Heute vor 80 JahrenWarum früher auch in Krisenzeiten nicht alles Leben unterbunden wurde
Die Durchführung von Grossanlässen war auch heute vor 80 Jahren ein heikles Thema. Das zeigt ein Blick ins Zeitungsarchiv.
Abgesagte Bundesfeiern, keine Chilbenen, keine Street-Parade: Die Corona-Krise spielt den grossen Veranstaltungen in der Region derzeit übel mit. Ein Blick ins Zeitungsarchiv zeigt: Auch vor 80 Jahren war die Durchführung von Grossanlässen mit Schwierigkeiten behaftet – damals wegen der Kriegslage. So ist in der rechtsufrigen Zürichsee-Zeitung vom August 1940 zu lesen, dass Küsnacht angesichts der Zeitlage beabsichtigte, die Chilbi in reduziertem Umfang abzuhalten. «Die Nachfrage nach Budenplätzen war dann aber so gross, dass der Schulhausplatz voll besetzt ist. Es wird also doch eine ganze Kilbi geben.» In die Einschätzung sei auch eingeflossen, «dass selbst in Krisenzeiten nicht alles Leben unterbunden werden soll und dass auch unsere fahrenden Künstler, alles Schweizerbürger, leben müssten». So würden etwa «theaterspielende Hunde, die Affen und Katzen» eines Stäfner Künstlers darauf brennen, ihre Künste zu zeigen. Und auch die Gaststätten würden sich wieder einmal nach einem vollen Haus sehnen. Der gesellschaftlichen Verantwortung ist man sich aber doch bewusst, schliesst doch der Beitrag mit den Worten: «Dass ungeachtet ein wenig traditionellen Kilbilebens nicht überbordet werde, dafür bürgt der solide Charakter unserer Seebevölkerung.»
Der «Allgemeine Anzeiger vom Zürichsee» publizierte zur gleichen Zeit eine wahre Lobeshymne an das Badeparadies Zürichsee. «Der Hunger nach Licht und Luft, nach der stärkenden Bewegung am Strande wächst im Zeitalter der Körperkultur mehr und mehr. Zum rechten Begriff der wahren Erholung gehören heute Baden, Schwimmen, Freiturnen, Sonne und Luft. Das alles hat man am Zürichsee aus erster Hand», heisst es. Die Zeitung stellt fest, dass sich gegenwärtig «eine Hochflut von Gästen» in die Strandbäder und Badeanstalten ergiesse. Und appelliert an die Bevölkerung, wichtige Grundregeln zu beachten. So müsse man sich an das Luftbad langsam gewöhnen: «Der Blutarme braucht dazu längere Zeit als der Gesunde und Vollblütige.» Auch dem Sonnenbad widmet sich der Artikel: «Leute, die sehr braun werden, ertragen die Besonnung gut und haben auch einen grossen Nutzen dabei.» Menschen, die nicht gebräunt würden, müssten sich dagegen «mit kurzer Besonnung kleiner Körperabschnitte begnügen, wobei man stets abwechselt, also einmal die Brust, ein anderes Mal den Rücken, dann die Arme, die Unterschenkel und so weiter.» Das Bad im See schliesslich müsse zur Erfrischung, Erholung und zur Beruhigung führen und dürfe nicht der Rekordhascherei dienen. «Dann haben wir einen grossen Gewinn, der nicht zuletzt auch unser seelisches Wohlbefinden erhöht.»
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