Formel-1-GP UngarnVerstappen von Rang 10 auf 1 – Ferrari macht es möglich
Der Weltmeister wird unverhofft Sieger in Ungarn. Weil die Scuderia Charles Leclerc das Leben einmal mehr schwer macht.

Es gibt Tage, da muss sich Charles Leclerc etwas blöd vorkommen, und sie kommen im Jahr 2022 oft vor bei seinem Team, der Scuderia Ferrari. Eigenartige Stoppstrategien und sonstige Entscheidungen kosteten den Monegassen Punkte im Kampf um den WM-Titel, der so langsam an Spannung verliert.
In Budapest nun ist es in Runde 40 soweit. Vorhin ging eigentlich alles gut für die Nummer 1 bei Ferrari, von Rang 3 gestartet, schaffte es sein Team, ihn bei der ersten Welle an Stopps an Teamkollege Carlos Sainz vorbei zu bugsieren. So durfte er sich auf die Jagd nach George Russell machen, der hatte das Rennen bis zur 30. Runde angeführt.
Vier Runden lang kämpfte Leclerc an, probierte es rechts, links, innenrum, aussenrum, aber Russell verteidigte sich: ruhig und unaufgeregt, mit einer bemerkenswerten Klasse für einen Fahrer, der in Budapest vor ziemlich genau einem Jahr Punkte für Williams geholt hatte, was an sich schon Seltenheit genug ist. Leclerc entscheidet das Duell der Hochbegabten dieses Sports für sich. Am Ende der Start-Ziel-Gerade geht der Monegasse das Risiko ein, zieht an Russell vorbei, alles gut also bei Ferrari.
Dann piept es über Leclercs Funkspruch
Aber eben, es kommt diese 40. Runde, 30 sind noch zu fahren, und Leclerc muss an die Box. Mit den weissen Reifen, den harten, kommt er wieder raus, es droht der Regen. Das muss bis ins Ziel reichen, denkt man sich. Aber keiner von den sechs Spitzenfahrern, neben Leclerc sind das Teamkollege Carlos Sainz, Max Verstappen, Sergio Pérez, Lewis Hamilton und Russell, fährt auf hart.
Leclerc merkt schnell, warum das so ist. Eine Runde ist er wieder auf der Strecke, noch nicht ganz warm mit seinen neuen Reifen, da überholt ihn Max Verstappen, kurz darauf funkt er seinem Team, was er vom Material hält. Nicht gerade viel, das lässt der Piepton über seiner Aussage vermuten. Er schafft es zwar kurzzeitig noch einmal an Verstappen vorbei, weil der sich dreht, der Niederländer braucht keine fünf Runden, damit sich die Dinge wieder drehen.
In der 49. Runde schickt Ferrari Sainz mit Medium-Reifen auf die Strecke, fünf Runden später wird Leclerc, nun auch von Russell wieder überholt, gleich mit weichen Reifen ausgerüstet. Der Schaden aber ist angerichtet, das Rennen im Eimer, es ist die nächste taktische Blamage für Ferrari, Leclerc wird Sechster, Sainz ist nur minim besser und Fünfter.
Ferrari-Teamchef Mattia Binotto fand vor dem Rennen in seinem vollsten Optimismus, es gebe keinen Grund, dass Ferrari nicht alle zehn verbleibenden Grands Prix gewinnen könnte und rief als Ziel gleich einmal einen Doppelsieg aus. Da war noch nicht einmal das Qualifying gefahren, Russell entschied es dann für sich, vor Sainz und Leclerc. Damit und den schlechten Klassierungen der Red-Bull-Fahrer (10 und 11), wurde Binotto noch bestätigt, aber was bringt aller Optimismus bei solchen Strategien?
Spielt Mercedes plötzlich wieder eine Rolle?
Der Sieg auf dem Hungarogring geht an einen, der nicht hätte gewinnen sollen: Max Verstappen. Gestartet war der Niederländer von Rang 10, das ist schon unangenehm genug, in Budapest aber noch einmal problematischer, weil das Überholen hier als fast unmöglich gilt. Dank der auf diese Saison eingeführten Änderungen an den Autos, gibt es aber sogar in Ungarn das eine oder andere Manöver, Russell gegen Leclerc, Hamilton gegen Russell, die Duelle sind packend.
Verstappen arbeitete sich bei diesem GP vor der Sommerpause kontinuierlich vor, es war eine Meisterleistung des Meisters, bereits in der achten Runde war er Sechster, in der zwölften dann Fünfter, weil sich ihm keiner in den Weg zu stellen vermochte. Er habe selbst nicht wirklich daran geglaubt, am Ende als Sieger dazustehen, sagt er nach dem Rennen. Er hat nun 80 Punkte Vorsprung.
Die Saison 2022 war bisher ein Zweikampf zwischen Red Bull und Ferrari. Nun zeigt Ungarn, dass in der zweiten Saisonhälfte auch Mercedes wieder mithalten könnte. «Wir schliessen die Lücke langsam», sagt Lewis Hamilton. Plötzlich sind die Bilder des hadernden Champions, der sich schmerzgeplagt aus seinem Wagen kämpft, vergessen, der siebenfache Weltmeister wird Zweiter, noch vor Russell, in Frankreich war es noch umgekehrt. Aber: Zum zweiten Mal in Folge stehen beide Mercedes-Piloten auf dem Podest. Bedeutet auch: Zum zweiten Mal in Folge ist da keiner von Ferrari zu finden.
Ein bitteres Ende hat der GP von Budapest auch für Alfa-Romeo: Valtteri Bottas, der von Rang 8 startete, zwischenzeitlich auf 13 zurückfiel und sich wieder in die Punkteränge kämpfte, scheidet in der zweitletzten Runde als einziger Fahrer überhaupt aus, Teamkollege Guanyu Zhou fährt auf Rang 13.
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