Lesbische Dating-Show «Princess Charming»Vulven basteln und Likör trinken
Es ist das Gute unter den Reality-Formaten: Warum «Princess Charming» so wichtig ist für die deutschsprachige TV-Landschaft.
Achtung, es wird gleich ein bisschen unangenehm, so ist das immer bei «Princess Charming».
Aber zunächst zu den schönen Seiten der Sendung. Davon gibt es einige, «Princess Charming» ist nämlich das Gute unter den Reality-Formaten: Da wird gekuschelt und gebastelt, gefühlt und darüber gesprochen, wenn es doch zu Gewalt kommt, wird grosszügig geblurrt. Und das alles auch noch in queer.
Was ja die schönste Sache an der ganzen Sendung ist, denn gleich zwei belastende Dinge fallen hier einfach so weg: Männer und Heterosexualität. Traum.
Reality-TV wurde so auch zum gesellschaftlichen Bildungsformat.
«Princess Charming» ist das lesbische Gegenstück zu «Prince Charming», dem schwulen Dating-Format von RTL. Die Regeln sind auch in der zweiten Staffel einfach: 19 Frauen ziehen in eine Villa und versuchen dort, die Princess in Gruppen- und Einzeldates von sich zu überzeugen. Jede Woche müssen Kandidatinnen nach Hause gehen, bis die Princess eine auserwählt.
Wer die erste Staffel gesehen hat, wird noch ein paar weitere Konstanten erkennen: Auch diesmal wachsen einem die Kandidatinnen eher ans Herz als die Princess. Auch diesmal wünscht man sich, alle würden mehr Sonnencreme nutzen. Und auch diesmal werden Vulven gebastelt.
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Bevor es aber um die weniger schönen Seiten der Sendung geht, sollte an dieser Stelle kurz festgehalten werden: Leider gibt es die neue Staffel mittlerweile nur noch im kostenpflichtigen Premium-Bereich von RTL+ zu sehen. Das ist schade, immerhin hat gerade die zugängliche Weise, wie queere Perspektiven und Debatten sichtbar gemacht wurden, die Sendung so wichtig gemacht. Reality-TV wurde so nicht nur zur queeren Popkultur, sondern auch zum gesellschaftlichen Bildungsformat.
Mindestens so interessant wie die Sendung ist das Drumherum.
Bei der zweiten Staffel ist das anders. Viele der Gespräche wirken oberflächlich, der Austausch mit der Princess unbeholfen bis unangenehm. Das beste Beispiel ist die Folge, in der die Princess eine Kandidatin küsst, die zuvor erklärt hatte, dass sie auf keinen Fall auf den Mund geküsst werden will und sich in der Situation sichtlich unwohl fühlt.
Es bleibt unklar, ob und wie das intern aufgearbeitet wurde. Wer sich die Folge ansieht, wird das Gegenteil von Aufarbeitung sehen, dabei wäre doch gerade das brennend interessant.
Aber nicht nur diese Chance verpasst «Princess Charming». Zwar bietet das Format auch diesmal einen Rahmen für Gespräche über Queerfeindlichkeit, Coming-out und Selbstbefriedigung – aber die bleiben diesmal oberflächlich. Was zu einer Grundsatzfrage führt: Wie politisch will ein Format sein, das Frauen dazu bringt, gemeinsam Vulven aus pastellfarbenen Blumen zu stecken und danach mit Likör anzustossen? Sieht so schon die queerfeministische Revolution aus?
Besonders interessant wurde die Sendung immer dann, wenn sie gezeigt hat, dass sie nicht funktioniert, weil ihre Prämisse eine falsche ist: die Princess, die alle wollen. Ein paar Kandidatinnen wollten nämlich gar nicht und sind nach und nach freiwillig gegangen, manche haben sich sogar verliebt und die Show gemeinsam verlassen. Man wäre am liebsten mit ihnen gegangen.
Und doch: Es braucht «Princess Charming». Und zwar vor allem, weil es so ein gutes Gesprächsthema ist. Mindestens so interessant wie die Sendung ist das Drumherum.
Die vielen Memes, die Tiktoks, die Reaktionen auf Youtube, die teilweise mehr als eine halbe Million Views haben. Oder die Diskussionen in Freundeskreisen, in denen es um Sex und Scham und Consent geht, und in denen durchaus der Beginn einer kleinen Revolution stecken könnte.
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«Priness Charming» läuft auf RTL+.
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