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Hickhack um Übernahme
Warum Elon Musk damit droht, den Twitter-Deal platzen zu lassen

Tesla-Gründer Elon Musk: Er geht davon aus, dass Twitter viel mehr automatisierte Nutzer hat, als die Firma vorgibt. 
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BotTalk

Multimilliardär Elon Musk verschärft den Ton gegenüber dem Management von Twitter. Im wochenlangen Hickhack um die Übernahme des sozialen Netzwerks hat Musk nun offen damit gedroht, den Kauf platzen zu lassen.

Der Tesla-Gründer warf dem Unternehmen am Montag vor, gegen die Übernahmebedingungen zu verstossen. In einem Brief an die Chefjuristin von Twitter, Vijaya Gadde, schreibt Musk, dass sich die Firma «aktiv gegen seine Informationsrechte» wehre und diese vereitle.

Der 50-Jährige und einige seiner finanzstarken Freunde wollen den Kurznachrichtendienst für 44 Milliarden Dollar kaufen.

Streit um unechte Twitter-Konten

Hintergrund der aktuellen Streitigkeiten sind die sogenannten Twitter-Bots oder automatisierten Konten, die sich als menschliche Nutzerinnen und Nutzer ausgeben. Das sind alles «Anwender», mit denen sich bei einer möglichen Einführung einer Nutzungsgebühr kein Geld verdienen lässt. Bislang ist Twitter im Grundangebot kostenlos.

Daher will Musk im Vorfeld der Übernahme wissen, wie viele solche gefälschte Konten es auf Twitter gibt. Er bezweifelt die offiziellen Angaben von Twitter, wonach der Anteil von Twitter-Bots weniger als 5 Prozent an den täglichen 200 Millionen Nutzern ausmacht. Musk beziffert diesen Wert mit 20 Prozent oder mehr.

Die Finanzgemeinde fragt sich deshalb, ob der gebürtige Südafrikaner mit Schweizer Wurzeln nun kalte Füsse bekommen hat und ob er den Deal überhaupt abblasen kann. Tatsächlich scheint die Übernahme an Glanz verloren zu haben. So hält Twitter an dem von Musk vereinbarten Preis von 54,20 Dollar pro Aktie fest.

Aber seit Anfang Mai ist die Aktie um mehr als 25 Prozent unter diesen Wert gefallen. Die Kluft zwischen dem vereinbarten Preis und dem tatsächlichen Aktienkurs deutet darauf hin, dass viele Anleger daran zweifeln, dass das Geschäft zustande kommt.

Ein Fall von Kaufreue?

An der Wall Street wird spekuliert, dass Musk Anzeichen von Kaufreue zeigt und nun versucht, den ursprünglichen Kaufpreis zu drücken. Kaufreue ist ein Begriff aus der Verkaufspsychologie und umschreibt die Bedenken, die jemand nach einem Kaufentscheid hat.

Typischerweise entsteht dieses Phänomen, wenn nach getroffener Kaufentscheidung Informationen auftauchen, welche die Richtigkeit dieses Entscheids infrage stellen.

Allerdings gehen Finanzanalysten und Experten davon aus, dass Musk das Geschäft nicht einseitig absagen kann. Sollte Musk aussteigen, könnte ihm eine Strafgebühr von 1 Milliarde Dollar blühen. Darüber hinaus könnte ihn Twitter verklagen, um ihn zu zwingen, die Übernahme zu den vereinbarten Bedingungen abzuschliessen.

Der Verkaufsvertrag sieht vor, dass Musk nur aussteigen kann, wenn Twitter einen «wesentlichen nachteiligen Effekt» verursacht.

Zuletzt haben Twitter-Aktionäre Ende Mai vor einem Gericht in San Francisco eine Klage gegen Musk eingereicht. Der Vorwurf lautet, dass dieser den Twitter-Kurs absichtlich manipuliert habe, um daraus einen Vorteil zu ziehen. Die Klage legt ein besonderes Augenmerk auf die Tatsache, dass Musk zwar eine Vereinbarung zum Kauf des Unternehmens unterschrieben, später aber angekündigt habe, das Geschäft ruhen zu lassen.

Der Verkaufsvertrag sieht vor, dass Musk aus dem Geschäft nur aussteigen kann, wenn Twitter einen «wesentlichen nachteiligen Effekt» verursacht. Das heisst: eine selbst verschuldete Entwicklung, die sich negativ auf die geschäftlichen oder finanziellen Aktivitäten des Unternehmens auswirkt.

Das dürfte denn auch der Grund sein, warum Musk den Aspekt der falschen Konten immer wieder ins Spiel bringt.

Falsche Follower folgen Musk

Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass 70 Prozent der knapp 97 Millionen Follower von Musk auf Twitter offenbar gefälschte oder inaktive Konten sind. Das berichtet das «Wall Street Journal» und beruft sich dabei auf Daten von Sparktoro, ein Instrument zur Messung von Reichweiten in sozialen Medien.

Eine Erklärung könnte die Art sein, wie Musk Twitter nutzt. Von anderen Berühmtheiten hebt er sich in dieser Hinsicht ab: Er setzt nicht nur viele Kurznachrichten ab, sondern kommuniziert auch überdurchschnittlich häufig mit anderen Nutzern. Das wiederum zieht Anwender an, die auf Aufmerksamkeit aus sind.

Musk zu folgen und auf seine Kurztextnachrichten zu reagieren ist bei diesem Unterfangen hilfreich. Deshalb zählen wohl vor allem Bots zu seinen Folgern.