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Internationaler Filmpreis
Wädenswiler Filmproduktionsfirma räumt in Cannes ab

Sergio Herencias, David Fritsche, Andreas Tanner (v. l. n. r.) führen zusammen die Firma Guave Motion in der Au.
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Das Büro der kleinen Filmproduktionsfirma Guave Motion in der Au ist unauffällig. Eine kleine Küche, vier Arbeitsplätze mit grossen Bildschirmen, ein kleiner Schnittraum und ein Billardtisch. Was beim Betreten aber als Erstes ins Auge sticht, ist die Glasvitrine, die mitten im Raum steht. Darin stehen die Auszeichnungen, die das Unternehmen mit seinen Filmen bereits gewonnen hat. Mit dem Gewinn an den Cannes Corporate Media & TV Awards dürfte der Platz in der Vitrine nun eng werden.

An der Preisverleihung, welche zu den bedeutendsten in der Branche zählt, hat das Unternehmen im November nämlich gleich drei Preise gewonnen. Eine silberne Delfin-Trophäe in der Kategorie «Fundraising, Non-Profit, CSR», eine goldene in der Kategorie «Informationsfilme» sowie eine schwarze Trophäe für die beste Animation, Grafik und Spezialeffekte. Letztere sei für Guave Motion von besonderer Bedeutung. Denn die schwarzen Delfine werden am ganzen Festival nur einmal vergeben. Dabei konnte sich Guave Motion gegen knapp 850 andere Bewerber durchsetzen. «Mit einer Auszeichnung in einer solchen Kategorie haben wir wirklich nicht gerechnet», sagt Unternehmensgründer Sergio Herencias sichtlich erfreut.

Weg vom Geld, hin zu mehr Fürsorge

Im Film mit dem Titel «Wirtschaft ist Care» wird der Fokus anhand von fotorealistisch animierten Knetfiguren auf sogenannte Care-Arbeit gelenkt. Er macht dabei besonders auf unbezahlte Pflegearbeit aufmerksam – wie zum Beispiel die Arbeit aller Mütter und Väter. Unter dem Motto «Ökonomie neu denken» hinterfragt der Film den heutigen Stand der Wirtschaft und fordert ein neues Wirtschaftsverständnis, welches den Fokus auf mehr Fürsorge und die Befriedigung tatsächlicher menschlicher Bedürfnisse legt. Themen, die gerade in Zeiten von Corona mehr Aufmerksamkeit gewonnen haben.

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Bei dem Animationsfilm handelt es sich um das grösste Projekt, welches das Unternehmen je umgesetzt hat. Über ein Jahr lang war die Filmproduktionsfirma, vor allem der 2-D- und 3-D-Motion-Designer Andreas Tanner, mit der Umsetzung des knapp sechsminütigen Films beschäftigt. «Schon allein das Planen der fiktiven Stadt und das Erstellen aller Gebäude hat mehr als sieben Wochen beansprucht», sagt Tanner. Insgesamt wurden für den Film zwischen 200 und 300 individuelle 3-D-Objekte gebaut, um die virtuelle Welt möglichst detailreich zu verzieren.

Von Quereinsteigern zu Experten

Komplett auf sich allein gestellt war Tanner in der Umsetzung nicht. Seine Geschäftspartner David Fritsche und Sergio Herencias waren ebenfalls massgebend an der Umsetzung beteiligt. Während Fritsche für das technische Konzept und das Shading – also das Erstellen aller Oberflächen – zuständig war, kümmerte sich Herencias um die Ausleuchtung der virtuellen Welt, die Kameraführung im 3-D-Programm und das Compositing. Bei dem Compositing handelt es sich sozusagen um das finale Zusammenschneiden und Aneinanderreihen der über 30 separat animierten Szenen.

Guave Motion hat aus Cannes gleich drei der begehrten Delfine bekommen.

Die Filmproduktionsfirma Guave Motion wurde vor 12 Jahren von Sergio Herencias und David Fritsche gegründet. Seither hat sich das in der Au ansässige Unternehmen sowohl mit Animationsfilmen wie auch mit real gefilmten Werbespots, Image- und Produktfilmen oder Erklärvideos einen Namen gemacht. Experten waren die beiden Gründer damals nicht. «Wir sind beide Quereinsteiger», sagt Herencias, der selbst eine Ausbildung im Detailhandel abgeschlossen hat. Bereits während seiner Ausbildung hat er jedoch eine eigene Firma in der Fotografiebranche gegründet. Auch David Fritsche gründete bereits mit 17 Jahren eine Firma in der Webbranche. Erfahrungen bezüglich Selbstständigkeit war also schon früh da. Das Umsetzen von Animationsfilmen und die Arbeit mit 3-D-Programmen haben die zwei Gründer hingegen selbst erlernt.

Viele Gratulationen

2014 komplettierte Andreas Tanner das Trio von Guave Motion. Mit seiner Ausbildung in Multimedia Production an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Chur ist er der Einzige, der eine branchenspezifische Ausbildung absolviert hat. «Durch unsere verschiedenen Hintergründe hat zwar jeder seine Spezialgebiete, alles in allem sind wir aber Generalisten», sagt Herencias.

Die drei Preise aus Cannes bilden den grössten Erfolg in der bisherigen Unternehmensgeschichte. Gratulationen seien gemäss Herencias von vielen Seiten eingetroffen. «Auch der Pöstler konnte sich einen Spruch nicht verkneifen, als er uns die Preise vorbeigebracht hat.» Trotz des Erfolgs sei es aber zu früh, um zu sagen, wie sich die Wahrnehmung von Guave Motion verändert habe. Dass ein kleines Unternehmen aus Wädenswil aber einen Preis von solcher Bedeutung gewonnen hat, wird auch international für Aufsehen gesorgt haben.