Gut zu wissenWarum Alkohol für Frauen gefährlicher ist
Frauen bauen das Zellgift langsamer ab als Männer – das Risiko für Organschäden ist höher.
Wenn es ums Trinken alkoholischer Getränke geht, stehen Frauen heute den Männern oft nicht mehr viel nach. Gemäss aktueller Schweizerischer Gesundheitsbefragung trifft dies vor allem auf die ganz jungen Frauen (15 bis 24 Jahre) und die älteren (55 bis 74) zu.
Der weibliche Körper reagiert empfindlicher
Doch diese Art von «Gleichberechtigung» ist aus gesundheitlicher Sicht keine gute Idee. Dass Frauen schneller die berauschende Wirkung spüren, ist bekannt. Weniger bekannt ist jedoch – darauf weist jetzt die deutsche Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hin –, dass Alkohol den Frauen auch physisch und psychisch mehr schadet als den Männern. Das liegt am weiblichen Körper und seiner Funktionsweise.
Frauen sind normalerweise kleiner und leichter als Männer. Sie haben also weniger Körpermasse, in der sich der Alkohol verteilen kann. Dazu kommt, dass diese Verteilung nur in der fettfreien Körpermasse, also der Muskulatur, geschehen kann. Und Frauen haben eben einen höheren Körperfettanteil als Männer und weniger Muskeln.
«Deshalb lässt die gleiche Menge Alkohol bei Frauen den Promillewert stärker und länger ansteigen als bei Männern», erklärt der Berner Ernährungsmediziner David Fäh. Damit nicht genug: Frauen bauen Alkohol auch langsamer ab. «Denn», so Fäh, «sie haben generell eine geringere Leberkapazität.»
Höheres Risiko besonders für Brustkrebs
Daher kann es bei Frauen leichter zu alkoholbedingten Organschäden kommen. Verschiedenen Studien zufolge besteht bereits bei regelmässigem Konsum verhältnismässig geringer Mengen ein erhöhtes Risiko insbesondere für Brustkrebs (weil Alkohol die Produktion des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen ankurbelt), aber auch für Leberschäden, Lebertumoren und Hirnschlag.
Bei grösseren Mengen drohen Bluthochdruck, Diabetes und psychische Störungen bis zur Demenz.
Trotz dieser gesundheitlichen Risiken soll nicht verschwiegen werden, dass sehr moderater Alkoholgenuss – zum Beispiel ab und zu ein Glas Rotwein zum Essen – auch wünschenswerte Wirkungen haben kann. So kann sich etwa das «gute» Cholesterin (HDL) erhöhen oder die Fliessfähigkeit des Blutes verbessern.
Dennoch, stellt Ernährungsmediziner Fäh klar, wäre es falsch, Alkohol zu empfehlen. «Die meisten guten Effekte kippen mit zunehmendem Konsum ins Gegenteil – und man weiss nie, wohin eine Empfehlung führen kann.»
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