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Tipps vom Super-Experten
Warum jede Läuferin und jeder Läufer zum Kind werden sollte

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Eines Ihrer Standardmenüs lautet: Müesli am Morgen, Erdnussbutter-Sandwich zum Zmittag, Pizza am Abend. Mit dieser Diät wurden Sie zum superschnellen Läufer?

Kohlenhydrate sind nun mal wichtig für Sportler. Und am Ende des Tages ist dem Körper egal, woher diese Kohlenhydrate kommen. Natürlich sollte das Essen ausgewogen sein, aber da ist Spielraum. Ich zumindest habe vor Rennen oder langen Lauftrainings abends immer gern eine Pizza gegessen. 

Hobbyläufern aber wird eingetrichtert: Seid diszipliniert, gerade im Essen!

In allen Bereichen. Aber ich hätte extremen Verzicht über einen langen Zeitraum nie aufrechterhalten können. Ich glaube an eine stete kleine Verbesserung und sehe auch darin einen Grund für meine vielen erfolgreichen Jahre als Profiläufer. Wer hingegen superdiszipliniert lebt, verglüht im Spitzensport meist relativ rasch, weil er kein normales Leben mehr führt. Dieser Ansatz ist nicht nachhaltig. Ich bin mittlerweile zwar kein Profi mehr, aber habe denselben Lebensstil wie früher. Ich geniesse, lebe aber zugleich gesund – das war früher genauso.

Sie sagen also allen Hobbyläufern da draussen: Macht euch keinen Kopf, was ihr esst?

Ganz so einfach ist es nicht. Man will ja – bildlich gesprochen – lieber einen Ferrari-Motor haben als einen von VW. Aber es gibt Zeitpunkte, in denen man fokussiert sein sollte und dann auch wieder loslässt. Ich begann darum erst immer ein paar Wochen vor Wettkämpfen, wirklich fokussiert und ganz, ganz diszipliniert zu leben. Mein Feintuning war zeitlich immer begrenzt. Dieses Wissen half mir und erlaubte mir, körperlich und geistig gesund zu bleiben.

Was Hobbyläufer auch von Ihnen lernen können: Ihr Gewicht schwankte übers Jahr um bis zu 5 kg.

Ich habe ein unteres und oberes Limit für mich definiert. Alles dazwischen geht für mich in Ordnung. Natürlich bewegte ich mich in der Wettkampfsaison eher am unteren Limit – ansonsten am oberen, damit ich mehr Substanz hatte. Das war sehr wichtig für meine Gesundheit. Meine Herangehensweise ans Thema erlaubte mir auch, mich nicht verrückt machen zu lassen, wenn ich mal etwas schwerer war.

«Keiner kann jeden Tag gesund essen, handkehrum wissen wir ganz genau, wenn wir es übertrieben haben.»

Jede Hobbyläuferin sollte also ihre persönliche Spannbreite finden?

Genau, und dem Körper immer wieder ausreichend Zeit zum Erholen lassen – was wiederum nicht bedeutet, dass man sich dauernd gehen lassen sollte. Damit sind wir wieder beim Thema der Balance. Denn sind wir ehrlich: Keiner kann jeden Tag gesund essen. Handkehrum wissen wir ganz genau, wenn wir es übertrieben haben.

Was halten Sie von täglichem Wägen?

Ich habe nichts dagegen, tat es früher phasenweise. Aber ich warne davor, sich auf die Zahlen zu versteifen. Ein simples Beispiel: Wenn Sie sehr salzig gegessen haben, lagert sich mehr Wasser im Körper ein, sofort wirkt sich das aufs Gewicht aus, ist aber nur eine sehr temporäre Sache.

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Sie sagen über sich, im fortgeschrittenen Profilaufalter von 32 bis 38 Jahren am gesündesten gewesen zu sein. Warum?

Natürlich bin ich mit dem Älterwerden auch etwas smarter geworden. (lacht) Den Hauptgrund aber sehe ich in meinen Kindern. Denn was habe ich gemacht: Ich bin mit ihnen die Rutsche runtergefahren, habe mit ihnen an Seilen und Ringen herumgeturnt, begann Baseball zu spielen usw.

Ihr Körper musste also neue, teilweise komplexe Bewegungen lernen?

Ja. Wir Erwachsenen sitzen oft – oder trainieren nur noch ganz spezifisch, also laufen, Gewichte stemmen etc. Ich aber war wieder ein Kind und trainierte mir einen starken Körper an, der ganz unterschiedliche Reize absorbieren konnte. Ich bin überzeugt: Davon habe ich als Läufer profitiert. Ich habe darum zum Ende meiner Karriere auch mit Basketballspielen und Skateboarden begonnen.

Jetzt kann nicht jeder Hobbyläufer oder jede Hobbyläuferin noch Vater bzw. Mutter werden ...

… weshalb ich grundsätzlich sage: Erweitert euren Horizont, wie ihr euch bewegt, und fordert euren Körper ganzheitlich, seid noch einmal Kinder – und lernt von ihnen! Natürlich sagen unsere sozialen Normen, wir Erwachsenen dürften uns nicht mehr wie Kinder bewegen. Ich halte sie für falsch. Wir Eltern stehen eher an der Seitenlinie – statt dass wir mittendrin sind. Ich finde, man sollte den Blickwinkel ändern und diese Passivität durchbrechen. Besser also am Sonntag zusammen mit den Kindern Fussball spielen, statt vom Spielfeldrand aus zu kommentieren.

«Ich bin überzeugt: Für Langlebigkeit, geistige wie körperliche, brauchen wir Abwechslung.»

Sagten Sie darum einst: «Wir Menschen neigen dazu, immer das Gleiche zu tun?»

Mit dem Älterwerden richten wir uns doch in unserem Leben ein und wiederholen oft immer das Gleiche. Aber ich bin überzeugt: Für Langlebigkeit, geistige wie körperliche, brauchen wir Abwechslung, müssen immer wieder unsere sogenannte Komfortzone verlassen – stetig und zu Beginn einer Aktivität auch behutsam.

Was dient noch sportlicher Langlebigkeit?

Ich wohne in einer Uni-Stadt, habe in den letzten 20 Jahren immer mit Studenten trainiert – die mittlerweile alle deutlich jünger sind als ich. Aber dadurch bleibe ich sozial jung und absolviere Übungen, die diese jungen Athleten praktizieren, also viele dynamische wie Sprints. Diese Gruppenmentalität hilft mir, mich jung und voller Energie zu fühlen.

Ist auch mit 38 Jahren noch ganz schön schnell:  Nick Willis.

Auch Ihr Trainingsansatz war über all die Jahre speziell. Sie haben kaum je Intervalleinheiten absolviert. Sie sind auch bei Hobbyläufern sehr populär.

Das stimmt so nicht. Ich habe phasenweise, sehr, sehr hart und intensiv trainiert – aber im Zentrum standen langsame mittellange bis lange Läufe. Hinzu kamen Sprints, also kurze, hochintensive Reize – und in der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung auch die erwähnten Intervalle. Als Faustregel gerade für Hobbyläuferinnen und -läufer sollte gelten: mindestens 80 Prozent aller Trainings in einem Tempo, in dem man noch reden kann.

Was kommt dazu?

Hügelsprints oder Krafttraining sind wichtig als intensive Reize. Aber intensive Einheiten habe ich pro Woche selbst als Profi nur wenige absolviert. Sie sind das Tüpfelchen auf dem i. Um sie zu ertragen, muss aber die Basis ausgebildet sein. Es ist wie in der Schule: Wer sich auf einen grossen Test vorbereitet, liest erst viel, sammelt möglichst viele Informationen, ehe er Vortests und dann die Prüfung absolviert. Wer hingegen nur hart trainiert, kommt längerfristig nirgendwo hin.

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