Gut zu wissenWarum eine kühle Wohnung schlank macht
Eine tiefe Umgebungstemperatur erhöht den Energieverbrauch unseres Körpers.
Wer abnehmen will, muss weniger essen und sich mehr bewegen. Das wissen wir alle. Doch es gibt noch eine dritte Stellschraube, mit der wir unser Körpergewicht beeinflussen können: die Temperatur, in der wir uns aufhalten. Wer im Winter Wohnung und Büro nur moderat heizt, arbeitet aktiv gegen überflüssige Pfunde an.
Die Forschung geht heute davon aus, dass der verminderte Kontakt mit der Winterkälte ein Grund dafür ist, dass Übergewicht in den Industrieländern derart verbreitet ist. Oder andersrum: Stets in komfortabel geheizten Räumen von über 20 Grad zu leben, macht fett.
Frösteln kurbelt den Kalorienverbrauch an
Das belegt auch eine Studie der Universität Maastricht (NL): Dort setzten Wissenschaftler 24 Männer in leichter Bekleidung einer Temperatur von 16 Grad aus – und das während zehn Tagen für je zwei Stunden. Ergebnis: Die Probanden verbrauchten bis zu 300 Kilokalorien mehr Energie pro Tag. (Zum Vergleich: Der tägliche Energieverbrauch ohne körperliche Arbeit beträgt bei Männern rund 2500 Kilokalorien und bei Frauen 1900.)
Bei den schlanken Probanden war dieser Kälteeffekt grösser, weil sie – so die Forscher – mehr «braune Fettzellen» besitzen als die übergewichtigen. Dazu muss man wissen: Braunes Fett ist das nützliche Fett, das Energie zu Wärme macht und uns in der Kälte aufheizen kann. Das weisse Fett hingegen ist das, was wir uns anfuttern und als Reserve speichern – das ist weitgehend nutzlos oder sogar schädlich und geschieht erst noch auf Kosten des braunen, also nützlichen Fetts.
Der Mensch, schreiben die Wissenschaftler, brauche einen leichten «Temperaturstress» wie beim Frieren, um effizient Energie verbrennen zu können. Andernfalls steige nicht nur das Risiko für Übergewicht, auch verliere der Körper die Fähigkeit, selbst Wärme zu erzeugen.
20 Grad in Büro und Wohnzimmer genügen
Für den Berner Sportmediziner German Clénin ist die niederländische Studie durchaus plausibel. «Auch der menschliche Organismus muss fürs ‹Heizen›, also die Aufrechterhaltung der Körpertemperatur, viel Energie aufwenden.» Und dass schlanke Menschen in der Kälte mehr Energie benötigen als dicke, habe auch mit der geringeren Isolationsschicht zu tun. «Wenn unser Unterhautfettgewebe – sprich ‹Speckpolster› – geringer ist, dann brauchen wir mehr Energie, um uns warm zu halten.»
Aber müssen es, um von der Kälte zu profitieren, gleich 16 frostige Grad sein wie in der Studie? Nicht ganz. Clénin empfiehlt für Büro und Wohnzimmer 20 Grad – «sodass man mit einfachem Pullover/Langarm-Hemd oder einer Bluse arbeiten kann» – und lediglich fürs Schlafzimmer 16 Grad.
Ausser einem erhöhten Kalorienverbrauch hat eine bewusst kühl gehaltene Wohnung übrigens noch eine Menge anderer Vorteile: Man schläft besser, stärkt das Immunsystem, spart Heizkosten – und schont damit letztlich auch die Umwelt.
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