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Coronavirus in Belgien
Warum Belgien die höchste Todesrate weltweit hat

Arbeiter in Schutzausrüstung schliessen einen Sarg in Charleroi, Belgien.
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Jeden Vormittag werden in Brüssel die neuesten Corona-Zahlen präsentiert: 266 Tote waren es am Mittwoch. Aus Sicht der Gesundheitsbehörde war das eine gute Nachricht: «Der Höhepunkt scheint hinter uns zu liegen», heisst es in einer Mitteilung. Belgien liegt bei den Todesfällen in internationalen Vergleichen auf einem der vorderen Plätze, im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung sogar auf Platz eins weltweit. Dass es dennoch keine Bilder aus völlig überfüllten Krankenhäusern gibt, liegt auch daran, dass mehr als die Hälfte der belgischen Corona-Toten in Alters- und Pflegeheimen sterben.

Warum die Zahlen in Belgien so hoch sind, hat verschiedene Gründe. Es fehlt bis heute an Schutzausrüstung; ausserdem ist die Bevölkerungsdichte hoch und die Luft schlecht. Beides aber sind keine spezifisch belgischen Phänomene. Beobachter vermuten deshalb, dass ein anderer Aspekt entscheidend ist: die Art, wie Belgien seine Corona-Toten zählt.

Ein Verdacht reicht

In Belgien erscheinen nicht nur jene Toten in der Statistik, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Sondern auch all jene, bei denen nur ein Verdacht besteht, es könnte einen Zusammenhang mit dem Virus geben. So waren von den 178 Heimbewohnern, die am Mittwoch neu in der Statistik auftauchten, lediglich 13 Prozent Corona-positiv. Der Rest wurde nicht getestet, aber trotzdem mitgezählt. Manche, weil sie Symptome hatten, die zu Corona passen könnten. Andere, weil in ihrer Einrichtung vorher ein anderer an dem Virus gestorben war.

Wie viele Corona-Tote es in Belgien also tatsächlich gibt, weiss derzeit niemand. Deshalb ist über die Frage der Zählung ein Streit entbrannt. Premierministerin Sophie Wilmès sagt, die belgische Art zu zählen, sei schlicht transparenter. Die flämische Tourismusministerin Zuhal Demir hingegen kritisiert, die hohe Todesrate werfe ein schlechtes Licht auf das Land.

«Politische Missverständnisse»

Der Streit um die Zahlen hat auch das EU-Parlament erreicht. Denn irgendwann sollen die Beschränkungen – etwa an den Binnengrenzen – wieder aufgehoben werden; und dafür ist die Corona-Gefahr auf beiden Seiten der Grenze eine wichtige Kenngrösse. Der Vorsitzende des Gesundheitsauschusses Pascal Canfin (La République En Marche) warnte, unterschiedliche Zählweisen könnten zu «politischen Missverständnissen» führen; sein FDP-Kollege Andreas Glück sagt: «Wir brauchen Vergleichbarkeit, deshalb brauchen wir eine gemeinsame Datenerhebung.»