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Pro und Kontra
War Sanija Ametis Angriff auf die SVP-Kandidaten daneben?

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BotTalk

Im SRF-«Club» vom Dienstag ging es um die Bundesratswahl. Zu Gast waren, unter anderen, die SVP-Kandidaten Albert Rösti und Hans-Ueli Vogt. An sie gewandt sagte die Co-Präsidentin der EU-freundlichen Operation Libero: «Ich kann mir, politisch betrachtet, keinen von Ihnen schöntrinken.»

Hans-Ueli Vogt liess die Provokation von Sanija Ameti nicht auf sich beruhen: «Das ist eine krude Beleidigung.» Und er sprach davon, wie wichtig es in der Politik ist, tolerant und respektvoll zu sein und auf Augenhöhe miteinander zu diskutieren.

Seither wird in sozialen und anderen Medien diskutiert: War Ametis Aussage unverschämt und daneben?

Nein

Sandro Benini

Unabhängig davon, wie kalkuliert Ametis Provokation mit dem Wort «schöntrinken» und Vogts Gegenrede waren: «Etwas schöntrinken» ist eine Metapher, die allenfalls beleidigend wäre, wenn sie sich auf Äusserlichkeiten bezöge. Ameti hat aber explizit präzisiert, dass sie es politisch meint: Sie kann mit den Ansichten der beiden SVP-Bundesrats­kandidaten nichts anfangen, sie kann sie nicht nachvollziehen und sich ihnen auch nicht annähern.

Das ist zwar nicht sehr nett, aber es ist in einer politischen Debatte eine legitime Aussage – zumal ja Ameti, wie man gesehen hat, trotzdem bereit ist, mit Vogt und Rösti öffentlich zu streiten. Ein Verstoss gegen die offene Diskussionskultur, die Vogt vordergründig verteidigt, ist also nicht Ametis etwas salopper Spruch, sondern die vor Empörung vibrierende Beleidigte-Leberwurst-Reaktion des SVP-Politikers.

Das ist zwar nicht sehr nett, aber es ist in einer politischen Debatte eine legitime Aussage.

Apropos SVP: Ist das nicht jene Partei, die während der Corona-Krise gesundheitspolitische Massnahmen, die von einer demokratisch legitimierten Regierung, einem demokratisch legitimierten Parlament sowie von zwei Volksentscheiden gestützt waren, als «diktatorisch» diffamierte?

Gibt es etwas Respektloseres und Undemokratischeres, als dem politischen Gegner ohne den Hauch eines Arguments zu unterstellen, eine Diktatur errichtet zu haben? Es fallen einem im Handumdrehen zwei Dutzend Politikerinnen und Politiker aus Vogts Partei ein, die für dessen Moralinkanonade die richtige Zielscheibe wären. Ameti ist es nicht.

Ja

Edgar Schuler

Deplatziert, ungehörig, unanständig. Anders kann man Sanija Ametis Aussage im «Club» nicht bezeichnen. Akzeptiert würde so etwas, wenn überhaupt, höchstens auf dem Ballermann nachts um halb zwei.

Hans-Ueli Vogt hat es in seiner Antwort ruhig und richtig gesagt: Wenn ein Mann umgekehrt Ameti so angegangen hätte, nie wäre über die Flegelhaftigkeit des Spruchs auch nur der Hauch eines Zweifels aufgekommen. So aber diskutiert die halbe Schweiz über Ameti, ihr Mundwerk und die Grenzen des Anstands.

Schon in der Sendung versuchte der St. Galler Professor Caspar Hirschi das «Wortspiel» Ametis wegzuerklären. Schliesslich, sagte er, sei man ja von der SVP mindestens so schlimme Respektlosigkeiten gewohnt.

Ameti gefällt sich als Unruhestifterin, die den Lärm über die Substanz stellt.

Wie bitte? Eine vorangegangene Entgleisung entschuldigt nie eine neue Entgleisung. Und als Verbalrüpel sind Rösti und Vogt bisher nie aufgefallen. Es verbietet sich von selbst, sie für andere, vielleicht weniger zurückhaltende SVPler in Sippenhaft zu nehmen.

Ametis Verhalten hat System. Aussenminister Ignazio Cassis wurde von ihrer Operation Libero schon als «Little Miss» verhöhnt. Die Provokationen nehmen in exakt dem Mass zu, in dem die realpolitische Bedeutung der europhilen Bewegung abnimmt. 

Ameti gefällt sich als Unruhestifterin, die den Lärm über die Substanz stellt. Das wäre nur dann bedenklich, wenn die Operation Libero in der Politik noch eine Rolle spielen würde. Tut sie nicht.