Gut zu wissenVorsicht: So treibt der Arzt Ihren Blutdruck in die Höhe
Wer den Blutdruck in aller Ruhe selber zu Hause misst, erhält die genaueren Werte.
Das haben wohl alle schon erlebt: Muss man zum Arzt oder sogar ins Spital und es wird einem dort der Blutdruck gemessen, dann sind die Werte meist zu hoch.
Jetzt haben italienische Forscher dieses Phänomen, bekannt als «Weisskittel-Hochdruck», genauer untersucht: Wenn ein Arzt oder eine Ärztin die Messung vornahm, war bei den Testpersonen der obere (systolische) Blutdruck im Schnitt um 14 Einheiten (Millimeter-Quecksilbersäule) höher, als wenn kein Arzt dabei war. Auch die Herzfrequenz erhöhte sich um 11 Schläge pro Minute.
Komplexer Mechanismus
Die Erklärung dieses Phänomens liegt in der Evolution des Menschen begründet: Bei einer Bedrohungs- und Angstsituation ist es ganz normal, dass Blutdruck und Herzfrequenz ansteigen: Durch eine Verengung der Blutgefässe und eine stärkere Durchblutung der Muskulatur ist es möglich, schnell davonzulaufen – oder sich auf einen Kampf einzulassen.
Studienleiter Guido Grassi von der Universität Milano-Bicocca in Mailand zu der Untersuchung: «Die Ergebnisse unterstreichen die Komplexität von Blutdruckmessungen und wie sie durch unwillkürliche Reaktionen des Nervensystems beeinflusst werden. Messungen ohne Präsenz eines Arztes können die wahren Blutdruckwerte besser widerspiegeln.»
Das ist denn auch ein Grund, weshalb immer mehr Fachleute empfehlen, den Blutdruck in vertrauter Umgebung zu Hause zu messen. Doch worauf gilt es dabei zu achten?
Wie Sie richtig messen
Wir haben Thomas Kistler gefragt, den Chefarzt Nephrologie/Dialyse am Kantonsspital Winterthur. Hier seine wichtigsten Tipps für eine möglichst genaue Messung:
- Setzen Sie sich an einen Tisch.
- Ruhen Sie sich fünf bis zehn Minuten aus.
- Benutzen Sie am besten ein Blutdruckmessgerät mit einer Oberarm-Manschette (Handgelenkgeräte sind fehleranfälliger).
- Wenn Sie ein Handgelenkgerät benutzen, achten Sie darauf, dass das Handgelenk auf Herzhöhe liegt (am besten Arm auf die Brust legen).
- Im Idealfall messen Sie den Blutdruck dreimal hintereinander – und ermitteln dann den Durchschnitt (normalerweise sind die Werte absteigend, d.h., die erste Messung ergibt die höchsten Werte, die dritte die tiefsten).
Den Blutdruck zu kennen, sei für Hochdruckpatienten enorm wichtig, erklärt Facharzt Thomas Kistler: «So können wir Über- oder Unterbehandlungen vermeiden.» Bei Patientinnen und Patienten, deren Blutdruck nur schwer einzustellen ist, helfe aber auch eine korrekte Messung zu Hause manchmal nicht weiter: «Dann empfehlen wir eine 24-Stunden-Blutdruckmessung mit ärztlicher Beratung.»
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