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Kehrtwende trotz neuer Fangquoten
In Island werden dieses Jahr keine Wale gejagt

Schlachten eines Finnwals im Hafen von Hvalfjorour, nahe Reykjavik, am 18. Juni 2013, dokumentiert von Greenpeace als Beweis für die Wiederaufnahme des kommerziellen Finnwalfangs in Island durch Kristjan Loftsson.
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In Island fällt die Walfangsaison dieses Jahr aus. Das hat die Hvalur hf., das einzige kommerzielle Wahlfangunternehmen des Landes, angekündigt. Die Mitarbeitenden sollen diese Woche über den Entscheid informiert worden sein, wie die isländische Zeitung «RÚV» berichtet.

«So wie sich die Situation für uns darstellt, hat Hvalur hf. keine andere Wahl, als abzuwarten und auf bessere Zeiten zu hoffen», sagt CEO Kristjan Loftsson zur Zeitung «Island Monitor». Man werde die Situation im neuen Jahr erneut prüfen.

Als Grund nennt Loftsson den instabilen Markt und die sinkenden Preise für Walfleisch in Japan, wo der Grossteil verkauft wird. Der Walfang sei aktuell wirtschaftlich nicht mehr rentabel.

Loftsson soll Regierung beeinflusst haben

Die Nachricht kommt etwas überraschend: Interimspremier Bjarni Benediktsson, der damals Lebensmittelminister war, hatte die neue Walfangquote erst kurz vor dem Ende seiner Amtszeit im Dezember 2024 festgelegt. Neben jährlich 209 Finnwalen wären diese Saison auch 217 Zwergwale zum Abschuss freigegeben worden. Die Walfangsaison dauert in Island in der Regel von Mitte Juni bis September.

Kristjan Loftsson, isländischer Fischereimagnat, hält eine Kiste mit gefrorenem Walfleisch für den japanischen Markt im Walfangstation Hvalfjordur, Island.

Loftsson soll Benediktsson gemäss Medienberichten damals in seiner Entscheidung, neue Walfangquoten freizugeben, beeinflusst haben. In Berichten war von Korruption, Machtmissbrauch und Freundschaftsdiensten die Rede.

Walfangvideos zeigen Verstösse

Die überraschende Kehrtwende könnte auch mit einem kurz zuvor veröffentlichten Bericht der isländischen Nahrungsmittel- und Veterinärbehörde Mast zusammenhängen, wie die Deutsche Stiftung für Meeresschutz schreibt. Mast hatte Walfangvideos von 2023 ausgewertet und dabei zahlreiche Verstösse gegen isländische Tierschutzbestimmungen festgestellt.

Ein Fischer sortiert Fleisch eines Zwergwals an Bord des Walfangschiffs ’Njordur’ im Hafen von Olafsvik, Island. Aufgenommen am 19. August 2003. Foto: Adam Butler/AP.

Demnach kämpfte der erste Finnwal, der getötet wurde, 35 Minuten lang um sein Leben. Unter den getöteten Tieren soll zudem auch ein trächtiges Weibchen gewesen sein. Die Behörde hatte bereits in der Saison 2022 schwerwiegende Verstösse festgestellt und diese an die Öffentlichkeit gebracht. Für Aufsehen sorgte damals unter anderem der Fall eines Finnwals, dessen Todeskampf zwei Stunden währte. Berichtet wurde auch von verletzten und mehrfach harpunierten Tieren.

Island führte den kommerziellen Walfang 2006 entgegen zahlreichen Protesten von Tierschützern wieder ein. Walfleisch lässt sich in Island selbst aber nur sehr schwer verkaufen, die Jagd stösst bei den Einheimischen immer mehr auf Kritik. Zudem erfreuen sich Touristenaktivitäten wie Whale Watching immer grösserer Beliebtheit und haben sich zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor für das Land entwickelt.