Geldblog: Anlagetipps für PK-GelderVerwaltungsmandat oder Eigenregie?
Wer absolut keine Erfahrung in Anlagefragen hat, sollte die Verwaltung seines Vorsorgekapitals delegieren.
Ich hatte eine Kundenberatung bei der ZKB wegen der Investition meines Pensionskassengeldes. Es sollte sicher angelegt werden. Mit Fonds kann ich aber nicht an die GV gehen. Zum Beispiel bei Nestlé werden die Aktionäre reichlich beschenkt. Ist es sinnvoll, selber über die Bank einzelne Schweizer Aktien zu kaufen und dort ins Depot zu legen? Welche Schweizer Aktien würden Sie in meinem Fall empfehlen? Leserfrage von R.F.
Es ist richtig, dass Sie nicht selbst Ihre Stimmrechte als Aktionär ausüben können, wenn Sie anstelle von Einzelaktien Anteile von Anlagefonds oder Exchange Traded Funds ETF halten. Die Stimmrechte werden in diesem Fall von den Fondsfirmen ausgeübt. Damit entgehen Ihnen Aktionärsgeschenke wie sie etwa Nestlé, Lindt&Sprüngli oder Bell jeweils anlässlich der Generalversammlung abgeben. Doch der bei vielen Privatinvestoren beliebte Brauch, dass es nach einer Generalversammlung einen schönen Apéro und eine kleine Aufmerksamkeit gibt, dürfte ohnehin an Bedeutung verlieren. Wegen der Coronakrise mussten Generalversammlungen virtuell durchgeführt werden. Ich bin sicher, dass auch nach der Krise Börsenfirmen stärker auf virtuelle Aktionärsversammlungen setzen und Aktionärsanlässe mit physischer Präsenz weniger relevant werden.
Unabhängig davon rate ich Ihnen dringend davon ab, sich bei Ihren Anlageentscheiden von allfälligen Aktionärsgeschenken leiten zu lassen. Was nützen Ihnen schöne Geschenke, wenn sich die Aktie allenfalls schlecht entwickelt und Sie später auf Buchverlusten sitzen? Mit Anlagefonds haben Sie den Pluspunkt, dass Sie wesentlich breiter diversifizieren können und auch mit kleineren Mitteln verschiedene grosse Märkte und Anlageklassen wie Aktien, Obligationen, Immobilien oder Rohstoffe abdecken können. Natürlich können Sie Einzelaktien wie Roche, Nestlé, Novartis, Zurich, Swiss Re oder Swisscom kaufen und profitieren von einer ansprechenden Dividendenrendite. Ich halte es aber für riskant, wenn Sie Ihr ganzes Pensionskassengeld in Einzelaktien investieren.
Hohe Verluste sind letztlich weit schlimmer als die Gebühr, die man für die professionelle Verwaltung seines Geldes zahlt.
Sie haben gegenüber der Bank den Anspruch ausgedrückt, dass Ihr Geld sicher angelegt werden soll. Wenn Sie auf einige wenige Einzelaktien setzen, tragen Sie letztlich ein Klumpenrisiko und müssen damit rechnen, dass Sie in schlechten Börsenphasen auf hohen Buchverlusten sitzen. Sie müssen sich fragen, welche Einkünfte Sie im Alter über die AHV-Rente hinaus noch haben. Wenn Sie das Pensionskassengeld brauchen, um Ihren Lebensstandard im Alter zu finanzieren, sollten Sie damit nicht grosse Risiken eingehen, sonst bleibt Ihnen unter Umständen zu wenig für den Vermögensverzehr im Alter.
Das PK-Geld sollte man meines Erachtens nur selbst anlegen, wenn man Fachkenntnisse in Anlagefragen, viel Erfahrung hat und die damit verbundenen erheblichen Risiken realistisch einschätzen kann. Wenn dies nicht der Fall ist, würde ich ein Vermögensverwaltungsmandat oder wenigstens eine Anlage über verschiedene Fonds nutzen, um eine breite Diversifikation und ein sinnvolles Chancen-Risiko-Verhältnis zu erreichen. Zwar kostet gerade ein Vermögensverwaltungsmandat einiges an Gebühren, die man natürlich gerne sparen möchte. Ohne Finanzkenntnisse läuft man aber Gefahr, dass man sein Kapital schlecht anlegt und dafür einen hohen Preis zahlt. Hohe Verluste sind letztlich weit schlimmer als die Gebühr, die man für die professionelle Verwaltung seines Geldes zahlt.
Vor diesem Hintergrund rate ich Ihnen, mit mehreren Banken zu sprechen und Ihre Optionen für die Anlage oder die Verwaltung Ihres Pensionskassengeldes abzuklären und sich die Gebühren aufzeigen zu lassen. Dann können Sie beurteilen, welche Möglichkeiten Sie haben, und leichter eine Entscheidung treffen. Bei der Anlage des Pensionskassengeldes sollte man keine Experimente eingehen – hier geht es um viel: nämlich um das Geld, für das Sie während des Erwerbslebens hart gearbeitet haben, und das Sie nun im Alter für Ihren Lebensstandard brauchen.
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