Glosse zum GesundheitswahnWarum Apple die Menschheit rettet
Fit trotz Büro? Velofahren am Schreibtisch? Die Industrie kämpft mit speziellen Ideen gegen das fatale Sitzen beim Arbeiten an. Echt jetzt?
Wir Büroarbeitenden bekommen ja täglich zu hören, dass wir uns zu Tode sitzen. Bloss sitzende Raucher würden eine noch geringere Lebenserwartung aufweisen, wird uns eingehämmert. Aus diesem Grund werden wir seit Jahren mit Fitness-Bürogeräten eingedeckt, die uns ans Hüftgold oder das erschlaffte Herz wollen. Um nur ein Stichwort zu nennen: Stehpult mit Laufband . . .
Das taiwanische Computer-Unternehmen Acer aber glaubt nun, uns definitiv vor dem Zerfall retten zu können. Es wird im Juni nämlich einen Hometrainer samt Schreibtisch auf den Markt bringen. So sieht er aus:
Nur schon der Slogan für dieses Wundergerät namens «Acer eKinekt BD 3» ist ein echter Gamechanger: «Während Sie die nächste Powerpoint-Folie befüllen, arbeiten die Beine an der neuen Bestzeit.» Völlig zu Recht feiert Acer seine Revolution als «die perfekte Symbiose aus körperlicher Betätigung und effektivem Workflow».
Schliesslich wird das drängendste Problem der Menschheit mit einem einzigen Gerät für schlappe 999 Franken auf einmal gelöst. Gut, man sitzt zwar weiterhin, aber jedes Kind weiss: Wer sitzend radelt, tut seinem Herz-Kreislauf-System wahrlich Gutes (sollte dazwischen mit Kniebeugen aber schon noch an der Kraft arbeiten).
Lance Armstrong als Chief Cycling Officer
Gemäss gut informierten Quellen haben sie im Silicon Valley nun das Wundervelo zu Tausenden vorbestellt. Bei Apple sollen sie ganze Lager mit dem Acer gefüllt haben. Diese Zeitung kann nun exklusiv enthüllen, dass Lance Armstrong als Chief Cycling Officer dabei sein wird.
Denn Apple-CEO Tim Cook ist bekanntlich ein kompetitiver Typ. Um die Gesundheit seiner Angestellten zu maximieren, gedenkt er, seinen Teams gar Kilometervorgaben pro Tag zu machen. Da kommt nun Armstrong ins Spiel. Er soll den Apple-Angestellten den runden Tritt beibringen – und zugleich das Fairplay garantieren.
Denn Cook fürchtet, dass die eine oder andere techaffine Angestellte allenfalls ein Motörli in das Wundervelo einbauen könnte. Kurz: Cook fürchtet Bürodoping, entsprechende Negativ-Schlagzeilen und auch ein bisschen, dass er im Direktvergleich der absolvierten Kilometer abfallen könnte.
Nie mehr Stühle!
Noch feilen Cook und Armstrong darum an den Details, wie mit dem potenziellen Missbrauch umgegangen werden soll – bis hin zur Frage, ob es allenfalls regelmässige Dopingtests braucht.
Klar ist hingegen schon, dass Gruppen-Arbeits-Trainings definitiv eingeführt werden. Sie sollen zu einem verbesserten Teambuilding beitragen und auch tretschwächere Kolleginnen und Kollegen animieren, den «Acer eKinekt BD 3» zu lieben. Denn für Cook ist sicher: Bei Apple wird es kein Zurück zu Stühlen oder Stehtischen geben.
Dafür allenfalls eine Bürovelo-Meisterschaft, weil auch Elon Musk mit Tesla oder Sundar Pichai mit Google enormes Interesse an der Innovation bekunden. Wir Arbeitssitzenden aus der Schweiz sollten uns darum schon mal auf diese neue Business-Welt einstellen. Schliesslich schwappt alles irgendwann zu uns rüber, was die Genialen im Silicon Valley losgetreten haben. Diesmal gilt immerhin: Es wird uns guttun!
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