht auf den Angriff vorbereitet gewesen, für die Sicherheitskräfte und das politische Washington ein Desaster.

Heimatschutzministerium: Gewalttaten werden zunehmen

Deshalb ist die Vorsicht gerade besonders gross. Die Bedrohung durch Verschwörungsgläubige und rechtsextreme Anti-Regierungsgruppen wird jetzt ernst genommen. Sie muss ernst genommen werden. FBI-Chef Christopher Wray hatte erst vor wenigen Tagen im Kongress gewarnt, dass rechtsextremistisches Gedankengut in den USA immer mehr Verbreitung finde, eine immer grössere Bedrohung darstelle. Das Heimatschutzministerium geht davon aus, dass Gewalttaten in diesem Jahr zunehmen könnten.

Die Situation am 4. März beobachteten die Sicherheitsbehörden besonders intensiv. Das Datum kursiert seit Wochen in verschwörungsgläubigen Kreisen, in Chat-Gruppen bei Diensten wie Telegram oder Parler. Nicht nur aber vor allem bei Anhängern von QAnon, einem Verschwörungskult, dessen Anhänger Donald Trump zu einer zentralen Erlöserfigur stilisiert haben, spielt der Tag eine wichtige Rolle.

Am 4. März, so die Annahme vieler QAnon-Gläubigen, würde Trump erneut die Macht übernehmen. Für sie ist Joe Biden nicht der legitime Präsident der USA. Die Phantasie speist sich vor allem daraus, dass bis 1933 die Inauguration, die Vereidigung des US-Präsidenten, am 4. März nach einer Wahl stattfand.

Es existiert mittlerweile ein komplexes Geflecht von Verschwörungsmythen, die um diesen Tag kreisen, ähnlich wie es beim 20. Januar der Fall war. Auf diesen Tag hatten viele extremistische Trump-Anhänger ihre Hoffnungen ursprünglich gerichtet. Am 20. Januar wird nämlich inzwischen die Amtseinführung des Präsidenten gefeiert. Viele waren überzeugt, Trump würde am Inaugurationstag 2021 das Weisse Haus nicht verlassen, sie glaubten, er würde das Kriegsrecht verhängen, alle Demokraten verhaften lassen. Was stattdessen passierte: Joe Biden schwor um 12 Uhr mittags auf den Stufen des Capitols den Amtseid und löste Trump im Weissen Haus ab. Der Ex-Präsident hatte sich schon am Vormittag nach Florida abgesetzt.

Für QAnon-Anhänger, die daran glauben, dass die Vereinigten Staaten von einer Clique den Teufel anbetender Pädophiler beherrscht wird, brach ein wichtiger Teil ihrer zusammenphantasierten Welt zusammen. Es wurde sogar spekuliert, dass der Verschwörungsglaube damit am Ende sei. Andere radikale Gruppen wie die rechtsextremen Proud Boys versuchten, enttäuschte QAnon-Anhänger anzuwerben.

Tatsächlich war der Frust gross, einige wandten sich ernüchtert vom QAnon-Wahn ab. Doch Verschwörungsmythen leben von ihrer Anpassungsfähigkeit. Und so machten einige, nicht alle, den 4. März als neues Datum ausfindig, an dem der Messias Trump zurückkehrt. Das wird nicht passieren. Die Gefahr, die von solchen wahnhaften Spinnereien ausgeht, ist aber real.

Und die Erklärung dafür, warum Trump doch nicht wiederkommt, liegt auch schon bereit. Die 4.-März-Verschwörung sei von den Medien erfunden worden, um QAnon zu spalten.