Analyse zu MotivationWas gegen den Post-Ferien-Blues hilft
Ja, die Rückkehr an die Arbeit fällt schwer. Was man tun kann, um es sich selbst leichter zu machen.

Ach, irgendwie ist es doch schöner, frei zu haben, als zu arbeiten. Das Ausschlafen, der Sonnencremeduft, die viele freie Zeit, die sich vor einem erstreckt. Doch nun ist das süsse Leben vorbei. Zurück in den Alltag mit Meetings, Hektik, verspäteten Zügen, Passwörtern und Kundenwünschen, die man alle fast vergessen hatte. Und dann sind auch noch der Himmel grau und die Füsse kalt.
Wer kennt ihn nicht, den Post-Ferien-Blues? Dieses Motivationstief, das sich den Sommerferien anschliesst, die meist eine längere Auszeit bringen und nach denen es immer kälter und dunkler wird. Ein grosser Teil der arbeitenden und beschulten Menschen in der Schweiz hat sich bereits durch den Blues gekämpft – mehr oder weniger erfolgreich.
Das Phänomen ist so bekannt, dass es in der Psychologie untersucht wurde und einen englischen Fachtitel bekommen hat: Post-vacation syndrome. Die gute Nachricht: Eine richtige Krankheit ist das «Syndrom» nicht, sondern eher ein Stimmungstief. Anders als etwa eine Depression verschwindet es meist nach einigen Tagen. Trotzdem kann es nicht schaden, sich ein bisschen vorzubereiten und es sich selbst ein wenig leichter zu machen. Oder seinen Mitarbeitenden oder Teammitgliedern zu helfen, die zwar gebräunt, aber miesepetrig sind.
Der wohl wichtigste Rat: positiv denken! Auch wenn Menschen, die mit Floskeln wie «don't worry be happy» oder «good vibes only» um sich werfen, nervig sind und oft durch eine gewisse Oberflächlichkeit auffallen – in diesem Fall hilft es durchaus, sich auf die positiven Aspekte der Arbeit zu konzentrieren: die netten Kolleginnen und Kollegen etwa. Oder dass man in der Arbeit ein bisschen Ruhe hat, weil die Kinder nicht da sind. Oder die Tatsache, dass Arbeit ja auch Spass machen kann, dass sie erfüllen und eine intellektuelle Herausforderung sein kann.
Wer bei diesen Sätzen laut auflacht oder die Augen verdreht – und das Gefühl sich länger als ein paar Tage hält – sollte das zum Anlass nehmen, sich Grundsatzfragen zu stellen: Warum bin ich nicht glücklich mit meinem Beruf und wie kann ich etwas daran ändern? Dieses Nachdenken ist schmerzhaft, aber wichtig. Und die Zeit für einen Jobwechsel ist denkbar günstig, der Arbeitsmarkt boomt.
Viel schlafen hilft
Ein weiterer Tipp für all diejenigen, die sich schlapp fühlen: viel schlafen. Wer einmal ein Neugeborenes hatte, weiss um die heilende Wirkung von Schlaf und was passiert, wenn der Schlafrhythmus durcheinander gerät. Ähnlich ist es beim Übergang von den Ferien zur Arbeit, der Körper muss sich erst wieder an die neuen Zeiten gewöhnen, die meisten Menschen gehen in den Ferien schliesslich später ins Bett und schlafen am Morgen länger als im Arbeitsalltag. Also abends husch, husch ins Bettchen, statt sich beim Doomscrolling auf dem Smartphone von der Weltnachrichtenlage noch weiter runterziehen zu lassen. Dann sieht morgen die Welt schon wieder ganz anders aus. Auch die Arbeitswelt.
Ausserdem hilft es, nicht ganz so hart zu sich zu sein und langsamer zu starten. Die 1000 E-Mails müssen nicht am ersten Tag beantwortet werden. Vielleicht lassen sich Projekte ein bisschen später starten und ein paar Meetings absagen. Es geht ja vielen so, dass sie unter dem Blues leiden – vielleicht sind alle dankbar, wenn alles erst einmal etwas langsamer läuft.
Überhaupt steckt darin ja ein Trost: Es geht vielen so, man ist nicht allein. Über den Post-Ferien-Blues zu sprechen, kann verbinden. Genauso wie es verbindet, von den Ferien zu erzählen und ein paar Fotos zu zeigen. So helfen Ferien und Post-Ferien-Blues vielleicht über die emotionale Distanz hinweg, die sich zwischen vielen Kolleginnen und Kollegen, gerade den Homeoffice-Menschen, zuletzt ausgebreitet hat. Das wäre doch was, wenn das «Syndrom» dazu führte, dass Menschen im Job mehr über ihre Gefühle sprechen, einander besser kennenlernen – und Führungskräfte merken, dass manches Meeting ohnehin überflüssig und die Arbeitsbelastung zu hoch ist. Denn die einzig wirklich wirksame Medizin gegen den Post-Ferien-Blues ist präventiv: ein Alltag, in dem man nicht ständig erschöpft ist und nur für die nächsten Ferien lebt.
Dieser Artikel ist am 14. September 2022 zum ersten Mal erschienen. Zum Ende der diesjährigen Sommerferien publizieren wir ihn erneut.
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