Vierschanzentournee der SkispringerSchummeln sich die Österreicher zum Gesamtsieg?
Die ÖSV-Adler dominieren die Tour nach Belieben. Spekulationen über unlautere Mittel stehen deshalb im Raum. Der SRF-Experte klärt auf.

Stefan Kraft vor Jan Hörl und Daniel Tschofenig. So lautete das Resultat des Auftaktspringens in Oberstdorf und beim dritten Springen in Innsbruck. Nur zwischendurch in Garmisch-Partenkirchen konnte mit Gregor Deschwanden ein Schweizer die österreichische Dominanz unterbinden. Er wurde hinter Tschofenig und vor Michael Hayböck Zweiter.
Dass die ÖSV-Adler bei der diesjährigen Vierschanzentournee derart stark springen, rief die Konkurrenz auf den Plan. Zuerst vermutete diese, die Anzüge könnten manipuliert sein. Diese werden aber vor jedem Springen kontrolliert, und deshalb stellte der zuständige Mann bei der FIS klar: «Auf meiner Kappe steht FIS und nicht ÖSV.» Er würde erkennen, wenn andere Stoffe in den Anzug eingenäht würden, so Christian Kathol weiter.
Für das Schweizer Fernsehen vor Ort ist Experte Marco Grigoli, der einst selbst Springer war. Der Bündner hat zuletzt in Innsbruck die Anzüge verglichen, etwas Spezielles aufgefallen ist ihm nicht. «Dass nun vom Schummeln gesprochen wird, ist der völlig falsche Ansatz und unangebracht. Es schmälert die Leistungen der Besten. Fakt ist: Im Materialsektor sind die Österreicher hervorragend aufgestellt, viele Techniker kümmern sich um jedes Puzzleteil.» Angriffsfläche gebe es wohl nicht zuletzt deshalb, weil der Materialkontrolleur des Skiweltverbandes FIS selbst ein Österreicher sei.
Auch die Bindungen führen zu Spekulationen
Nach den Anzügen standen die Bindungen der Österreicher im Fokus. Beim letzten Wettkampf in Innsbruck wurden diese nach der Qualifikation und dem Springen abgedeckt, was erneut zu Spekulationen führte. «Natürlich schaut momentan jeder auf uns, weil wir so dominant sind», sagte ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl im österreichischen Fernsehen. Und: «Es sieht einfach gut aus. Bindungen sind sehr teuer. Die Athleten haben schon genügend, aber auch nicht so viele Ersatzteile.»
SRF-Experte Grigoli sagt dazu: «Ich sah die Bindungen aus relativ geringer Distanz, und während der Wettkämpfe werden diese auch gefilmt. Verstecken kann man nichts.» Dass die Bindungen abgedeckt werden, ist nichts Ungewöhnliches. Denn wenn ein Ski zu Boden fällt, könnten sie Schaden davon tragen. Grigoli sagt überdies, dass die Österreicher mit dem Abdecken des Materials schon einen Vorteil hätten: «Die Konkurrenz zerbricht sich den Kopf darüber, was da abgehen könnte. Das kostet nur Energie.»
Der ehemalige norwegische Weltmeister Anders Jacobsen vermutete derweil, dass die Österreicher ihre starken Leistungen mit einer Carbon-Einlage im Schuh erreichen würden.
Österreichische Meisterschaften um den Gesamtsieg
Es ist davon auszugehen, dass die Österreicher auch das Abschlussspringen der Vierschanzentournee am frühen Abend in Bischofshofen dominieren. Der Kampf um den Gesamtsieg verspricht zudem Hochspannung. Leader Kraft liegt umgerechnet nur 33 Zentimeter vor Hörl. Der hat wiederum nur 39 Zentimeter Vorsprung auf den Drittplatzierten Tschofenig. Bester Nicht-Österreicher ist Gregor Deschwanden auf dem 4. Gesamtrang. Der Rückstand des Schweizers auf Tschofenig ist vermutlich aber zu gross, um sich noch Hoffnungen auf das Podest machen zu können.
Nach der Vierschanzentournee werden sich die Spekulationen um die österreichischen Springer wohl wieder legen. So wie das vor 15 Jahren bei Simon Ammann geschah. Dass er sich 2010 in Vancouver zum zweiten Mal nach 2002 in Salt Lake City zum Doppelolympiasieger kürte, war unter anderem auf seinen revolutionären krummen Bindungsstab zurückzuführen, der damals für Aufsehen sorgte.
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