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Meinung

Miniaturen des Alltags
Von wegen daheim ist es ruhiger

Eine kleine Geschichte aus dem Alltag.

Homeoffice ist genial. Ungestört von Bürogeschnatter, Telefonanrufen und quer durch die Redaktion gerufenen «Weiss öpper…?»-Fragen lassen sich daheim die Artikel aus einem Gehirnguss schmieden. Zu Hause, eingebettet in vertrauter Umgebung, Teekrug und Kühlschrank in Reichweite, in salopper Bekleidung, dazu eigener Radiosound, ist die Arbeitswelt gemütlicher.

So idealisiert stellte ich mir das Homeoffice vor, als es vor einem halben Jahr im Zuge der Corona-Krise zur Routine wurde. Bei Schönwetter nehme ich den Laptop in den Garten und schreibe dort im Schatten der Bäume, geistig beflügelt vom Gesang der Vögel.

Die Realität hört sich anders an. In diesen Monaten habe ich die gesamte Lärmpalette in der Nachbarschaft kennen gelernt. Leben wir mitten in Wimbledon? So viel Rasen gibt es hier doch gar nicht, als dass jeden Tag irgendeiner stundenlang eine Wiese mähen müsste. Dabei ist das nur das Vorspiel, denn zum Schlussbouquet surrt noch mit grässlichen Hochfrequenztönen der Trimmer.

In der Umgebung rattert eine Kettensäge los, als ob der Amazonasurwald vor unserer Haustür abgeholzt würde. Die Baustelle liegt zwar gut 100 Meter entfernt, aber der Wind bläst mir das grelle Prasseln von Schottersteinen, die von einem Lastwagen gekippt werden, genau ins Ohr. Als ob man nur darauf warten würde, wann ich wieder Homeoffice habe, legen sie los: Presslufthammer, Bohrmaschinen, Pfosten in den Boden rammen, mit dem Hochdruckreiniger das Auto waschen. Zur Krönung kam jüngst der Vorplatz von unserem Daheim dran: Nichts übertrifft eine Steinsäge mit ihrem kreischenden Inferno.

Wie gut, zieht der Herbst ein, es wird ruhiger. Wenn jetzt nur nicht die Saison der Laubbläser begänne… Eigentlich ist das Geschnatter in der Redaktion ganz angenehm.