Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

4. Advent in Zürichs Altstadt
Vier Kirchtürme in Regenbogenfarben

default
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Es war eine ziemlich verrückte Idee, die der Lichtkünstler Gerry Hofstetter und der Grossmünsterpfarrer Christoph Sigrist ausbrüteten: Die Zürcher Innenstadt soll zu einem Adventskranz des Friedens werden.

Am Samstagabend um 20 Uhr fand das Adventsprojekt seinen Abschluss, das damit begann, dass am Abend vor dem ersten Adventssonntag der Turm von St. Peter angestrahlt wurde.

Am Abend vor dem letzten Advent wurden nun alle vier Türme der Altstadtkirchen illuminiert. Das Spektakel wurde von Hunderten von Schaulustigen beobachtet – und vor allem fotografiert.

Ziemlich knifflig

Gerry Hofstetter hatte zwar mit seinen leistungsstarken Projektoren während der Corona-Epidemie bereits einmal das Matterhorn erleuchtet, doch war dieses Projekt für ihn eine besondere Herausforderung.

«Mitten in der Stadt mit all dem Licht, aber auch mit all den Vorschriften und Auflagen ein solches Spektakel zu realisieren, war knifflig», sagt er. So muss zum Beispiel der Lichtstrahl mindestens 4,20 Meter über Boden sein, damit keine Autolenker geblendet werden.

Dass er es trotzdem geschafft hat, beim Fraumünster quasi um die Turmecke herum und kaum verzerrt den Schriftzug «Solidarität» zu platzieren, freut ihn besonders. Eine Steigerung erwarte ihn in ein paar Wochen. Nicht in Zürich, sondern in New York. «Es wird eine ziemlich benebelte Sache», verspricht er. Mehr verraten will er nicht.

Farbenfrohe Kirchtürme: Am Samstag thematisierten sie die Vielfalt.

Hofstetter erzählt all dies, während er an zwei Projektoren hantiert. Der eine ist auf das Fraumünster gerichtet, mit dem anderen strahlt er St. Peter an. Und auf der anderen Seite der Limmat sitzt ein Mitarbeiter in einem Kastenwagen hinter einem weiteren solchen Projektor und beleuchtet die beiden Grossmünstertürme.

Vier Türme mit einem Blick

Es ist nicht ganz einfach, alle vier beleuchteten Kirchtürme mit einem Blick zu erfassen. «Stellt mal das Licht im Helmhaus ab«, fordert ein ambitionierter Fotograf, der von der Rathausbrücke aus die Grossmünstertürme fotografieren will, auf denen soeben Friedenstauben erschienen sind.

Friedenstauben erschienen auf den Grossmünstertürmen.

Was den Pfarrer auch noch freut

Christoph Sigrist freute sich jeweils nicht nur über die Kirchturmkerzen, sondern auch über die Gespräche, die ab 19.15 Uhr im Durchgang des Helmhauses zustande kamen. Am letzten Samstag sprach Stadtpräsidentin Corine Mauch über Solidarität, gestern Abend waren der Imam Kerem Adigüzel und Rabbiner Ruven Bar Ephraïm Ehrengäste.

Es ist kurz nach 18 Uhr und auf der Münsterbrücke müssen Velofahrende absteigen, weil sie sich kaum mehr durch die Menschenmenge schlängeln können. Auf der Fassade des Fraumünsters leuchten nun lauter kleine Kerzen. Und St. Peter wird in die Farben des Regenbogens getaucht. «Diversität!», ruft jemand. Und erntet Applaus.

Leserinnen und Leser haben uns geschrieben, wie sie im letzten Jahr Vielfalt positiv erlebt haben. Hier eine Auswahl.

Hallo Vielfalt!

Ich, pensionierte, aber wieder leidenschaftlich tätige Kindergartenlehrerin, habe kürzlich eine Stellvertretung angenommen. In diesem Kindergarten stand eine Geburtstagsfeier an. Der Ablauf der Feier war strukturiert durch kleine Bildtäfelchen, auf deren Rückseite ein Symbol für einen Teil der Feier zu sehen war.

Auf einer Rückseite kamen Noten zum Vorschein, was bedeutete, dass das Geburtstagskind die Sprache des Glückwunschliedes wählen konnte. Dabei dachte ich an Schweizerdeutsch oder vielleicht auch Englisch.

Aber nein: Das Geburtstagskind (aus der CH) wünschte sich das Lied auf Albanisch. Es fände das schön, erklärte es, und die ganze Klasse sang das Lied freudig mit. Ein Naseweis klärte mich auf: «Wir können dieses Lied auch noch Portugiesisch, Kroatisch, Russisch, Englisch, Italienisch und in weiteren Sprachen singen.»Wie schön. Hallo Vielfalt! (Claire Wagner, Altendorf)

Integratives Turnerchränzli

Unser Dorf feiert! Das Turnerchränzli ist ein Grossanlass, wie wir – nach fünf Jahren immer noch Neuzuzüger – überrascht feststellen. Das Diminutiv ist trügerisch: Mehrmals ist die Halle proppenvoll, und auf der Bühne tummeln sich die Turnerinnen und Turner, führen ihre Kunststücke vor, mit toller Choreografie, lauter Musik, Blitzlicht und anderen Effekten.

Zahlreiche Kinder, Jugendliche und Erwachsene, sogar Senioren der Männerriege treten auf, und ihre Angehörigen im Publikum machen mit, singen, tanzen, applaudieren jeder Nummer. Viele bekannte Gesichter sind darunter, aber auch sehr viele, die wir zum ersten Mal sehen. Unsere indische Nachbarsfamilie macht begeistert mit. Was, so gross ist unser Dorf, denke ich erstaunt. (Matthias H., Mettmenstetten)

Essen verbindet

An unserem Generationenmittagstisch begrüssen wir die unterschiedlichsten Personen. Vom Kleinkind zum über 90-Jährigen, über energiegeladene Schulkinder bis zu zurückhaltenden Einzelgängern und Geschäftsleuten. Was für ein bunter Mix an Geschichten, Lebenserfahrungen und Ideen. (Sabine Ganz, Rafz)

Plädoyer für etwas Unordnung

Wie gut, reisst der Biber keine Schafe. Nicht auszudenken, wenn auch zur Jagd auf den sympathischen Nager geblasen würde. So aber darf er weiterhin Bäume fällen, Kulturland überschwemmen, Badeanstalten unter Wasser setzen und – wie schön! - ein wenig Unordnung und Vielfalt in unsere oft allzu aufgeräumte Schweiz bringen. (Franziska Schädel, Dietikon)

Vielfalt ist ansteckend

Adventsgottesdienst mit südamerikanischer Musik, mitreissend gespielt und gesungen von Menschen aus den verschiedensten Ländern. Das ist globalisierter Alltag. Nicht alltäglich die ansteckende Wirkung: Die Zuhörenden vergessen ihre eidgenössische Zurückhaltung und wippen, klatschen, tanzen, singen mit, wo sie können, vor Begeisterung aus dem Häuschen.

Warnung: Vielfalt ist hoch ansteckend, vor allem wenn der Erreger als rhythmisches Virus auftritt. (Max Elmiger, Bülach)

Der Fotograf Frank Schwarzbach hat den «Adventskranz des Friedens 2023» festgehalten. 55 Unikate werden am 18. Januar um 18 Uhr in der Wasserkirche zugunsten des Zürcher Spendenparlaments verkauft.