Gut zu wissenWarum Nasenduschen gegen Corona helfen können
Die Spülungen werden bei Schnupfen und chronischer Entzündung der Nebenhöhlen eingesetzt. US-Forscher kommen zum Schluss, dass sie auch gegen Covid wirken könnten.
In der Medizin haben Nasenspülungen mit Salzlösungen ihren festen Platz: in der Nachbehandlung nach Operationen, als Prävention und Therapie verschiedener Krankheiten wie Pollenallergien, chronischer Nebenhöhlenentzündungen oder sogar Mukoviszidose – einer angeborenen Stoffwechselstörung, bei der zäher Schleim entsteht, der allmählich lebenswichtige Organe verstopft.
Gut für die Flimmerhärchen
Doch bei klassischen Viruserkrankungen wie etwa banalen Erkältungen sei die Wirksamkeit von Nasenduschen nur schwach belegt, sagt Michael B. Soyka, Leitender Arzt Rhinologie am Universitätsspital Zürich. «Bei akuten Entzündungen ist aber wenigstens ein leichter Effekt zu erwarten – im Sinne einer symptomverbessernden, aber nicht heilenden Therapie.»
Wissenschaftliche Studien zum Thema Nasenduschen und ihr Einfluss auf das Coronavirus gibt es bisher erst wenige. US-Forscher von der Oregon Health and Science University haben die Daten bestehender Untersuchungen mit anderen Nasenviren ausgewertet. Demnach könnten Nasenspülungen auch im Kampf gegen Corona hilfreich sein. Die Wissenschaftler schreiben dies dem «Spüleffekt» zu. Vor allem die Salzlösung trage dazu bei, dass das Sekret flüssiger wird und sich mitsamt Partikeln und Viren leichter ausspülen lässt. Auf diese Weise vom Schleim befreit, können sich die Flimmerhärchen in der Nase wieder besser bewegen und so ihren Teil zur natürlichen Nasenreinigung beitragen.
Eine neuere Studie des Medical College der Augusta University in Georgia hat herausgefunden, dass das Spülen der Nase zweimal täglich mit einer Kochsalzlösung nach einem positiven Covid-Test die Wahrscheinlichkeit eines Krankenhausaufenthalts und eines tödlichen Verlaufs bei Risikopatienten verringern kann. Aufgrund methodischer Einschränkungen lassen sich die Studienergebnisse aber nicht verallgemeinern.
In Corona-Zeiten wie heute raten die US-Mediziner, die Salzlösung etwas höher zu konzentrieren. Normalerweise wird zum Nasenspülen eine 0,9-prozentige Lösung empfohlen (0,9 Gramm Salz auf 100 Milliliter Wasser). Ein Salzgehalt über 0,9 bis maximal 5 Prozent sei sinnvoll, um das Sekret noch flüssiger zu machen.
Nur Symptombekämpfung?
Ein Wermutstropfen bleibt allerdings: Wie aus den Analysen der Wissenschaftler hervorgeht, scheinen Nasenduschen gegen Corona nur zu helfen, wenn man das Virus bereits in sich trägt – das heisst, sie lindern die Symptome und verkürzen die Krankheitsdauer. Vor einer Ansteckung können Spülungen aber vermutlich nicht schützen.
Für Michael Soyka, den Zürcher Hals-Nasen-Ohren-Facharzt, ist das keine Überraschung. «Das kennen wir auch von den Erkältungsviren – es gibt bisher nur ungenügende Beweise, dass man mit Nasenduschen einer Erkältung tatsächlich vorbeugen kann.»
Für Gesunde nicht nötig
Auch zur Pflege und Gesunderhaltung der Schleimhäute – wie es die Werbung suggeriert – seien Nasenduschen nicht notwendig, sagt Soyka. «Gesunde Schleimhäute sind gesund. Das heisst, sie brauchen keine Spülungen, um gesund zu bleiben. Es schadet aber auch nicht, die Nase zu duschen.»
Dieser Artikel wurde erstmals am 28. September 2021 publiziert und am 2. März 2023 aktualisiert.
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