Heute vor 75 JahrenVon vermeintlichen Spionen und Maikäfern
Ein Blick ins Zeitungsarchiv: Was heute vor 75 Jahren in der Region für Schlagzeilen sorgte.
Im «Anzeiger von Horgen» wird im Frühling 1945 auf eine Falschmeldung hingewiesen. So hat die Radiostation Atlantiksender offenbar die Nachricht verbereitet, ein gewisser Hans Gut aus Thalwil habe der SS Schweizerpässe angeboten, um so ausgerüstete Spezialisten in die Schweiz zu schmuggeln, damit sie von hier aus gegen die Besatzer Deutschlands weiterkämpfen könnten. Man wisse, dass «dieser Sender nicht immer nur die lautere Wahrheit in den Äther funkt», meint der Anzeiger spitz. Hans Gut sei seit dieser Falschmeldung «des öfteren persönlichen und telefonischen Anrempelungen schlimmster Sorte ausgesetzt». Der Textilfachmann sei zwar immer wieder via Berlin nach Schweden gereist. Dies aber nur, weil er seit Kriegsbeginn im Dienste der Schweiz in die Handelsgespräche involviert sei. Der Anzeiger spekuliert, dass sich dereinst die Polizeiorgane für diese merkwürdige Angelegenheit interessieren könnten.
Zu dieser Zeit werden die Grundeigentumsbesitzer und Pächter im Bezirk Meilen zur Maikäfer-Einsammlung aufgeboten. Das eidgenössische Kriegsernährungsamt hatte kurz zuvor entschieden, dass diese Einsammlung obligatorisch sei, «im Interesse der Sicherstellung der Landesversorgung mit Lebens-und Futtermitteln». Sobald die ersten Insekten auftauchen würden, müsse mit der Einsammlung begonnen werden, heisst es. Wer mehr als die Pflichtmenge sammelt, erhält pro zusätzlichem Liter Insekten 30 Rappen. Wer zu wenig sammelt, wird mit 50 Rappen pro fehlendem Liter Maikäfer bestraft. Wer gar nicht sammelt, kann mit bis zu 50 Franken bestraft werden. Wie viele Liter Insekten aber genau gesammelt werden müssen, geht aus der Anzeige nicht hervor.
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