Attacke aus dem HinterhaltVier Personen im Notfall – Unbekannter schlägt auf Velofahrende ein
Er kam im Dunkeln und von hinten: Die Basler Kriminalpolizei fahndet nach einem Velolenker, der am Montag vier Personen beim Überholen mit einem gefährlichen Gegenstand spitalreif geschlagen hat.
Über den Kurznachrichtendienst Whatsapp und über Facebook hat sich die Warnung bereits am frühen Montagabend verbreitet: Ein Mann fahre derzeit durch die Stadt Basel und schlage anderen Velofahrern mit einer Metallstange von hinten auf den Kopf. Fünf Personen seien innerhalb einer Stunde beim Notfall eingeliefert worden.
Erst nach Mitternacht folgt die Mitteilung der Basler Staatsanwaltschaft (Stawa): Zwischen 18 und 19.30 Uhr habe ein unbekannter Mann insgesamt fünf Fahrradfahrende verletzt. Die Sanität brachte vier davon in ein Spital. Diese seien an unterschiedlichen Orten in der Stadt mit einem «gefährlichen Gegenstand» verletzt worden. Dass es sich dabei wie behauptet um eine Metallstange gehandelt hat, kann die Stawa auf Anfrage nicht bestätigen.
Der Täter – selbst mit einem dunklen Velo oder E-Bike unterwegs – schlug jeweils beim Überholen zu. Bei den Geschädigten handle es sich insgesamt um vier Frauen und einen Mann, laut Communiqué zwischen 29 und 55 Jahre alt. Über den gesundheitlichen Zustand und die konkreten Verletzungen der Opfer geben weder die Staatsanwaltschaft noch das Universitätsspital Basel auf Anfrage eine Auskunft. Dies aufgrund des Amts- und Untersuchungsgeheimnisses, aber auch mit Blick auf die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen.
Bisher hat die Polizei nur Einzelfälle registriert
Die Kriminalpolizei des Kantons Basel-Stadt hat ein Verfahren gegen unbekannt eingeleitet und ermittelt nun. Es handle sich um schwerwiegende Straftaten. Die Fahndung war bislang aber erfolglos, weshalb dringend Zeuginnen und Zeugen oder weitere Opfer gesucht werden. Auffälligkeiten sollten möglichst rasch der Polizei gemeldet werden, sagt Martin Schütz, Mediensprecher der Stawa. Der Unbekannte ist laut Polizei 180 bis 185 Zentimeter gross und hat eine schlanke Statur. Er trug zum Tatzeitpunkt eine schwarze Jacke und eine dunkle Kappe oder Kapuze.
Insbesondere weil der Mann noch auf freiem Fuss ist, stellt sich die Frage: Ist mit weiteren Attacken auf Velofahrende zu rechnen? Wie diese Zeitung aus zuverlässiger Quelle weiss, ist es in Basel nämlich bereits vor einigen Wochen zu mindestens einem ähnlich gelagerten Fall gekommen. Eine Frau wurde von hinten mit einem Gegenstand geschlagen. Sie stürzte vom Velo und musste von einer Passantin betreut werden.
Ob dieser oder andere Vorfälle – vor ziemlich genau drei Jahren wurde einem Radfahrer in Basel ein Becher Benzin ins Gesicht geschüttet – im Zusammenhang mit den Attacken vom Montag stehen, ist unklar. Martin Schütz sagt: «In der Vergangenheit hat es Einzelfälle gegeben, in denen Velofahrerinnen oder Velofahrer von Fussgängern oder anderen Fahrradfahrern tätlich angegangen worden sind – aus sehr unterschiedlichen Motiven. Dass mutmasslich eine einzelne Täterschaft innerhalb einer kurzen Zeit nacheinander und an unterschiedlichen Örtlichkeiten mehrere Radfahrerinnen und Radfahrer attackiert, dürfte so in Basel-Stadt noch nie vorgekommen sein.»
«Situation ist wahnsinnig unangenehm»
Unklar ist auch, wer die Warnung via soziale Medien in Umlauf gebracht hat. Naheliegend ist eine Person im Umfeld des Notfalls am Universitätsspital Basel. Dass die Verfolgungsbehörden erst nach Mitternacht über die Vorfälle informierten, habe fahndungstaktische Gründe: «Selbstverständlich ist auch die Frage nach einer Warnung intern diskutiert worden», so Schütz. Da es nach der letzten Meldung kurz nach 20 Uhr keine Hinweise auf Folgetaten gegeben habe, habe man aber entschieden, auf eine Warnung zu verzichten und den Zeugenaufruf erst um 0.18 Uhr im Internet zu publizieren. Schütz: «In einer solchen Situation muss sich die Polizei zunächst einen verlässlichen Überblick verschaffen; die fachliche Betreuung von Geschädigten, die akute Gefahrenabwehr sowie sofortige Fahndungen nach mutmasslichen Täterschaften stehen im Vordergrund.»
Beim Basler Team der Kurierzentrale herrschte am Montagabend grosse Aufregung. Mittlerweile habe sich diese aber gelegt, sagt der Geschäftsführer Jérôme Thiriet. 25 Personen schickt der Velokurier täglich auf die Strasse. Ratschläge, die über die normalen Vorsichtsmassnahmen hinausgehen, habe er seinen Angestellten nicht gegeben, sagt Thiriet. Auch Anina Ineichen, Co-Präsidentin des Regionalverbands Pro Velo beider Basel, zeigt sich pragmatisch: «Ich werde deswegen nicht auf mein Velo verzichten. Die Situation ist zwar wahnsinnig unangenehm. Aber wir vertrauen darauf, dass die Kriminalpolizei den Täter möglichst rasch fassen kann.»
Fehler gefunden?Jetzt melden.