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Englands neue Heldin
Um sich Fussballschuhe leisten zu können, zapfte sie Bier im Pub

Von den Mitspielerinnen gefeiert: Beth Mead mit der Nummer 7.
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Als nach dem Spiel das Lied «Freed from Desire» im Stadion ertönte, zeigten einige auf ihre Mitspielerin und besangen diese gemeinsam mit den knapp 29’000 Zuschauern mit dem auf die Flügelspielerin umgedichteten Fangesang: «Beth Mead’s on Fire». Obwohl Mead im Viertelfinal, dem 2:1-Sieg nach Verlängerung gegen Spanien, für einmal kein Tor erzielte und bereits nach einer knappen Stunde ausgewechselt wurde. Doch mit fünf Toren und drei Vorlagen ist die 27-Jährige bisher der Star des Turniers und in beiden Kategorien die beste Spielerin der Europameisterschaft in ihrem Heimatland.

«Wir sind so glücklich, dass sie zu unserem Team gehört», sagt Stürmerin Ellen White über Mead. Dabei sah die Welt von Bethany Mead vor einem Jahr noch ganz anders aus. Die damalige Nationaltrainerin Hege Riise nominierte sie nicht für die Olympischen Spiele in Tokio. Ihre Enttäuschung darüber war gross. Gegenüber dem «Telegraph» sprach Mead vom «Tiefpunkt meiner Karriere». Sie hoffte gar, dass die Spielerinnen, die statt ihr nominiert worden waren, schlecht spielen würden. Damit die Leute merken, dass es ein Fehler war, Mead zu Hause zu lassen. «Es ging mir nicht gut, und ich hasse mich für diese Gedanken. Doch ich fühlte mich ungerecht behandelt und war wütend.» Bald konnte sie die Wut aber in etwas Positives umwandeln – sie gab ihr Antrieb. «Ich war fokussierter als je zuvor. Ich spiele am besten, wenn ich wütend bin.»

Dass sie auf dem Fussballplatz nicht zurücksteckt, merkten ihre Mitspieler bereits im Kindesalter. Als die Mutter ihre sechsjährige Tochter zum ersten Mal ins Training brachte, warnte der Trainer vor den ruppigen Jungs. Doch sie antwortete nur: «Sie wird schon zurechtkommen.» Die Mutter sollte recht behalten. Der Trainer musste vielmehr die Jungs vor Mead schützen und nicht umgekehrt, wie der Vater bei «ITV» erzählt.

Für ihre ersten Fussballschuhe zapfte sie Bier

Bei Mead war die Leidenschaft bereits nach dem ersten Training entfacht. «Ich habe es von der ersten Minute an geliebt», sagt die Fussballerin aus dem Nordosten Englands. Sie spielte in Mädchen- wie auch in Jungsteams, bis sie mit 16 Jahren zu den Frauen von Sunderland wechselte. Um sich Fussballschuhe leisten zu können, arbeitete sie zeitweise gar in einem Pub und zapfte Bier. Nebst harter Arbeit benötigte sie in ihrer Karriere auch eine Portion Glück. Als sie einem Reh ausweichen wollte, drehte sich das Auto der damals 19-Jährigen dreimal und landete im Graben. Mead kam mit einigen Schnittwunden und Schrammen davon – zwei Tage später erzielte sie einen Hattrick gegen Chelsea.

Auch dank Beth Mead träumt England vom erstmaligen Gewinn eines grossen Turniers. 

2015 wurde Mead die beste Torschützin der Women’s Super League, zwei Jahre später wechselte sie von Sunderland zu Arsenal, wo sie in ihrer zweiten Saison die Meisterschaft gewann. Dort spielt sie auch heute noch, gemeinsam mit den Schweizer Nationalspielerinnen Lia Wälti und Noëlle Maritz. 2018 debütierte sie zudem im Nationalteam Englands. Lange kannte Meads Karriere nur eine Richtung – nach oben. Eben bis zu diesem Tiefpunkt im letzten Jahr.

Doch dieser ist längst überwunden. Seit ihrer Rückkehr ins Nationalteam erzielte sie in 17 Spielen 19 Tore, bereitete 12 weitere vor. Bereits im Eröffnungsspiel gegen Österreich bewies sie ihr grosses Können: Ein hohes Zuspiel verarbeitete die 1,63-Meter-Frau mit einer anspruchsvollen Annahme und lupfte den Ball anschliessend über die Torhüterin ins Tor. Beim anschliessenden 8:0 gegen Norwegen fabrizierte sie einen Hattrick. Besonders ihr zweiter Treffer unterstrich ihre Stärke: Mead dribbelte sich durch die Verteidigung und guckte anschliessend die Torhüterin aus.

Im Podcast «Kicken kann sie» heisst es, Mead stehe für den Aufschwung des Fussballs der Frauen in England, weil sie dribbelstark und beidfüssig sei sowie über einen guten Schuss verfüge. Die Engländerinnen, die noch kein grosses Turnier gewinnen konnten, sind an dieser EM aufgrund der bisher gezeigten Leistungen Favorit auf den Titel. Auch – oder vor allem – wegen der neuen Beth Mead. 

Deren Aufschwung hat auch mit der neuen Trainerin zu tun. Die Niederländerin Sarina Wiegman, die ihr Heimatland 2017 zum EM-Titel geführt hatte, übernahm nach Olympia die Geschicke im englischen Nationalteam. «Ihre Art und ihr System passen besser zu Mead», sagt Expertin Charlotte Stacey dem «Guardian». Auch im Halbfinal vom Dienstag gegen Schweden ruhen die Hoffnungen der englischen Fans wieder auf Wiegman und ihrer besten Torschützin. Sie sollen England in den Final führen. Damit nach dem Spiel wieder durchs Stadion hallt: «Beth Mead’s on Fire.»

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