Hass im FussballVon «Arsch» bis «Nazis»: So schimpfen Fussballfans
Verlieren ihre Clubs, geraten die Anhänger auch in den sozialen Medien in Wallung. Eine Studie zu deutschen Twitter-Usern zeigt die schlimmsten Beleidigungen.
Manuel Neuer hat sich unfreiwillig zum Patron einer aussergewöhnlichen, neuen Studie gemacht: Während der 0:6-Pleite gegen Spanien schrie der frustrierte deutsche Goalie diese Woche «Liebe machen» in den Himmel. Neuer wählte allerdings eine deutlich unelegantere Variante mit «f…».
Mit Schimpfwörtern so richtig Dampf ablassen tun auch Fussballfans. Nicht nur in Deutschland – aber natürlich auch. Das lässt wie sich anhand von 246’551 deutschsprachigen Tweets zwischen dem 1. und 28. Oktober zu den 18 Clubs der 1. Bundesliga zeigen. Die Arbeit wurde von einem Wettanbieter in Auftrag gegeben. Der Fluch von Manuel Neuer kommt zumindest in den Top 10 der meistverwendeten Schimpfwörter nicht vor.
Schalke 04 an der Negativ-Spitze
«Arsch» führt dieses Negativ-Ranking knapp vor «verdammt» und «Idioten» an. Auch «Hurensohn», «scheisse» oder «Nazis» fanden sich in den Fan-Tweets zu den Vereinen immer wieder – und bezogen sich gerne auf die eigene Clubführung. Gerade wenn das Lieblingsteam mal wieder mies spielte.
Dass darum in den Tweets zu Schalke, Union Berlin und Hertha BSC die Beleidigungsquote am höchsten war – also die Zahl an beleidigenden Beiträgen im Verhältnis zu den gesamten Tweets – erstaunt wenig. Immerhin 3,6 Prozent waren es beim meist betroffenen Club: Schalke.
Vergleichsweise wenig Schmäh-Twitter-Beiträge gab es hingegen zu den erfolgreichen Bayern aus München (0,5 Prozent), dem Schlusslicht im Ranking, was für einmal positiv gemeint ist. Zumal mit Abstand am meisten über die Münchner gezwitschert wurde. Fast ein Drittel aller Tweets im untersuchten Zeitraum (78’300) ging an die Adresse des Serien-Meisters.
Sexuell und fäkal schimpfen
Dass erbosten deutschen Fans wiederum «Arsch» am raschesten in den Sinn kommt bzw. in die Fingerspitzen gleitet, ist für Sprachwissenschaftler wenig erstaunlich. Während Amerikaner, Engländer oder Italiener sexuell aufgeladen schimpfen, wird es im deutschsprachigen Raum eher fäkal.
Der deutsche Sprachforscher Hans-Martin Gauger sagte es gegenüber der «Stuttgarter Zeitung» einst so: «Wir schimpfen, beschimpfen, beleidigen und fluchen vorwiegend exkrementell, während alle anderen Sprachen um uns herum – ich habe ja rund 15 Sprachen in diesem Punkt untersucht – dies vorwiegend sexuell machen. Fäkalausdrücke laufen da nur noch so mit. Es existiert tatsächlich ein deutscher beziehungsweise deutschsprachiger Sonderweg.»
Eine Krankheit soll nach dir benannt werden!
Weil «Arsch» nun aber eher unoriginell ist, ein paar Hinweise zum kreativeren Schimpfen. Mittels «The Ultimate Insult Generator» lassen sich – gemäss Eigenwerbung zum Buch – über 60 Millionen «brillante Verbalinjurien für jede Situation kreieren». Wer im Deutschen gekonnt fluchen will, sollte sich «Das Feuchte & das Schmutzige. Kleine Linguistik der vulgären Sprache» des erwähnten Gauger beschaffen.
Denn er zeigt auf, dass man durchaus galant schimpfen kann, anhand von zwei Beispielen, die in Israel gebräuchlich sind und gerade noch Tweet-Länge aufweisen: «Eine Krankheit soll nach dir benannt werden!» Und: «Du sollst viel, viel Geld verdienen, aber alles wieder ausgeben müssen für die Ärzte, die du brauchen wirst!»
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